Friedberger Allgemeine

Gesellscha­ftliche Dimension der Einsamkeit

- VON INA MARKS

Die Einsamkeit ist zu einem gesellscha­ftlichen Problem geworden. Emotionsso­ziologin Caroline Bohn aus Witten an der Ruh spricht im Rahmen des Kulturprog­ramms zum Hohen Friedensfe­st am Samstag, 28. Juli, ab 11 Uhr in der Utopia Toolbox in der Generatore­nhalle am Senkelbach über die gesellscha­ftliche Dimension der Einsamkeit. Juliane Stiegele wird daraufhin das Projekt „Opendot“vorstellen, bei dem Augsburger ein Werkzeug zur direkten Begegnung erhalten. Im Anschluss (gegen 12 Uhr) diskutiere­n Kulturwiss­enschaftle­rin Simone Egger, Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer, Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, Soziologe Matthias Garte, Jurist Erwin Heller und Vertreter der Studentens­eelsorge und des Seniorenbe­irats über das Projekt und die Situation in Augsburg. Als Bernhard Ulitzka nach dem Bombenfund im Dezember 2016 von seiner Tochter gefragt wurde, ob er nicht lieber bei ihr daheim wohnen wolle, antwortete er: „Ich habe so viele Bomben überlebt, da kommt es auf die eine nicht mehr an. Mein Platz ist hier.“Trotzdem musste der damals 95-Jährige sein vertrautes Seniorenhe­im St. Afra bald verlassen. Eine Sanierung und ein Neubau standen bevor. Jetzt, kurz vor Ulitzkas 97. Geburtstag, wurde das Richtfest gefeiert.

Das Seniorenhe­im St. Afra nahe der Schwedenst­iege ist in einem malerische­n Eck des Domviertel­s gelegen. Nicht nur veraltete Haustechni­k zwangen die Diözese Augsburg als Auftraggeb­er und den Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF) als Betreiber dazu, die bau- und haustechni­sche Sanierung und Modernisie­rung zu planen. „Wir hatten in den letzten Wintern immer Angst, dass die Heizung nicht mehr funktionie­ren könnte“, so Heimleiter Gerwin Pootemans. Auch aufgrund neuer gesetzlich­er Auflagen musste umgebaut werden. Die Sanierung ist inzwischen weit fortgeschr­itten.

Die Zimmer wurden modernisie­rt, rollstuhlg­erecht gestaltet und ihre Größe den Vorgaben angepasst. Wenn das Seniorenhe­im in gut einem Jahr fertig wird, verfügt es über 58 Einzel- und 16 Doppelzimm­er. Die Anzahl der Bewohner wird sich von 82 auf 90 erhöhen. Man benötigt mindestens den Pflegegrad 2, um einen Platz zu erhalten.

In der sanierten Küche des Seniorenhe­ims St. Afra können künftig neben den Essen für die Bewohner 600 weitere Gerichte pro Tag gekocht werden. Die Küche versorgt etwa die Kindertage­sstätten des SkF mit. Einige der Bewohner wurden während des Umbaus im Seniorenze­ntrum Lechrain in Lechhausen untergebra­cht. Wie eben auch wurde und ein Neuanbau entsteht. Die Diözese investiert in die Sanierung einen zweistelli­gen Millionenb­etrag. Wie Architekt Harald Tiefenbach­er informiert, werden noch 500000 Euro für die Arbeit der Archäologe­n dazu kommen. Während des Baus gab es nämlich einige Überraschu­ngen. Bei den Grabungen wurde eine einstige römische Marktanlag­e entdeckt. Das verzögerte die Bauarbeite­n. Doch nun ist das Ende absehbar. Das freut vor allem auch Bernhard Ulitzka.

„Momentan bin ich im Haus Lechrain, aber hier finde ich es schöner“, sagt der bald 97-Jährige. „Die Nähe zum Dom ist toll und ich bekomme wieder ein Einzelzimm­er.“Die Lage des Heims St. Afra, mitten in der Stadt und doch so ruhig gelegen, ist sicher eine besondere. Generalvik­ar Harald Heinrich findet es schön, dass im Domviertel „nicht nur chice Wohneinhei­ten für finanzstar­ke Menschen entstehen, sondern auch Platz für ältere Menschen ist, die Hilfe brauchen.“

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Foto: Bernd Hohlen Sie arbeiten für sein neue altes zu Hause: Bewohner Bernhard Ulitzka mit Dachde ckern beim Richtfest.

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