Friedberger Allgemeine

Klavierklä­nge erfüllen die Bücherei

André Racz verzaubert mit seinem Klavierspi­el. Warum Musik in seinem Leben eine große Rolle spielt

- VON SABINE ROTH

Kissing Ach, ist das schön, flüsterten viele, als sie am Donnerstag die Bücherei betraten und eigentlich nur ein Buch zurückbrin­gen oder etwas ausleihen wollten. Aus der Mitte des Raumes ertönten harmonisch­e Klänge, angeschlag­en von dem jungen Klavierspi­eler André Racz, der sich damit immer schon seinen Traum verwirklic­hen wollte.

Der 18-Jährige verstand es, die Tasten des Büchereikl­aviers, das zwischen Krimis und Reiseliter­atur steht, zum Klingen zu bringen. Beigebrach­t hat er sich alles selbst. „Ich hatte vorher noch nie auf einem Klavier gespielt. Dann habe ich einfach mal was ausprobier­t. Das war vor einigen Jahren in meiner Schule in Ravensburg. Da stand ein Klavier und ich setzte mich hin und haute einfach in die Tasten“, erinnert sich André gerne zurück. „Plötzlich standen meine Mitschüler um mich herum und haben gestaunt.“

Das Klavier ist für ihn eine Art Therapie, mit dem er seine schwere Kindheit überwinden kann. Irgendwann möchte er ganz groß herauskomm­en und berühmt werden. Sein größtes Vorbild ist der Pianist Ludovico Einaudi.

An diesem Nachmittag spielte er selbst. Um ihn herum saßen Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene. Sie hörten gebannt zu. Die Bücher sind plötzlich Nebensache. Er schaffte es, eine ganz besondere Atmosphäre herzustell­en. „Meine Tochter war so ruhig und sehr angetan. Sonst ist sie das nie. Sie wollte gar nicht mehr nach Hause“, sagte ein Kissinger, der Spiele und Bücher für die Ferien holte. Therese Kiening wollte nur Zeitschrif­ten zurückbrin­gen und hat dann fast eine Stunde den Klängen zugehört. Die frühere Mitarbeite­rin der Bücherei war von der Atmosphäre, die der junge Klavierspi­eler in den Raum brachte, fasziniert: „Schauen Sie, ich habe immer noch Gänsehaut!“Von Klassik bis zur Moderne war alles mit dabei. Die Stücke gingen förmlich ineinander über. Heute war auch ein selbst komponiert­es Lied mit dabei. „Wenn ich länger spiele, dann ändere ich meine Musik immer etwas ab. Dann passiert plötzlich etwas“, sagt André, der seit Kurzem in Hochzoll wohnt.

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Foto: Sabine Roth André Racz verzaubert die Menschen mit seinem Klavierspi­el.

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