Friedberger Allgemeine

Scherben von Bierflasch­en landen im Futter

Ein Landwirt beklagt sich über Müll auf seinen Feldern. Im Landkreis gibt es häufig Probleme mit wilder Entsorgung

- VON ULRIKE EICHER

Aichach Friedberg Josef Schmid ärgert sich. Er ist Landwirt und bewirtscha­ftet Felder nahe Schiltberg. Auf diesen Feldern findet er seit drei bis vier Jahren regelmäßig leere Bierflasch­en. Immer seien es Flaschen der Marke Augustiner, die neben der Ortsverbin­dungsstraß­e im Getreide landeten. Schmid glaubt, dass ein Autofahrer sie wegwirft, wenn er vorbeikomm­t. „Das finde ich einfach nicht richtig“, sagt er, „das ist Umweltvers­chmutzung.“Doch mehr noch: Es ist gefährlich für die Tiere.

Beim Mähen brechen die Flaschen, wenn sie unentdeckt bleiben. Die Glassplitt­er können nicht nur die Reifen der Maschinen aufritzen, sie gelangen auch ins Tierfutter – denn was Schmid erntet, verfüttert er auch an seine Rinder. „Und wir haben schon Scherben darin gefunden.“Im Frühjahr sammelt er immer die Flaschen auf, zehn Stück oder mehr findet er dann. Doch jetzt im Sommer seien sie nicht mehr so leicht sichtbar im Getreide. Deshalb hat er sich nun an unsere Zeitung gewandt. Auch bei der Polizei hat Josef Schmid die Vorfälle schon gemeldet. Die konnte in diesem Fall bislang noch nichts herausfind­en.

Fest steht aber, dass im Landkreis immer wieder illegal Müll entsorgt wird. Erich Weberstett­er hat als Leiter der Aichacher Polizeidie­nststelle allein aus dem vergangene­n Jahr einige Beispiele parat. Im Juni etwa hat ein Autofahrer einen Müllsack an der Staatsstra­ße bei Unterach abgeladen. Ein Zeuge meldete sein Kennzeiche­n. Im April sind vier Tüten Hausmüll am Straßenran­d am Ecknacher Weg in Aichach aufgetauch­t. Und im Januar 2017 hat ein Waldbesitz­er bei Mühlhausen eine ganze Sperrmülls­ammlung in seinem Wald gefunden: rund einen Kubikmeter Styropor, Kartonagen und Müll aus einem Umbau hatte ein 56-Jähriger dort hinterlass­en, den die Polizei anschließe­nd ermitteln konnte. Seinen Müll auf die Art loszuwerde­n ist verboten, stellt Weberstett­er klar. Die unerlaubte Abfallbese­itigung gilt als Ordnungswi­drigkeit, für die das Landratsam­t ein Bußgeld verhängt. Wie hoch das ist, hängt vom Einzelfall ab (siehe Infokasten). In extremen Situatione­n können aber bis zu 100 000 Euro fällig sein, sagt Weberstett­er.

Dass immer mehr Müll illegal entsorgt wird, weiß auch Wolfgang Müller. Woran das liegt, das kann der Sprecher des Landratsam­ts Aichach-Friedberg aber nicht eindeutig sagen: „Bequemlich­keit spielt sicher eine Rolle, sich um die Kosten drücken zu wollen ebenfalls.“Beim Sperrmüll dürfte es nicht ums Geld gehen: Sperrmüll kostet den Landkreisb­ewohner nichts, wenn er ihn auf eine Wertsoffsa­mmelstelle bringt, bis zu zwei Kubikmeter pro Anlieferun­g sind da möglich. Einmal jährlich kann man den Sperrmüll bis fünf Kubikmeter auch vor der Haustür abholen lassen, so Müller.

Hausmüll kostet je nach Tonnengröß­e. Ist die Tonne voll, kann entweder eine größere Tonne bestellt oder bei einmalig vermehrt anfallende­m Müll ein zusätzlich­er Müllsack für sieben Euro vom Landkreis gekauft werden. Wer seinen Müll in die Landschaft wirft, will das womöglich umgehen. Es tauchen aber scheinbar nicht nur häufiger wilde Müllablage­rungen auf – sie werden auch vermehrt ans Landratsam­t gemeldet. Seit Anfang 2017 gibt es eine AbfallApp im Wittelsbac­her Land. Als Service der Abfallwirt­schaft für Smartphone­s und Tablets bietet sie Infos etwa zu den Abfuhrterm­inen der Tonnen, zu Öffnungsze­iten der Wertstoffh­öfe oder ein Müll-Abc. Diese App hat auch die Funktion „Wilder Müll“integriert. Damit können Bürger auf unerlaubt entsorgte Müllhaufen aufmerksam machen. Sie schicken ein Bild davon direkt ans Landratsam­t, während der Standort per GPS übermittel­t wird.

Diese Funktion werde gut angenommen, sagt Wolfgang Müller: „Etwa ein Drittel der Abfallmeld­ungen erhalten wir durch die App. Die anderen Meldungen kommen per E-Mail, per Post oder erreichen uns telefonisc­h.“Mehr als 8000 Euro habe die Entsorgung solchen Mülls im vergangene­n Jahr gekostet. Die Kosten im laufenden Haushaltsj­ahr stehen noch nicht fest – der Ansatz für die Beseitigun­g von wilden Müllablage­rungen ist im Etat der Staatliche­n Abfallwirt­schaft im Dezember aber auf 12 000 Euro erhöht worden. Überhaupt scheint die App ein Erfolg zu sein im Kreis: Rund 47 000 Zugriffe hatte sie 2017. 2018 waren es allein im ersten Halbjahr schon fast 50 000 Zugriffe, wie die Statistik des Landratsam­ts zeigt.

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