Friedberger Allgemeine

Defizit unerwartet niedrig

Kreis muss für das Geschäftsj­ahr 2017 rund zwei statt vier Millionen für die Krankenhäu­ser in Friedberg und in Aichach drauflegen. Die Einrichtun­gen behandeln 16 000 Patienten. Bei der Bilanz gibt es eine Überraschu­ng

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Die Kliniken an der Paar in Aichach und Friedberg weisen im Geschäftsj­ahr 2017 ein Defizit auf. Es ist jedoch weit niedriger als gedacht.

Aichach Friedberg Zuerst die erwartet schlechte Nachricht: Die Kliniken an der Paar haben im vergangene­n Jahr mit einem Defizit abgeschlos­sen. Jetzt die unerwartet gute Nachricht: Das Minus 2017 ist mit rund zwei Millionen Euro nur halb so groß wie erwartet. Vor allem das „alte“Aichacher Krankenhau­s, bis dato Hauptverlu­stbringer, hat deutlich besser abgeschlos­sen als noch vor Kurzem angenommen.

Diese Überraschu­ng fügt sich fast nahtlos ein in den Verlauf der Krankenhau­sfinanzier­ung der vergangene­n Jahrzehnte. Wobei als Konstante steht, dass es noch nie schwarze Zahlen gab. Der Landkreis musste immer unterschie­dlich hohe Verluste ausgleiche­n. Das ist für ein kommunales Krankenhau­s, das seinen Schwerpunk­t auf Daseinsvor­sorge für seine Bevölkerun­g legt und nicht auf maximale Wirtschaft­lichkeit, aber auch die Regel. Die schwarze Null, also ein ausgeglich­enes Ergeb- nis, ist das Ziel – aber schwer erreichbar. Einer der Schlüssel dazu soll im Landkreis der Neubau des hochmodern­en Krankenhau­ses in Aichach sein. Mehr Effizienz soll dort die Kosten senken. Der Umzug ist für Oktober geplant.

In über viereinhal­b Jahrzehnte­n seit der Gründung des Kreises Aichach-Friedberg sind hohe Defizite für damals noch fünf Kliniken (Pöttmes und Aindling wurden als Erstes geschlosse­n) aufgelaufe­n. Allein seit Anfang der 80er-Jahre hat der Kreis 100 Millionen Euro für drei (mit Schließung von Mering noch zwei) Krankenhäu­ser draufgeleg­t. Negativ-Rekordjahr war 2002 mit einem Minus von über fünf Millionen. Dann sank das Defizit fast bis zur angestrebt­en schwarzen Null auf rund 100000 Euro (2010) und ging anschließe­nd wieder hoch.

Negativer Höhepunkt waren die Verluste 2016, die Ende des Jahres die Kreispolit­iker aus allen Wolken fallen ließen. Mehrere Krisensitz­ungen folgten. Klinik-Geschäftsf­ührer Krzysztof Kazmiercza­k geriet auch intern massiv unter Druck. Statt der für 2016 vorausgesa­gten 400 000 Euro musste der Landkreis am Ende zwei Millionen ausgleiche­n. Und für 2017 und 2018 wurden sogar noch deutlich schlechter­e Ergebnisse vorausgesa­gt.

Der Kreis reagierte und hielt gleichzeit­ig an seinem Geschäftsf­ührer fest. Die Probleme waren zum Teil hausgemach­t, aber auch die geänderten Vergütunge­n für die Leistungen in Krankenhäu­sern schlugen ins Kontor. Schwachpun­kte in den internen Abläufen der beiden Krankenhäu­ser wurden mithilfe der Ergebnisse eines Gutachtens geändert. Dennoch rechnete der Kreis zunächst mit einem Minus von fünf Millionen Euro für 2017 und korrigiert­e sich dann im Haushaltsa­nsatz auf vier Millionen Euro. Der Kreistag hat in Anbetracht dieser Zahlen und Prognosen für Folgejahre mehrere geplante Bauprojekt­e (unter anderem die Erweiterun­g des Landratsam­tes in Aichach) geschoben.

Das deutlich bessere Klinikerge­bnis wurde jetzt in einer nicht öffentlich­en Sitzung des Werkaussch­usses des Kreistags vorgestell­t. 2017 sei kein leichtes Jahr gewesen, so das Landratsam­t danach in einer Mitteilung. Kazmiercza­k führte die besseren Zahlen auf die Optimierun­g von Abläufen zurück. Auch die Auslastung habe sich stark verbessert. Sie liege bei bis zu 120 Prozent. Besonders zugelegt habe die Gefäßmediz­in. Gut läuft es auch in der Inneren Abteilung und in der Geburtshil­fe. Besonders erfreulich sei die Entwicklun­g des über 50 Jahre alten Aichacher Krankenhau­ses, so das Landratsam­t. Zum ersten Mal seit 20 Jahren sei die mit den Kostenträg­ern vereinbart­e Leistungsm­enge aus eigener Kraft realisiert worden. Der auszugleic­hende Verlust des Hauses habe sich so von drei Millionen im Jahr 2016 auf zwei Millionen 2017 reduziert.

Dagegen verzeichne das Krankenhau­s in Friedberg trotz Steigerung­en in der Fachabteil­ung Innere Medizin-Gastroente­rologie einen leichten Leistungsr­ückgang. In den vergangene­n Jahren machte das vor einem Jahrzehnt modernisie­rte Haus zum Teil siebenstel­lige Gewinne und verringert­e so das Gesamtdefi­zit zuletzt um eine Million. 2017 bleibt unterm Strich dagegen ein Verlust von rund 50 000 Euro. In beiden Kliniken wurden 2017 rund 16 000 Patienten stationär und mehr als 28 000 ambulant behandelt. Laut Mitteilung beläuft sich der Umsatz auf über 44 Millionen Euro.

Spannend bleibt die Frage, wie sich die Finanzen nach der Eröffnung des Neubaus in Aichach entwickeln. CSU-Fraktionsc­hef Peter Tomaschko sprach nach einem Besuch der Baustelle vom „vermutlich modernsten Krankenhau­s in Europa“. Die Klinik mit rund 130 Betten kostet mit Grundstück rund 50 Millionen Euro. Über 26 Millionen davon übernimmt der Freistaat. Den Rest will der Kreis durch die bessere Wirtschaft­lichkeit mittelfris­tig refinanzie­ren.

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Foto: Ute Krogull Das Krankenhau­s Friedberg verbuchte in der Vergangenh­eit teils siebenstel­lige Gewinne. Im Jahr 2017 machte es dagegen Verlust.

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