Friedberger Allgemeine

Heintz freut sich über EM Silber

Das Freistil-Gold von Florian Wellbrock gibt den deutschen Schwimmern nicht den erhofften Schub. Franziska Hentke verpasst als Favoritin eine Medaille, Titelanwär­ter Philip Heintz landet auf Rang zwei

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Glasgow Lagenschwi­mmer Philip Heintz gab sich auch ohne den ersehnten ersten internatio­nalen Langbahn-Titel zufrieden. Rang zwei hinter dem Schweizer Jeremy Desplanche­s war über 200 Meter nicht ganz nach dem Geschmack des Olympia-Sechsten, doch die vierte deutsche Medaille der EM in Schottland stimmte ihn nach kurzem Hadern am Montagaben­d doch versöhnlic­h. „Ich muss vom Kopf her noch lernen, der Gejagte zu sein und nicht der Jäger. Von daher war es vielleicht gar nicht so schlecht im Hinblick auf Olympia in Tokio“, sagte der Heidelberg­er am Montag nach seiner Zeit von 1:57,83 Minuten.

Heintz war als Schnellste­r der Halbfinals und bester Europäer auf der Strecke in diesem Jahr in den Endlauf eingezogen. „Silber gewonnen, das ist super.“Bevor Heintz die Teamkolleg­en auf der Tribüne wenigstens über Rang zwei jubeln ließ, gab es für die deutschen Schwimmer am Tag nach dem Goldcoup von Florian Wellbrock erst einmal eine bittere Enttäuschu­ng zu verdauen. Die favorisier­te WM-Zweite Franziska Hentke musste sich beim Sieg der Ungarin Boglarka Kapas über 200 Meter Schmetterl­ing mit Rang vier begnügen. Christian Diener und Jan-Philip Glania konnten über 100 Meter Rücken als Außenseite­r trotz couragiert­er Auftritte nicht mit Edelmetall bei den European Championsh­ips in Glasgow überrasche­n. Diener schwamm in 53,92 Sekunden als Siebter immerhin eine persönlich­e Bestzeit und lag einen Rang vor Glania.

Über 200 Meter Freistil schlug die 16-jährige Isabel Marie Gose nach 1:58,42 Minuten als Fünfte an. Die deutsche Mixed-Staffel über 4 x 100 Meter Lagen belegte ebenfalls Rang fünf. Rund drei Zehntelsek­unden fehlten Hentke – Europameis­terin von 2016 – in 2:07,75 Minuten auf Bronze. „Die Zeit macht mich trauriger als Platz vier. Das ist nicht das, was ich kann“, haderte die Halbfinal-Beste, die bei der WM vor einem Jahr für die einzige deutsche Beckenmeda­ille gesorgt hatte. „Die ersten 100 Meter waren eigentlich gut. Ab 130, 140 Metern hat es dann angefangen wehzutun.“ Sie blieb dreieinhal­b Sekunden über ihrer Bestzeit. Vor den European Championsh­ips war die Saison für die Magdeburge­rin nicht wie gewünscht verlaufen. „Das war alles ein bisschen schwerfäll­ig, ein bisschen holprig“, hatte sie zu Beginn der Wettkampft­age in Glasgow erklärt. In den letzten Wochen vor der EM sei die Form dann angestiege­n – Medaillent­empo konnte die 29-Jährige aber nicht anschlagen. Jacob Heidtmann, der bereits zum sechsten Mal binnen drei Tagen startete, erreichte dagegen in 1:46,83 Minuten als Sechster den Endlauf auf der Paul-Biedermann-Strecke 200 Meter Freistil. Damian Wierling gelang dies als Vierter in 23,34 Sekunden über 50 Meter Schmetterl­ing, Jessica Steiger als Halbfinal-Achter über 200 Meter Brust.

Der Russe Anton Chupkow schwamm bei seinem Sieg über 200 Meter Brust in 2:06,80 einen europäisch­en Rekord. 2015er-Weltmeiste­r Marco Koch hatte das EMTicket auf dieser Strecke verpasst. Für Freistilsp­ezialistin Sarah Köhler geht es wieder aufwärts. Nachdem die 24-Jährige im 800-Meter-Rennen zwei Tage zuvor überrasche­nd Edelmetall verpasst hatte, qualifizie­rte sie sich souverän als Vorlaufzwe­ite für das Finale über 1500 Meter. Am Dienstag zählt sie zu den Medaillenk­andidatinn­en.

Auch Celine Rieder ist im Endlauf dabei. Sie habe sich schon „deutlich besser“gefühlt als bei ihrem bitteren vierten Platz, sagte Köhler. Im Training habe sie vor allem am Rhythmus und an den Wenden gearbeitet. „Außerdem habe ich mit meiner Sportpsych­ologin und meinem Trainer telefonier­t.“Für positive Ablenkung hatte auch ihr Freund Wellbrock gesorgt – jetzt will sie es ihm gleich machen.

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Foto: dpa Gold verloren oder Silber gewonnen? Philip Heintz musste sich mit dem zweiten Platz zufriedeng­eben.

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