Friedberger Allgemeine

Meringer Räte ringen um Ausnahmere­gelungen

Bauherren fürchten am Neubaugebi­et „Oberfeld 1“Überschwem­mung durch Starkregen. Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler warnt jedoch vor unnötiger Panikmache

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering Die Marktgemei­nderäte haben es nicht immer leicht, wenn sie über Bauanträge entscheide­n müssen. Am Montagaben­d in der Bauausschu­sssitzung gewann der ein oder andere Rat jedenfalls sicherlich nicht viele Freunde dazu. „Heute ist so ein Tag, da machen wir uns wieder nur Feinde bei den Bürgern“, stellte Georg Resch, Vorsitzend­er der CSU-Marktgemei­nderatsfra­ktion, fest. Vor allem die Ausnahmere­gelungen für die Bauanträge am Neubaugebi­et „Oberfeld I“sorgten für längere Diskussion­en.

Im Vorfeld der Sitzung waren die Gemeinderä­te vor Ort und besprachen mit den Anliegern am Oberfeld die Situation. Zwei Bauherren wollen dort ihre Gebäude etwas höher über der Straße errichten, als im Bebauungsp­lan vorgesehen. Der Antragstel­ler möchte 30 Zentimeter höher bauen und wäre damit 16 Zentimeter über dem Straßenniv­eau. Zum einen ist so eine barrierefr­eie Bauweise gewährleis­tet und zugleich auch das Gebäude bei Starkregen vor eventuelle­n Überschwem­mungen gesichert.

Bei dem anderen Verfahren wollen die Bauherren die angesetzte Höhenlage von 518,30 Meter um 70 Zentimeter auf 519 Meter anheben. Auch hier werden die Befürchtun­gen von Wasserschä­den im Falle von Starkregen als Begründung angegeben. „Ich wusste gar nicht, dass das Oberfeld ein Hochwasser­gebiet ist“, sagte Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler scherzhaft. Er erläuterte, dass man bereits einem anderen Bauherrn eine Ausnahme von 20 Zentimeter­n erteilt habe und nun darauf Bezug genommen werde. „Da waren wir gutmütig und jetzt müssen wir damit leben, dass sich die anderen Bauherren an diesem Fall ein Beispiel nehmen“, sagte Kandler. Sein Fraktionsk­ollege Wolfgang Bachmeir warnte ebenfalls davor, dass nun für alle anderen Bauherren im Oberfeld das gleiche Recht gelten müsse, wenn man hier über 70 Zentimeter Überschrei­tung gewähre. „Ich bin dafür, dass wir uns auf einen Kompromiss einigen und einen Richtwert von 30 Zentimeter­n als Ausnahme festlegen“, sagte er.

Auch Georg Resch forderte: „Gleiches Recht für alle.“Man habe auch bei den Anträgen des Bauträgers andere Höhenlagen zugelassen. „Das muss dann auch für unsere Meringer Bürger gelten.“Er betonte, dass die Straße von vorneherei­n zu hoch gebaut wurde.

Götz E. Brinkmann, selbst in Nachbarsch­aft zum Neubaugebi­et wohnhaft, verstand die Bedenken nicht: „Ich sehe hier keinen Sinn, warum man hier vor Hochwasser warnt.“Er zeigte sich aber zu Zugeständn­issen bereit und sprach sich für eine Kompromiss­lösung von 20 Zentimeter­n Überschrei­tung aus. Schließlic­h einigten sich die Räte für den Vorschlag von Wolfgang Bachmeir und gewährten eine Überschrei­tung von 30 Zentimeter. Die 70 Zentimeter des Antragsste­llers wurden mit 11:2 Stimmen abgelehnt.

Kontrovers diskutiert wurde auch der Antrag einer Unternehme­rin aus St. Afra. Sie will dort ihr Ingenieurb­üro, das sich in einem Wohngebiet befindet, erweitern. Ihr Büro befindet sich im Wohnhaus und ermöglicht ihr somit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, erläuterte Bürgermeis­ter Kandler. Sie sei bereits auf der Suche nach geeigneten Gewerberäu­men in der Nähe gewesen, aber dies ohne Erfolg. Deshalb will die Antragstel­lerin nun an ihr Haus einen 9,47 Meter hohen Anbau erstellen, Teile der Terrasse sollen überbaut und im Dach eine sogenannte Spanngaube errichtet werden. Sowohl die geplante Dachform, Flach- statt Satteldach, als auch die Gaube, die nach Auffassung der Verwaltung in der Größe keine Gaube mehr ist, sind nicht mit dem Bebauungsp­lan konform. Zudem wird die Höhe des Gebäudes mit 9,47 Meter um zwei Me- ter überschrit­ten. Auch fehlt ein Stellplatz­nachweis.

Für Götz E. Brinkmann stellt das Vorhaben eine zu massive Überschrei­tung des geltenden Bebauungsp­lans dar. „Ich gebe zu Bedenken, dass bei vier Mitarbeite­rn auch vier Stellplätz­e und dann noch weitere für Besucher notwendig werden.“Georg Resch pflichtete ihm bei: „Ich denke auch, dass das Büro noch weiter wachsen wird und der Anbau dann schon in kurzer Zeit wieder zu klein ist.“Für Irmgard Singer-Prochazka waren vor allem die Bedenken der Nachbarn ausschlagg­ebend, die eine massive Beeinträch­tigung ihrer Privatsphä­re fürchten: „Ich kann die Einwände durchaus verstehen, wenn da plötzlich eine große Glasfront entsteht, die den vollen Blick auf das Nachbargru­ndstück gewährt.“Einstimmig wurde der Antrag auf Vorbeschei­d abgelehnt.

Das dritte große Thema des Abends war die geplante Sichtschut­zwand einer Bauherrin im Bereich des Sommerkell­ers. Schon einmal hatte sie im Bauausschu­ss ihre Pläne vorgelegt und war mit dem 1,90 Meter hohen Zaun aus Blecheleme­nten und einem schmiedeei­sernen Zufahrtsto­r bei den Räten auf Ablehnung gestoßen.

Nun soll der Sichtschut­z um zehn Zentimeter reduziert werden. Zudem belegen Bilder, dass im Gebiet unterhalb des Sommerkell­ers bereits andere Bauherren ebenfalls Sichtschut­zzäune und meterhohe Hecken um ihre Grundstück­e herum angelegt haben. „Wir können doch nicht nur weil andere auch Unrecht getan haben, alles hier jetzt genehmigen“, wandte Resch ein. Er plädierte dafür, sich an die bestehende­n Regelungen von 1,10 Meter Höhe für Zäune zu halten.

Auch Klaus Becker (Grüne) betonte: „Wir haben schon einmal abgelehnt und da hat sich nichts Wesentlich­es geändert.“Er wies darauf hin, dass die Einfriedun­g Kleintiere­n keinen Durchlass mehr ermögliche. „Hier wird das Gelände mit dem Zaun regelrecht eingebunke­rt.“Mit knapper Mehrheit von sieben zu sechs Stimmen wurde der Antrag abgelehnt. Bürgermeis­ter Kandler beantragte jedoch einen Empfehlung­sbeschluss auf Aufhebung des Bebauungsp­lanes, der vom Gemeindera­t abgestimmt werden muss.

 ?? Foto: Eva Weizenegge­r ?? Die Bauherren am Oberfeld in Mering wollen ihre Häuser erhöhter bauen, um so vor Starkregen geschützt zu sein. Darüber informiert­en sich am Montagaben­d vor Ort die Mit glieder des Bauausschu­sses.
Foto: Eva Weizenegge­r Die Bauherren am Oberfeld in Mering wollen ihre Häuser erhöhter bauen, um so vor Starkregen geschützt zu sein. Darüber informiert­en sich am Montagaben­d vor Ort die Mit glieder des Bauausschu­sses.

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