Meringer Gewerbegebiet im Internet angepriesen
Honold bietet 90 000 Quadratmeter in bester Lage auf einer Online-Plattform an. Das Vorgehen des Neu-Ulmer Logistikunternehmens wundert nicht nur die Marktgemeinderäte
Mering Hallenflächen in bester Lage im Meringer Gewerbegebiet bietet die Logistikgruppe Honold auf einer Immobilienplattform im Internet zur Miete an. Für Wolfhard von Thienen, Sprecher des Aktionsbündnisses keine Osttangente (AKO), ist dieses Verfahren „mehr als nur fragwürdig“. Er kritisiert, dass hier Flächen angepriesen werden, auf die der Anbieter keinerlei Zugriffsrechte habe. Für Bürgermeister Hans-Dieter Kandler ist dieser Vorgang jedoch eine „ganz normale Sache“.
In der Online-Anzeige beschreibt die Firma Honold ihr Angebot als Halle mit „hochwertiger Ausstattung mit Tendenz zur Produktionsimmobilie“. Auf einer Grundstücksfläche von 90 000 Quadratmetern werden Hallen in einer Größe von 45 000 Quadratmetern zur Miete angeboten, die ab 10 000 Quadratmetern teilbar sind.
„Stellen Sie sich vor, dass jemand einfach Ihre Immobilie im Internet zur Vermietung anbietet, ohne dass Sie selbst darüber in Kenntnis gesetzt wurden“, veranschaulicht von Thienen das Vorgehen des Neu-Ulmer Logistikdienstleisters. Für diese Gewerbefläche habe sich der Gemeinderat nach dem Rückzug von Kuka für ein anderes Konzept ausgesprochen. Deshalb versteht von Thienen es nun nicht, dass jetzt Hallenflächen in dieser Größe angeboten werden. „Honold hat überhaupt keinen Grund hier erworben und nicht einmal eine Option auf die Flächen“, so von Thienen weiter. Schon Kuka habe man den Gemeinderäten als „sichere Bank“verkauft. Dabei habe es zu diesem Zeitpunkt keine verbindlichen Zusagen gegeben. „Das Vertrauen in Honold ist doch verspielt“, meint von Thienen. Am Ende werde nun wieder ein Interessent aus dem Hut gezaubert – und das ganze Spiel gehe wieder von vorne los.
Heiner Matthias Honold, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, war für ein Gespräch mit unserer Zeitung nicht erreichbar. Bürgermeister Kandler bestätigt, dass die Gemeinde Mering vollständig im Besitz der Gewerbeflächen ist. Honold habe lediglich die Kosten für das Vorhaben bezogene Bebauungsplanverfahren zu tragen. „Es ist aber doch auch logisch, dass Honold nun versucht, die bereits getätigten Investitionen wieder reinzuwirtschaften“, erklärt Kandler. Er sei darüber informiert, dass Honold nach wie vor Firmen für die geplanten Produktionshal- len in Mering sucht. Es gebe aber einen weiteren Anbieter, der ebenfalls mit Gewerbeflächen in Mering wirbt. „Und dieser hat mit mir keinerlei Rücksprache gehalten“, so Bürgermeister Kandler.
Der Meringer Rathauschef ist nicht glücklich darüber, dass sich die Verhandlungen um das Gewerbegebiet in Mering so lange hinziehen. „Die Schwerfälligkeit bei den Entscheidungen gefällt mir weniger“, sagt er. Vor allem, weil die Bewerber nicht gerade Schlange stehen für das circa neun Hektar große Areal der Marktgemeinde. Wie bereits berichtet, wird derzeit ein Projektentwickler gesucht, der dann zusammen mit dem Marktgemeinderat die späteren Vergabekriterien für das Gewerbegebiet ausarbeiten soll.
Dieser Vergabeausschuss, an dem neben Bürgermeister Kandler drei Vertreter der CSU, zwei der SPD und einer der Grünenfraktion teilnehmen, hat sich bereits zu einem ersten Treffen zusammengesetzt. Die Ergebnisse sollen in der nächsten Marktgemeinderatssitzung präsentiert werden.
Verwundert ist Georg Resch, Vorsitzender der CSU-Marktgemeinderatsfraktion: „Von diesem Angebot im Internet durch die Firma Honold ist mir nichts bekannt.“ Resch bestätigt, dass der Vergabeausschuss mehrere Kriterien festgelegt habe. „Ich dachte eigentlich, dass die Firma Honold aus dem Rennen ist.“
Seine Gemeinderatskollegin Petra von Thienen (Grüne) bestätigt ebenfalls, dass über das Angebot der Firma Honold im Vergabeausschuss nicht gesprochen worden sei. „Wir sind nun auf dem Weg, den vorhabenbezogenen Bebauungsplan, der ganz auf Honold zu geschnitten war, in einen angebotsbezogenen Bebauungsplan umzuändern.“Allein das sei schon Grund genug, dass Honold aus dem Spiel ist.
Petra von Thienen ist zudem über weitere Makler, die bereits 7,5 Hektar Gewerbefläche in Mering anbieten, sehr erstaunt. „Solche Projekte müssen vorher mit dem Marktgemeinderat besprochen werden. Es kann nicht sein, dass wir hier nicht selbst die Hand drauf haben.“Die Grünen-Sprecherin drängt darauf, dass die Liste mit möglichen Bewerbern für das Gewerbegebiet endlich abgearbeitet wird. „Diese Liste liegt in der Verwaltung, und man sollte sich nun mit den Interessenten auch in Verbindung setzen“, fordert sie.
Markus David, SPD-Fraktionsvorsitzender, geht davon aus, dass Honold mit seiner Online-Anzeige versucht, nun doch noch einen Interessenten für Mering zu finden. „Das ist doch sein gutes Recht“, sagt David, der ebenfalls noch nichts über das neuerliche Engagement des Logistikunternehmens wusste. Und Mering könne davon auch profitieren. „Wir nun sehen, dass wir vorankommen“, drängt David. Dabei könne die Marktgemeinde doch parallel ebenfalls an der kleinteiligen Vermarktung des Areals weiterarbeiten.