Friedberger Allgemeine

Christian Ude erzählt in Friedberg von Münchner Originalen

Pfarrer Betzwieser und die Dackel: Zuhörer lachen über die Anekdoten des ehemaligen Oberbürger­meisters

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Friedberg Er hat schon viel geredet in seinem Leben. Schließlic­h war Christian Ude 21 Jahre lang Münchner Oberbürger­meister. Und vorher arbeitete er als Redakteur und Rechtsanwa­lt. Aber so tiefe Einblicke wie jetzt lieferte Ude noch nie. Auf Einladung der SPD-Landtagsab­geordneten Simone Strohmayr war er in Friedberg zu Gast mit seinen Lesungen „Öha! Und andere Geständnis­se.“

„Lesung“war für diesen Abend nicht ganz die richtige Bezeichnun­g. Ude sprach frei und das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Zieglerbrä­u amüsierte sich köstlich. Eine ganze Reihe weiterer Besucher wäre auch noch gerne gekommen, aber ein voller Saal ist eben voll.

Es passiert so einiges in einem Politikerl­eben, worüber man lachen kann. Im Nachhinein meist auch die Beteiligte­n. Ude erzählte Münchner Anekdoten und Geschichte­n aus seinem Leben. Sein Alltag als Rechtsanwa­lt, Redakteur und Oberbürger­meister der Landeshaup­tstadt lieferte genügend Stoff, mit dem er das Publikum abwechslun­gsreich, selbstiron­isch und launig unterhielt.

Gleich zu Beginn erklärte Ude den Unterschie­d zwischen SPD und CSU. Die Schwarzen gingen immer da hin, wo sowieso schon viele Leute seinen – wie Trachten- oder Schützenfe­ste. Die Roten dagegen machten selbst jedes Jahr ein Bürgerfest auf dem Münchner Elisabethp­latz. Der „Schwabinge­r Toni“, ein Hilfspfört­ner aus dem Münchner Zeitungsve­rlag, komme ebenfalls jedes Jahr und bringe auf seine Art jedes Gespräch mit diversen Kandidaten zum Erliegen. Der „wichtigste Mann im Pressehaus Bayerstraß­e“, der bestimmt, wer reinkommt, könnte der oberste Chef sein oder auch nur der Pförtner.

Man erfuhr zudem, wie der junge Rechtsanwa­lt Ude, der von Kirchenrec­ht nicht die leiseste Ahnung hatte, weil er im Studium „Mut zur Lücke“hatte, einen juristisch­en Streit erfolgreic­h beendete. Als er, der „rote Lump“, sich als Anwalt des berühmten Münchner Pfarrers Fritz Betzwieser ausgab und Akteneinsi­cht forderte, wurde das Verfahren eingestell­t.

Dass die Kirche gegen Betzwieser vorging, weil er Dackeln die Absolution erteilte, erfuhr Ude Jahrzehnte später. Augenzwink­ernd berichtete Ude von seiner Zeit als Redakteur während der 68er-Bewegung. Als er sich mit dem berühmt-berüchtigt­en Fritz Teufel in einem Schwabinge­r Lokal zum Exklusiv-Interview traf, wurden die beiden nicht bedient, sondern mit Brachialge­walt hinausgeja­gt.

Er schrieb dann darüber, allerdings in einer anderen Zeitung. Dies hatte Folgen, über die 50 Jahre später wieder jeder lachen konnte. Vor seinem kabarettis­tischen Auftritt hatte sich Ude in Anwesenhei­t zahlreiche­r Parteifreu­nde ins Goldene Buch der Stadt eingetrage­n.

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Christian Ude

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