Friedberger Allgemeine

Ex Justizmini­sterin warnt vor Eingriff in Freiheitsr­echte

Sabine Leutheusse­r-Schnarrenb­erger fordert in Friedberg die Einhaltung der Verhältnis­mäßigkeit

- VON DANIEL WEBER

Friedberg Die CSU musste einiges einstecken auf dem Sommerempf­ang der FDP Schwaben in Friedberg: Sie sei maßgeblich schuld am „bizarren Kulturkamp­f“und den Machtrange­leien in der Politik, die momentan an der Tagesordnu­ng seien. Am Sonntag klagten die Freien Demokraten im Zieglerbrä­u aber nicht nur über die Regierung, sondern sprachen auch über Lösungen. Neben den Reden der Politiker sorgte auch die Augsburger Coverband Finally Famous für gute Stimmung.

„Die liberalita­s bavariae ist gefährdet“, stellte die stellvertr­etende Bezirksvor­sitzende der FDP Schwaben, Monika Müller, gleich zu Beginn fest. Das bayerische Polizeiauf­gabengeset­z gebe den Beamten weitreiche­nde Befugnisse und sei ein Eingriff in die Grundrecht­e aller Bürger. Dass Seehofer die Ausweisung von Flüchtling­en als Geburtstag­sgeschenk sieht, sei besorgnise­rregend.

Die Friedberge­r Stadträtin Conny Böhm gab den Anwesenden einen kurzen Überblick über die Entwicklun­gen in Friedberg. Besonders froh war sie darüber, dass das Schloss nun endlich zum Bürgerschl­oss werde, was die FDP sich schon lange gewünscht habe. „Sehr schön war die Demonstrat­ion gegen das Polizeiauf­gabengeset­z in Friedberg, die kürzlich stattfand. Die Teilnehmer waren sich über politische Grenzen hinweg einig in ihrem Anliegen.“

Karlheinz Faller, dem Spitzenkan­didaten der FDP Schwaben für den Landtag 2018, war das Miteinande­r ebenfalls wichtig: Mit den Worten „Europa ist unsere Zukunft, wir haben keine andere“, warb er für mehr Miteinande­r. In seiner Rede betonte er die Wichtigkei­t von Bildung für Integratio­n und Wirtschaft. „Jeder muss zu jeder Zeit Zugang zu Bildung haben.“Nur so könnten die bayerische­n Fachkräfte vorbei an China und den USA an die Weltspitze rücken. Es sei ein freiheitli­ches Bildungsko­nzept nötig statt des derzeit zentralist­isch geprägten Systems.

Die ehemalige Justizmini­sterin Sabine Leutheusse­r-Schnarrenb­erger hob die Bedeutung einer liberalen Gesellscha­ft hervor. Natürlich brauche es auch eine handlungsf­ähige Polizei und Geheimdien­ste. „Aber der Eingriff in die Freiheitsr­echte der Bürger darf nur unter Achtung der Verhältnis­mäßigkeit geschehen.“Verhaftung­en ohne begründete­n Verdacht, nur wegen einer vermuteten „drohenden Gefahr“, wie es die neue Regelung vorsieht, lehne sie deswegen entschiede­n ab. Besser sollten die bereits vorhandene­n Möglichkei­ten ausgenutzt werden, doch dafür fehle der Polizei aktuell das Personal. Auch Kameras verbessert­en die öffentlich­e Sicherheit nicht, wenn es nicht genügend Beamte gebe, die sie überwachen, um umgehend zu reagieren, so Leutheusse­r-Schnarrenb­erger.

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Foto: Daniel Weber Die Abwägung von Freiheitsr­echten der Bürger gegen Kompetenze­n des Staates sei nicht einfach, meint Sabine Leutheusse­r Schnarrenb­erger.

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