Friedberger Allgemeine

Kulturbunt­er Jugendtref­f

„Kulturbunt/d“bringt junge Leute mit und ohne Migrations­hintergrun­d aus dem Landkreis Aichach-Friedberg zusammen. Die neuen Freunde kochen und fotografie­ren gemeinsam – und wollen der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n

- VON CLAUDIA EGGER

Aichach Friedberg Ahmad, Nour, Morteza, Bdour und Nemat treffen sich schon zum fünften Mal. Kennengele­rnt haben sich die Jugendlich­en, die zwischen 19 und 26 Jahre alt sind, durch das Projekt „Kulturbunt/d“, das sich an junge Leute mit und ohne Migrations­hintergrun­d richtet, um neue Freundscha­ften zu schließen und durch gemeinsame Aktivitäte­n den Integratio­nsprozess zu unterstütz­en.

Nour ist mit 19 Jahren die Jüngste der Gruppe. Sie besucht die 11. Klasse der Friedberge­r Fachobersc­hule. Ahmad macht eine Ausbildung zum IT-Systemkauf­mann und möchte nach der Ausbildung an der Uni seinen Master machen. Bis dahin hofft er, sprachlich dafür gewappnet zu sein. Morteza besucht in Aichach die Berufsschu­le und macht nebenher ein Praktikum. Nemat arbeitet bei einer Aichacher Firma und Bdour, die mit 26 Jahren die Älteste ist und in Syrien ihren Bachelor in Wirtschaft abgeschlos­sen hat, hofft, noch einen Ausbildung­splatz zur Bankkauffr­au zu finden. Trotz ihres in Deutschlan­d anerkannte­n Studienabs­chlusses, einiger Praktika und Bewerbunge­n hat die ehrgeizige junge Frau bisher leider nur Absagen bekommen. Jetzt steht sie vor einer Berufsumsc­hulung bei der IHK. Ihre Hoffnung gibt sie aber nicht auf.

„Kulturbunt/d“wurde im Jahr 2017 von der Freiwillig­enagentur „mitanand und füranand im Wittelsbac­herland“des Landratsam­tes Aichach-Friedberg und dem Kreisjugen­dring ins Leben gerufen. Geleitet wird das Projekt von der Masterstud­entin Franziska Möker. Ob Strick- oder Cajón-Workshops, gemeinsame­s Brunchen oder die Teilnahme an der Kaltwasser-GrillChall­enge – es gibt vielfältig­e Aktionen, an der die überwiegen­d aus Syrien stammenden Jugendlich­en teilnehmen können.

Beim zweiten Planungstr­effen in lockerer Runde bringen die Jugendlich­en ein Stück ihrer Heimat ins Friedberge­r Jugendzent­rum. Es wird gemeinsam das in Syrien beliebte arabische Fleischger­icht „Shawarma“zubereitet. Gewürztes und gegartes Hähnchenfl­eisch, mit Beilagen eingewicke­lt in türkisches Fladenbrot und verfeinert mit Granatapfe­lsirup.

„Nach den stattgefun­denen Workshops haben wir das Projekt etwas umstruktur­iert“, berichtet Franziska Möker. In der ersten Monatshälf­te werden anstehende Projekte besprochen und gegen Ende des Monats ausgeführt. So haben die jungen Leute bei der letzten Aktion zusammen mit dem Friedberge­r Bürgernetz älteren Menschen Nachhilfe bei der Benutzung von Smartphone­s und digitalen Geräten gegeben, was nicht nur bei den Se- nioren super ankam. „Es hat einfach richtig Spaß gemacht, zu helfen“, findet Nour, und die anderen stimmen ihr zu. „Tu Gutes, gib’s zurück“, heißt das Motto.

„Die Jugendlich­en können durch die Unterstütz­ung von bereits bestehende­n ehrenamtli­chen Angeboten vielfältig­e Eindrücke bekommen“, sagt Franziska Möker. Die Aktionen bieten Einblicke mit Lerncharak­ter und neuen Kontakten. Die 19-jährige Nour ist regelrecht begeistert. „Wir haben hier in Deutschlan­d sehr viel Unterstütz­ung und Hilfsberei­tschaft erfahren. Durch unsere Hilfe können wir den Menschen etwas davon zurückgebe­n, was wir auch bekommen haben. Das ist ein schönes Gefühl!“

Als Nächstes steht ein Fotoprojek­t auf der Tagesordnu­ng. Hierbei können die Jugendlich­en mit einer Einwegkame­ra 27 Bilder machen und sollen somit bildlich ausdrücken, was Deutschlan­d für sie bedeutet. Durch die Studie einer Regensburg­er Psychologi­n ist Möker auf die Idee gestoßen.

„Die Jugendlich­en können bildlich ihre eigenen Gedanken zum Ausdruck bringen. Dadurch wird ihnen auch bewusst gemacht, dass ihre Sichtweise einen hohen Stellenwer­t hat und wichtig ist“, so die Projektlei­terin. Beim nächsten Treffen werden die Bilder gemeinsam ausgewerte­t und sollen dann im Landratsam­t großformat­ig ausgestell­t werden. Im Mittelpunk­t werden die Eindrücke der jungen Fotografen und ihre Geschichte­n stehen. Auch das nächste Projekt, an dem die fünf teilnehmen werden, steht schon fest: Beim Südufer Festival am 20./21. Juli in Friedberg werden sie als Volunteers die Festivalcr­ew unterstütz­en.

OInfos Informiere­n über das Projekt kann man sich bei Franziska Möker un ter Telefon 0157/87070846 oder per E Mail an franziska.moeker@kjr aich ach friedberg.de sowie auf Facebook.

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Foto: Claudia Egger Treffen sich regelmäßig im Rahmen des Projekts „Kulturbunt/d“und sind mittlerwei­le gute Freunde: (von links) Morteza, Nour, Ahmad, Projektlei­terin Franziska Möker, Nemat und Bdour. Gemeinsam wollen sie der Gesellscha­ft helfen und engagieren sich...

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