Sie sind willkommene Störfaktoren
Hubert und Theresia Scholze aus Rederzhausen erhalten den Umweltpreis 2017 des Landkreises. Jedes Jahr kümmern sie sich um 1000 Nistkästen für Vögel und Fledermäuse
Friedberg Hubert Scholze trat 1980 in den Landesbund für Vogelschutz ein und war, weil handwerklich begabt, gleich voll gefordert. Damals wurden gerade die Schutzmaßnahmen für den bedrohten Gänsesäger und die Wasseramsel intensiviert. Weil der Gänsesäger ein Höhlenbrüter ist, waren die Nisthilfen entsprechend schwer und konnten nur im Team transportiert und auf gewässernahe Bäume gesetzt werden. Das war aber nur der Anfang eines Engagements, das am Montagabend in eine hohe Auszeichnung mündete: Hubert Scholze und seine Frau Theresia Scholze erhielten den Umweltpreis des Landkreises AichachFriedberg.
Später „schnitzte“der Rederzhauser für den Waldkauz aus Baumstämmen der Natur nachempfundene Bruthöhlen. Bei Gut Mergenthau half er, künstliche Nisthilfen für Meisen, Kleiber und Fledermäuse zu montieren. Später kontrollierte er die Nistkästen regelmäßig, reinigte und reparierte sie. Auch die junge Generation hat Scholze angeleitet. In den 90er-Jahren hatte sich an der Volksschule Ottmaring eine Schülergruppe gebildet, die sich im Naturschutz engagieren wollte. Scholze unterstützte sie, und in den Kirchtürmen von Ottmaring, Kissing, Rettenberg und Paar wurden große, teils abgedunkelte Nisthöhlen angebracht, wo dann Eulen, Turmfalken und Dohlen brüteten. Bei allen Aktivitäten begleitete und unterstützte ihn seine Frau Theresia.
Vor acht Jahren übernahmen beide Kontrolle und Instandhaltung der Nisthilfen für Höhlenbrüter und Fledermäuse in den staatlichen Wäldern im Landkreis. Seit zwei Jahrzehnten pflegen sie außerdem auch Nisthöhlen im Stadtgebiet Friedberg und sogar außerhalb des Landkreises und unterstützen regelmäßig den Landesbund für Vogelschutz bei Land schafts pflege maßnahmen im Landkreis.
Seit mehr als 35 Jahren engagieren sich Hubert und Theresia Scholze in den Mergenthauer Wäldern im Artenschutz. Sie kontrollierten allein im Wittelsbacher Land jährlich rund 1000 Nistkästen für Vögel, Fledermäuse und Insekten – alles akribisch auf Karten erfasst und do- Denn „Wohnungsnot“gibt es nicht nur in unseren Städten, sondern auch bei den heimischen Vogelarten. Künstliche Brut- und Nisthilfen lindern diese zumindest und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, heißt es in der Laudatio, und weiter: „Der Erfolg der Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Nützlinge in den Wäldern oder der Nutzen der natürlichen Schädlingsbekämpfung durch Kohlmeise, Blaumeise, Tannenmeise, Haubenmeise, Kleiber und Feldsperling ist nicht messbar.“
Zur Preisverleihung waren Vertreter des Bund Naturschutz, des Vogelschutzbundes, Naturschutzwächter, ehemalige Preisträger, Bürgermeister und Kreisräte sowie Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft gekommen. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wird seit 1991 jährlich für besonderes Engagement im Umweltschutz vergeben. Der Kissinger Umweltingenieur Heinz Arnold stiftet das Preisgeld von Anfang an. Die Jury hatte die Qual der Wahl zwischen zehn eingereichten Vorschlägen. Die Feier zur Preiskumentiert. verleihung hatte die Stadtsparkasse Augsburg in ihrem SparkassenAtrium in Friedberg ausgerichtet.
„Umweltschutz ist heute ein Wirtschaftsfaktor, nicht nur ein Lebensstil“, sagte Sparkassenchef Rolf Settelmeier. Umweltschützer seien oft „Störfaktoren“in der Kommunalpolitik, meinte Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann, aber diese Störfaktoren seien wichtig. Jeder könne durch seinen Lebensstil zum Umweltschutz beitragen, betonte Landrat Klaus Metzger, auch kleine Schritte zählten.
Den Festvortrag hielt der Preisträger 2017, Josef Niedermaier aus Ottmaring. Inzwischen hat er auch die bayerische Umweltschutzmedaille, die höchste bayerische Auszeichnung in diesem Bereich, erhalten (wir berichteten). Maßgeblich waren Niedermaiers Entwicklungen bei der Unkrautbekämpfung. Seine Arbeitsgeräte, der „Unkrautstriegel“, der „Grubber“und die „Federzahnegge“werden inzwischen weltweit vertrieben. Niedermaier hat anhand von Bildern und Videos erklärt, wie seine Methode gegen Unkraut ohne jegliche Chemie funktioniert.