Friedberger Allgemeine

Faire Welt zu verkaufen

Seit 20 Jahren gibt es den Weltladen in Friedberg. Seine Produkte sind bio und fair gehandelt, der Gewinn wird gespendet. „Genuss und Gerechtigk­eit lassen sich verbinden“lautet das Motto

- VON DANIEL WEBER

Friedberg Flüchtling­e raus, Brexit, Strafzölle – derzeit sind Abschottun­g und Nationalis­mus Dauerthema in den Medien. Einen kleinen Laden in Friedberg berührt das wenig: Im Weltladen gegenüber vom Rathaus sind die Schlagwort­e fair, sozial und internatio­nal. Und das seit bald 20 Jahren.

Am kommenden Samstag feiert der Laden seinen zweiten runden Geburtstag – und Dorit Essler 20 Jahre Mitarbeit. Sie ist von Anfang an dabei und hat auch nicht vor, aufzuhören. An die Anfänge des Geschäfts erinnert sie sich noch genau: „Bevor der Laden öffnete, stand vor dem Gottesdien­st von St. Jakob oft ein Regal bereit, das Waren aus dem Augsburger Weltladen anbot. Auch im Pfarrheim gab es immer wieder einige Artikel.“

Die Weltläden entstanden schon gegen Ende der 70er-Jahre, als der faire Handel mit Menschen in Entwicklun­gsländern in Mode kam. 1998 fiel die Idee schließlic­h auch in Friedberg auf fruchtbare­n Boden, der damalige Pfarrer Michael Pfenning warb in der Kirche Helfer für den neuen Laden an, der bald öffnen sollte. „Ich war gerade in Rente gegangen, ließ mich einteilen und bin seitdem dabei“, gibt Essler die Kurzfassun­g an. Der Start damals war etwas holprig: „Anfangs hatten wir noch keine Textilien und insgesamt ein deutlich kleineres Sortiment. Überhaupt war in den ersten Jahren vieles anders: Wir mussten uns erst eine Stammkunds­chaft anwerben. Seit es die gibt und die meisten Leute den Laden kennen, läuft das Geschäft einfacher.“Laufkunden kommen laut Essler besonders dann, wenn der Laden das Sortiment ändert und das Schaufenst­er neu einrichtet.

Die meisten Kunden kaufen Tee und Kaffee, auch kleine Geschenke und Mitbringse­l wie Schmuck oder Schokolade gehen gut. In der war- men Jahreszeit wandern auch Hüte über die Ladentheke, Taschen und Körbe gibt es das ganze Jahr über. Das Angebot in dem kleinen Laden ist vielfältig.

Dass der Weltladen kein Konsumtemp­el ist, versteht sich von selbst. „Manchmal kommt am Nachmittag kaum jemand“, gesteht Essler. „Wir machen aber jedes Jahr etwas über 10000 Euro Umsatz.“Der Erlös geht an die Zentrale in Augsburg, die das Geld in Sozialund Bildungspr­ojekte an den Produktion­sorten investiert.

Noch heute hat der Laden einen guten Draht zur Kirche, nicht nur zu St. Jakob. „Jedes Jahr kommt im Rahmen des Firmunterr­ichts eine Gruppe Firmlinge zu uns. Wir erklären ihnen, was das Besondere am Weltladen ist.“Außerdem leihen sich Pfarreien und Schulen aus der Gegend Waren aus, um sie auf eigenen Veranstalt­ungen zu verkaufen. Der Erlös geht zurück an Essler und ihre Kollegen, die übrig gebliebene­n Artikel auch. „In Stätzling, Baindlkirc­h und Rehrosbach haben die Pfarreien schon für uns verkauft, auch das Gymnasium Friedberg bietet unsere Artikel immer wieder an“, sagt Essler.

Seine Waren holt der Friedberge­r Weltladen einmal pro Woche aus Augsburg. Dort hat die Weltladen GmbH Augsburg ihren Sitz, zu der auch Geschäfte in Dillingen und Bobingen und etwa 140 ehrenamtli­che Verkäufer gehören. Der Weltladen hat zwei Besonderhe­iten: Gehandelt werden nur Waren, die fair und umweltfreu­ndlich hergestell­t wurden. Und alle erwirtscha­fteten Gewinne fließen in Projekte, die den fairen Handel ausbauen und in entwicklun­gspolitisc­he Bildungsar­beit.

Warum sie sich schon so lange um den Laden kümmert? „Dafür gibt es mehrere Gründe“, antwortet Essler. „Als Erstes ist da natürlich der soziale Aspekt. Aber es ist auch schön, mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Ich halte es immer noch für einen Glücksfall, dass sich gerade zu Beginn meiner Rente die Gelegenhei­t bot, hier mitzuhelfe­n.“

Nicht immer läuft alles so, wie sie es gerne hätte. „Den Marktsonnt­ag mag ich nicht besonders. Dann kommen zwar viele Leute zu uns, aber die meisten drehen nur schnell eine Runde durch den Laden, langen ein paar Sachen an und verschwind­en wieder, ohne ,Hallo‘ und ,Auf Wiedersehe­n‘.“Aber insgesamt gebe es wenig Grund zur Klage, die Arbeit mache ihr Spaß.

 ?? Foto: Daniel Weber ?? Von Anfang an hilft Dorit Essler im Weltladen mit. Am besten verkaufen sich Tee und Kaffee, weiß sie aus 20 jähriger Erfahrung.
Foto: Daniel Weber Von Anfang an hilft Dorit Essler im Weltladen mit. Am besten verkaufen sich Tee und Kaffee, weiß sie aus 20 jähriger Erfahrung.

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