Wohin geht der Weg der Festivals?
Es ist außergewöhnlich, dass Friedberg mit zwei Musikfestivals im Wochenabstand aufwarten kann. Die beiden werden oft miteinander verglichen. Vor allem jetzt, wo zu Südufer nur 2200 Leute kamen – 1800 weniger, als erhofft – schneidet das Jugendfestival der Stadt schlecht ab. Ein Eins-zu-EinsVergleich ist jedoch ungerecht. Denn Reggae in Wulf ist eine Erfolgsgeschichte, aber eben auch eine lange gewachsene, ehrenamtlich organisierte Veranstaltung mit einer ganz anderen Zielgruppe.
Südufer ist noch ein Baby, das allerdings mal laufen lernen sollte. Sonst wird sich sein „Vater“Bürgermeister Roland Eichmann schwer tun, die Beanspruchung des Seegeländes und das hohe Defizit langfristig zu rechtfertigen. Er selber zeigt sich trotz Regensamstag zufrieden mit Südufer und den Rückmeldungen dazu. Kann man so sehen. Nur: Die kamen von denen, die da waren. Denen gefiel es, denn Südufer ist ein schönes Festival. Bandauswahl gut, Stimmung angenehm und die Location kaum zu toppen. Der See mit seinem Ambiente ist der richtige Ort.
In der Friedberger Jugend ist das Südufer trotzdem nicht so richtig angekommen. Es ist kein Muss, dabei zu sein. Noch dazu an einem Wochenende, wo viele andere Veranstaltungen locken. 2019 wird es terminlich nicht einfacher, wenn zeitgleich die Friedberger Zeit stattfindet und der Abstand zum Augsburger Konkurrenten Modular noch geringer ist. Stichwort Modular: Auch das hat jahrelang besorgniserregende Zahlen geschrieben, wurde immer wieder verändert, bis es so gut lief wie jetzt. Auch Südufer sollte man Zeit gewährend. Es braucht aber bald eine bessere Verankerung in seiner Zielgruppe. Die Stadt muss sich überlegen, wie sie die erreichen, das Festival besser bewerben und an seinem Image arbeiten kann. Nach einem Selbstläufer sieht es noch nicht aus.