Halter haben Verantwortung
Natur Eigentlich herrscht an der Lechstaustufe in Merching Leinenzwang. Immer wieder lassen Besitzer ihre Vierbeiner trotzdem frei laufen. Eine Expertin erklärt, warum man sich nicht auf den Gehorsam seines Tieres verlassen sollte
Ein Hund hat ein Schwanenküken totgebissen. Eine Expertin erklärt, warum man sich nicht auf den Gehorsam seines Tieres verlassen sollte.
Merching Erst Ende Mai waren am Schwanensee in Merching zwei Küken von einem Hund totgebissen worden (wir berichteten). Nun gibt es an einem anderen Merchinger Gewässer einen identischen Vorfall: Wie die Polizei mitteilte, hat am Samstagvormittag am östlichen Ufer des Mandichosees ein Hund einen jungen Schwan attackiert. Die beiden Besitzer, ein älteres Ehepaar, konnten nicht mehr rechtzeitig dazwischengehen. Das Küken starb.
Für Bürgermeister Martin Walch sind die freilaufenden Vierbeiner am Mandichosee ein leidiges Thema. Immer wieder gebe es Beschwerden über Hundebesitzer, die ihre Tiere frei laufen lassen. Dabei sei die Situation dort klar geregelt: „Wenn Sie vom Parkplatz über die Treppenstufen zum Ufer gehen, da hängt ein großes Schild, dass Hunde am See an die Leine müssen“, sagt Walch. Zudem dürften die Tiere dort nicht auf die Liegewiese und auch nicht ins Wasser. „Die Tafel steht dort schon ewig. Für den gan- See gilt einen Leinenzwang.“Auf der Facebook-Seite unserer Zeitung reagierten viele Leser auf die Nachricht mit Unverständnis. Nutzerin Hanni Bun schrieb: „Da ist doch ein Schild: Hunde an der Leine führen?“
Grundsätzlich gibt es in Bayern kein Gesetz, das Besitzer verpflichtet, ihren Hund an die Leine zu nehmen. Jede Kommune kann selbst entscheiden, ob sie Hundehaltern entsprechende Auflagen macht. Verstöße gegen den Leinenzwang sind allerdings schwierig festzustellen. „Mir sind da die Hände gebunden“, sagt Walch. „Ich kann ja nicht extra Personal abstellen, das den ganzen Tag am Mandichosee patrouilliert.“
Im Fall des totgebissenen Kükens ermittelt inzwischen die Polizei. Wie der stellvertretende Dienststellenleiter Peter Zimmermann erklärt, gibt es eigentlich nur eine Rechtsnorm, auf deren Grundlage man die Besitzer in einem solchen Fall strafrechtlich verfolgen könne. Und das sei wegen des Verstoßes gegen den Leinenzwang. Die Gemein- de kann in einem solchen Fall ein Bußgeld verhängen. Das Tierschutzgesetz greife nicht, weil die Norm nur für Menschen gelte, die Tieren Schaden zufügen. Anders wäre die Lage, wenn ein Hund einen anderen anfällt und verletzt: Weil die Vierbeiner rechtlich als Sache gelten, kann die Polizei hier wegen Sachbeschädigung ermitteln. „Wildtiere sind aber sozusagen vogelfrei“, sagt Zimmermann.
Ute Jahn ist geprüfte Hundeausbilderin des Deutschen Schäferhundevereins bei der Ortsgruppe Mezen ring. Sie sagt: „Jeder Hund hat einen Jagdtrieb.“Zwar könne der von Tier zu Tier unterschiedlich stark ausgeprägt sein. „Auch ein kleiner Hund, zum Beispiel ein Chihuahua oder ein Mops, stammt vom Wolf ab. Bei dem passiert dann vielleicht nichts. Im Verhältnis Hund zu Hase gewinnt in dem Fall halt der Hase.“Dass bei einem Vierbeiner der Jagdtrieb durchbricht, könne immer passieren. Auch wenn das Tier erzogen sei und aufs Wort höre. „Der Hund kann mir hundert Mal ganz zuverlässig folgen und es passiert nichts. Doch beim 101. Mal legt sich dann plötzlich ein Schalter um und der Instinkt bricht durch. Da kann man manchmal gar nichts machen“, sagt Jahn. Als guter Hundehalter gehöre es aber dazu, dass man den Verbeiner zu sehr gutem Gehorsam erziehe. „Ein Hund ist nicht wie ein Kind, dem ich in einer bestimmten Situation erklären kann, warum es etwas besser nicht tun sollte. Bei Tieren geht es nur über eine konsequente Erziehung“, so die Expertin.
Egal ob Pflicht oder nicht, Jahn findet, dass jeder Halter so vernünftig sein sollte, sein Tier in bestimmten Situationen anzuleinen: In der Nähe von anderen Tieren, an befahrenen Straßen und an Orten, an denen viele Menschen unterwegs sind. Auch wenn man bemerke, dass andere Menschen Angst vor dem Vierbeiner haben, solle man das Tier unbedingt festmachen.
Die Expertin appelliert an alle Hundehalter: „Nehmt die Tiere vorsorglich an die Leine, dann kann so etwas nicht passieren. Man muss für den Hund mitdenken, denn er selbst kann es nicht.“