Aichacher Schüler erkunden Berlin
29 Neuntklässler der Wittelsbacher-Realschule reisen in Hauptstadt und blicken auf deutsch-deutsche Geschichte. Lustige und schockierende Eindrücke wechseln sich dabei ab
Aichach „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“– so hieß es für 29 Neuntklässler der WittelsbacherRealschule in Aichach. Die Studienreise hat sich inzwischen etabliert und soll den Schülern die jüngere Geschichte Deutschlands und die politische Gegenwart verdeutlichen. Im Zuge des Unterrichts hatten de Lehrerinnen Christina Seidel und Angelika Wölfle die Exkursion vorbereitet. Sie verbrachten kurzweilige Tage mit den Schülern in der Bundeshauptstadt.
Der inzwischen pensionierte Diethard Höhne hatte das Projekt 2009 ins Leben gerufen. Er begleitete die Fahrt als Reiseführer.
Auf der Hinfahrt machten die Teilnehmer auf ungefähr halber Strecke halt, um das kleine Grenzdorf Mödlareuth zu erkunden. Vier Jahrzehnte verlief die innerdeutsche Grenze zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik (DDR) mitten durch das Dorf. Es ist als „Little Berlin“bekannt geworden.
So beklemmend ist ein Atomschutzbunker
Am nächsten Tag begaben sich die Jugendlichen im interaktiven Erlebnismuseum „The Story of Berlin“auf eine historische Zeitreise. Auf vier Etagen werden in dem Museum die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Berlins lebendig dargestellt. Im Anschluss erlebten alle, wie beklemmend ein Atomschutzbunker als Folge des Kalten Krieges sein kann. Es folgte eine Führung entlang der Bernauer Straße, wo auf dem früheren Grenzstreifen noch immer ein Teil der Berliner Mauer steht. Der lange Tag endete mit dem Besuch des Bundeskanzleramtes. Dort erhielten die Teilnehmer Einblicke in die Arbeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch des Bundestages im Reichstagsgebäude. Bei einem Informationsvortrag im Plenarsaal erfuhren die Schüler, warum die Hauptstadt Berlin als wichtigster Ort politischer Entscheidungen der Bundesrepublik Deutschland gilt. Sie hätten gerne auch die berühmte Glaskuppel erklommen, doch sie war wegen Reinigungsarbeiten nicht zugänglich. Die Schüler hatten auch die Möglichkeit, mit einem Mitarbeiter der SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr zu sprechen.
Am Tag darauf besuchten die Realschüler das Holocaust-Denkmal im Stadtzentrum und wurden so mit einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte konfrontiert: 2711 Stelen veranschaulichen hier die Ermordung der Juden Europas im Zuge des Nationalsozialismus. Als schockierend erwiesen sich authentische Zeitzeugnisse – handgeschrieben von Menschen, die damals kurz vor ihrer Ermordung standen. Am Nachmittag erkundeten die Neuntklässler die Hauptstadt mit dem Fahrrad – und zwar dort, wo Berlin als „arm, aber sexy“gilt: in Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain. Wie in den vergangenen Jahren machte das den Teilnehmern besonders viel Spaß. Am letzten Tag stand noch ein Besuch im ehemaligen Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen auf dem Programm, wo einst Menschen inhaftiert wurden, die der kommunistischen Diktatur der ehemaligen DDR im Weg standen.