Weltraumklänge und Prinzessinnenmusik
Die romantische Kulisse im Meringer Lippgarten bietet dem Publikum bei der Sommerserenade des Orchesters der Musikfreunde einen doppelten Genuss
Mering Der Regenguss tags zuvor ließ Musiker und Organisatoren schon etwas bibbern. Doch die strahlende Sonne am Konzerttag ermöglichte das erhoffte Open-AirVergnügen im Lippgarten. Nach einer Regenpause im vergangenen Jahr konnte die traditionelle Serenade des Orchesters der Musikfreunde wieder im Freien stattfinden.
Im Schein der Abendsonne auf der Sitzbank unterm voll behängten Apfelbaum sich ganz den Disneymelodien oder Peer Gynts Märchenbildern hinzugeben, ist schon ein besonderer Genuss. Bei so viel Romantik kann die beste KonzertsaalAkustik nicht mithalten. Und so war die Zahl der Zuschauer auch sehr groß, die auf Stühlen und Bänken auf der Wiese Platz nahmen.
In einem Halbrund das Publikum, gegenüber die knapp 50 Musiker unter der Leitung von Wolfgang Raab, umrahmt von Bäumen als schützende Kulisse. Dieser Kreis bot den perfekten Rahmen, um sich für zwei Stunden in musikalischer Form von Taugenichtsen und Helden, Prinzen und Prinzessinnen erzählen zu lassen. So jedenfalls fasste Violinistin Christine Moretti in ihrer launigen und unterhaltsamen Moderation das bunte Konzertprogramm zusammen.
Fünf Stücke aus der Peer-GyntSuite bildeten den Auftakt und mit seiner Bühnenmusik zu Ibsens dramatischem Gedicht hatte Edvard Grieg, Norwegens musikalischer Nationalheld, überwältigenden Erfolg. Auf diese Suite eines Lügners und Betrügers folgte die des im berühmten Kino-Melodram gezeichneten Helden Forrest Gump.
Soundtracks zu den Zeichentrickfilmen „Die kleine Meerjungfrau“oder „König der Löwen“dürften vor allem dem jüngeren Publikum farbige Bilder aus ihrer Kindheit vor Augen gebracht haben. Junge Leute waren nicht nur unter den Zuhörern zu finden, sondern auch unter den Musikern. Das Orchester der Musikfreunde scheint keine Nachwuchsprobleme zu haben. Neu dabei war dieses Mal auch Gösta Sandler. Beim Frühjahrskonzert saß der 19-Jährige noch im Publikum, nun bei der Serenade im Lippgarten war er bereits einer der Cellisten im Kreise der Musiker. Auch die 17-jährige Idoia Wille spielt mit ihrer Geige erst seit eineinhalb Jahren als Mitglied im Ensemble. „Es ist mein erstes Mal im Lippgarten und das Zusammenspiel im Freien war gar nicht so schwierig wie zunächst befürchtet“, fand die frischgebackene Abiturientin.
Fürs Publikum war es auf jeden Fall ein Genuss und zu den Themen Tier- und Unterwasserwelt aus dem Repertoire der Musikfreunde gesellte sich auch noch das All. „Es klang ein wenig schräg, aber das gehört so, wenn es sich um sphärische Klänge handelt“, kommentierte Christine Moretti die OrchesterinDie terpretation des Weltraum-Epos Star Wars. Um auch die größte Herausforderung des Abendprogramms, den Danzón No. 2 des Mexikaners Arturo Marquez, in seiner ganzen südamerikanischen Rasanz und anspruchsvollen Rhythmik wirkungsvoll spielen zu können, verbrachte das Orchester im Vorfeld zum Konzert erstmals auch ein Probenwochenende in Violau.
Die Gruppe der Musiker im Alter von 17 bis 80 Jahren ist nicht nur altersgemischt, sondern setzt sich auch aus mehreren Nationen wie USA, Russland, China oder Brasilien zusammen. Musik verbindet eben. Jedes Jahr spielen die Musikfreunde ihr Sommerkonzert zugunsten der Ambulanten Krankenund Altenpflege und das Konzert wird von Sponsoren aus der Meringer Geschäftswelt unterstützt. Ohrenschmaus und Augenweide waren somit auch gleichzeitig noch wohltätiger Natur. Das begeisterte Publikum erhob sich am Ende des Konzerts nur ungern von seinen Plätzen und hätte noch länger im milden Sommerabend sitzen und lauschen mögen. Um mit dem Lob im Vokabular der zu Gehör gebrachten Filmmusik zu bleiben: Ganz großes Kino!