Hobeln und bohren für die Zukunft des Handwerks
Bei Holzbau Ringenberger erhalten Merchinger Mittelschüler einen Einblick in die Praxis. Das Ergebnis sind Fühlkästen für den Demenzgarten im Karl-Sommer-Stift
Merching Die 14-jährige Melike hält zum ersten Mal einen Hobel in den Händen und ihr Mitschüler Lukas sagt: „Ich habe noch nie eine Fräse gesehen.“In der Werkstatt von Holzbau Ringenberger haben die Achtklässler aus der Merchinger Mittelschule die Möglichkeit, das Handwerk kennenzulernen.
Über die seit einigen Jahren laufende Kooperation mit Firmenchef Robert Ringenberger ist vor allen Dingen Michaela Meesmann, die Fachlehrerin für Werken, froh. Einmal ein Bauteil vom Holzrohling bis zum fertigen Produkt in den Händen zu halten, ist besser als die schönste Theorie. Noch vor den Ferien hatte die Schülergruppe des Unterrichtsbereichs Technik die Möglichkeit, Erfahrung in der Arbeit mit Holz zu sammeln und gleichzeitig etwas Nützliches zu produzieren. Eine Behausung für Fühlkästen stand auf dem Projektplan. Die Kästen selbst hatte Werklehrerin Michaela Meesmann bereits mit Neuntklässlern in ihrer Zweitschule, der Mittelschule Friedberg, angefertigt, das Drumherum entstand nun in Merching. Gewünscht wurden sie vom Karl-Sommer-Stift, wo derzeit in Kooperation mit verschiedenen Schulprojekten ein Demenzgarten entsteht.
Bei einem Vor-Ort-Termin im Friedberger Altenwohnheim machte sich Zimmerermeister Robert Ringenberger ein Bild von den Gegebenheiten, informierte sich über eine rollstuhlgerechte Bauweise und fertigte einen Entwurf für einen passenden Rahmen für die Fühlkästen. Für die Idee, als Abdeckung der Außenkonstruktion auch noch eine zu begrünende Blechwanne zu fertigen, gewann er Metallbaumeister Stefan Weiß. Der Firmenchef der gleichnamigen Merchinger Metallbaufirma kam ebenfalls in die Werkstatt am Gewerbering. Somit hatten die Mittelschüler die Möglichkeit, gleich zwei Handwerksberufe kennenzulernen.
Welche Metalle gibt es, welche Verbindungen kann man herstellen und was gibt es für Arten der Ober- flächenbehandlung? Mit Spaß waren die Schüler dabei und die zarte Schülerin Michele versuchte kraftvoll, mit der Blechschere das harte Material durchzuschneiden. Bevor es ans Ausschneiden, Abrichten, Aushobeln, Fräsen, Schleifen und Verbohren ging, gab Robert Ringenberger den Schülern eine Betriebsweinweisung und eine kurze Information zur Maschinenkunde.
„Vielfach wird beklagt, dass das Handwerk an Stellenwert verliert. Doch jammern bringt nichts, man muss was tun“, erklärt Robert Ringenberger sein Engagement. „Zeitlich passt es mir nie“, sagt der Firmenchef, „denn wir haben volle Auftragsbücher, aber das muss es uns wert sein, um den Nachwuchs heranzuziehen“.
Schnupperpraktikanten sind bei Holzbau Ringenberger immer willkommen, auch wenn Betreuung die voll beschäftigten Handwerker viel Zeit kostet.
Jährlich wird mit der Mittelschule Merching ein Projekt durchgeführt, wie etwa das Bauen von Palettenbänken. Es gibt jeweils einen Termin in der Werkstatt und für einen Tag kommt der Zimmerermeister in die Schule. „Beim gemeinsamen Arbeiten stellen die Schüler oft mit Staunen fest, dass das Schulwissen sehr wohl im Arbeitsleben gebraucht wird“, erzählt Robert Ringenberger.
Selbst das Erstellen einer Arbeitsmappe, worauf Werklehrerin Michaela Meesmann viel Wert legt, sehen die Schüler dann in der Praxis. „Das Handwerk mag ich“, sagt Schüler Alexander. „Ich brauche was, wo man rauskommt und nicht im Büro sitzt“. Der 13-jährige Benjamin hat schon zweimal eine Schnupperwoche bei Robert Ringenberger verbracht. „Mir gefällt die Arbeit sehr“, sagt der kräftige, hochgewachsene Schüler. „Es ist jedes Mal was anderes zu tun und man kann kreativ sein“.
Handwerk muss auch nicht unbedingt nur Männersache sein. In diesem Jahr sind fünf der 16 Schüler im Fach Technik weiblich, freut sich Fachlehrerin Michaela Meesmann. Im vergangenen Jahr war nur ein Mädchen im Kurs, die Jahre davor vielleicht zwei. „Die Schülerinnen interessieren sich meistens doch für traditionelle Frauenberufe“, stellt die Fachlehrerin fest.
Das Resultat ihrer gemeinsamen Arbeit können die Schüler voraussichtlich im Herbst im Karl-Sommer-Stift begutachten, wenn alle am Entstehen des Demenzgartens Beteiligten zur Einweihung eingeladen sind.