Sie flattern bis zur Kirchweih
Etwa 250 Flugenten hält Familie Wirth auf ihrem Geflügelhof. Um gutes Fleisch aufzubauen, haben die Tiere hier viel Zeit. Ihrem Namen machen nur die weiblichen Tiere alle Ehre
Horgau Anfang Juni sind sie eingezogen. 100 Flugenten im Alter zwischen drei und sechs Wochen. Die erste Charge dieses Jahres. Anfang Juli werden weitere 100 bis 150 Tiere auf dem Geflügelhof Wirth in Horgau dazukommen. Zeitlich versetzt, denn so werden die ersten Tiere bereits Anfang Oktober schlachtreif. Die Nächsten dann entsprechend später.
Dass die Aufzucht der Tiere derart lange dauert, macht das Fleisch der Flugenten vom Geflügelhof Wirth zur Delikatesse. Denn: Die Flugenten der Wirths watscheln etwa ein halbes Jahr herum und bauen so ein gutes Muskelfleisch auf. „Unsere Tiere werden artgerecht gehalten – so wie es sich gehört“, erklärt Josef Wirth stolz und mit Blick auf die vielen Jahre der Flugentenhaltung, die bereits in den 80er-Jahren begonnen hat. Zum Vergleich: Die Schnellmasthaltung, die in vielen anderen Betrieben praktiziert wird, dauert gerade einmal 60 bis 70 Tage. Entsprechend günstiger wer- den Flugenten aus der Schnellmasthaltung auch an Endverbraucher abgegeben.
Warum die Familie seit jeher auf die Aufzucht von Flugenten setzt, erklärt Uwe Wirth ganz einfach so: „Sie haben ein höheres Endgewicht.“Das heißt, der Fleischanteil ist hoch. Beliebt ist das Fleisch der Flugente auch aufgrund ihres vergleichsweise niedrigen Fettanteils. So liegt das Schlachtgewicht der Flugente zwischen drei und viereinhalb Kilogramm. Das Lebendgewicht liegt zwischen dreieinhalb und fünf Kilogramm.
Zum Vergleich: Die Pekingente hat zwischen drei und dreieinhalb Kilogramm Lebendgewicht. Die Hausente bringt nur zwei bis zweieinhalb Kilogramm auf die Waage. Die Smaragdente bringt mit 0,75 bis einem Kilogramm fast so wenig auf die Waage wie die Zwergente mit einem Durchschnittsgewicht zwischen einem und 1,2 Kilogramm. Auch die Hochbrutflugente ist mit 1,25 bis eineinhalb Kilogramm ein wahres Fliegengewicht und kann – anders als beispielsweise die Peking- ente – auch buchstäblich in die Luft gehen.
In der Fachliteratur wird die Flugente häufig als Warzenente bezeichnet. Diesen Namen hat sie aufgrund ihrer Gesichtszüge bekommen, die als nackt und warzig beschrieben werden können. Zudem hat die Flugente noch einen weiteren Spitznamen. Sie heißt auch Stummente, weil sie keine Stimme hat, sondern nur Zischlaute von sich geben kann. Das macht den Entenhaufen in Horgau alles andere als schnattrig.
Ihrem Namen als „Flugente“machen vor allem die weiblichen Tiere alle Ehre, denn sie sind sogar recht geschickte Flieger, wohingegen die (männlichen) Erpel meist zu viel Kilogramm auf die Waage bringen.
In Horgau werden die Tiere von Ida und Josef Wirth, den Eltern von Uwe Wirth, umsorgt. Die Nächte verbringen die Flugenten in ihrem Stall, die Tage draußen auf der Wiese mit den Gänsen. „Nur wenn die Tiere noch recht jung sind und noch Daunen haben, müssen sie auch bei Regen in den Stall“, erklärt Uwe Wirth eine Besonderheit der Flugenten-Haltung. Bis zur fünften oder sechsten Lebenswoche brauchen es die Tiere möglichst warm. Würden ihre Daunen Regen aufsaugen, würden sie schnell zu frieren beginnen. Haben sie die ersten Wochen gut überstanden, gilt gerade diese Wasservogelart als recht robuste Entenrasse. Auf der Wiese laufen die Tiere jedoch Gefahr, in die Fänge eines Wildvogels, etwa eines Milans, zu geraten. Zudem müsse man sie in den ersten Wochen auf dem Hof daran gewöhnen, dass sie ausreichend trinken.
Wie viel Spaß das Baden machen kann, finden sie hingegen umso schneller heraus. Heute dürfen sie in einem kleinen Pool planschen. Seit 2006, seit dem Neubau der Ställe außerhalb des Orts, dürfen die Tiere kein Bad mehr in der Roth genießen, die ihnen einst noch als natürliche Wasserquelle diente, erinnert sich Seniorchef Josef Wirth. Umgezogen sind mit ihnen auch Hühner und Gänse, die hauptsächlich im Hofladen und auf Märkten verkauft werden. Die Flugenten des Geflügelhofs werden auf Bestellung geschlachtet. Und zwar von Josef Wirth persönlich. Pünktlich zum Schlachttag, der stets auf den Mittwoch einer Woche fällt, herrscht dann Arbeitsteilung im Familienbetrieb. Josef Wirth bekommt zu Hochzeiten, also beispielsweise rund um Kirchweih, Martini und Weihnachten, Unterstützung von weiteren Familienmitgliedern.
Uwe Wirth hat im Familien-Trio die Aufgabe, die Tiere zu rupfen und weiß: „Das kann pro Tier 20 Minuten dauern.“Um effizienter zu werden, liebäugelt Vater Josef Wirth mit einer neuen Maschine, die er aber zunächst noch begutachten möchte. Mutter Ida Wirth ist für das Ausnehmen der Tiere zuständig. Bis die Tiere geschlachtet werden, dauert es noch einige Wochen. Schließlich darf die Flugentenschar in Horgau deutlich länger wachsen als in einem Mastbetrieb.
Bei Hitze lockt der eigene Pool