Regeln von Schülern für Schüler
Bildung Die Theresia-Gerhardinger-Grundschule Friedberg stellte ihre erste Schulverfassung vor. Was steht darin und was ist das Besondere daran?
Friedberg Im Mai 1818 wurde die erste bayerische Verfassung verabschiedet. Und so feiern die Bürger dieses Jahr deren 200-jähriges Bestehen. Passend zu diesem Jubiläum hat die Theresia-GerhardingerGrundschule in Friedberg ihre erste Schulverfassung vorgestellt. Schüler, Eltern und Lehrer trafen sich hierfür in bayerischer Tracht zu einem Festakt in der Stadthalle.
Das bunte Programm der Veranstaltung diente nicht nur zur Unterhaltung der Zuschauer. Durch Gesangsund Tanzeinlagen sowie Präsentationen wurden die Werte und
Schulalltag ohne Regeln würde chaotisch aussehen
Als Strafe den ganzen Hof kehren?
Normen kreativ dargestellt, die die neue Verfassung begründen. So stellten die Schüler der AG Kreativ per Pantomime drastisch dar, wie chaotisch ein Schulalltag ohne Regeln aussehen würde. Und der Schulchor sang in seinem „Rauferrock“: „Löst es bitte mit Verstand. Besser geht’s miteinand!“
Das Besondere an dieser Schulverfassung ist, dass die Schüler bei der Erarbeitung der Verfassung eine große Rolle gespielt haben. So hat sich die Schulversammlung in den vorherigen zwei Jahren mehrmals getroffen, um herauszuarbeiten, welche Regeln für ihre Schule gelten sollen.
Unter Leitung von Konrektorin Maria Pletschacher entstand so mit Lehrern, Schülern, Betreuern und Eltern diese Schulverfassung. Grundgerüst des Dokumentes sind die sieben Leitlinien, die vor ein paar Jahren mit einem Experten erstellt wurden.
So heißt die erste Leitlinie „Jeder das Recht, dass er respektiert und wertgeschätzt wird“. Zu dieser Leitlinie hat sich die Schulgemeinschaft sechs Regeln ausgedacht. Eine hiervon lautet „Deshalb schließe ich niemanden aus“, eine andere „Deshalb begegne ich allen Personen im Schulhaus mit Respekt“. Neben den übersichtlich und kindgerecht gestalteten Regeln sind passende Illustrationen abgebildet, die von einem Schüler der dritten Klashat se gezeichnet wurden. Diese Verfassung ist somit in gleichberechtigter Zusammenarbeit von Kindern und Erwachsenen entstanden und spiegelt die Werte und Normen wider, die die Grundschule ausmachen.
Neben der Verfassung wurde von den Schulmitgliedern besprochen, welche Strafen das Brechen der Regeln zur Folge hat. Schließlich entstehen durch diese Verfassung nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Hier seien die Kinder viel strenger gewesen als die Erwachsenen, weiß die Schulleiterin Elisabeth Kern. „Für eine auf dem Boden liegen gelassene Verpackung haben die Kinder vorgeschlagen, den ganzen Schulhof zu kehren. Da mussten wir ein bisschen ausbremsen“, amüsiert sich Kern.
Dritte Bürgermeisterin Martha Reißner, die in der Grundschule insgesamt 30 Jahre unterrichtet hat, zeigte sich in ihrer Rede von der Idee begeistert. Sie hofft, dass es den Schülern gelinge, diese Regeln auch einzuhalten.
Am Ende, und das war wohl der wichtigste Programmpunkt, teilten Klassenlehrer die Schulverfassung aus, die dann mit den Kindern gelesen und besprochen wurde. Und wie es sich für ein offizielles Dokument gehört, wird die neue Schulverfassung der Theresia-GerhardingerGrundschule Friedberg von allen Schülern und deren Eltern unterschrieben.