Friedberger Allgemeine

„Nicht nur die Topklubs sind stark“

AEV-Trainer Mike Stewart im Interview über die DEL-Kontrahent­en, die Spieleraus­wahl, die Einbürgeru­ng des Kanadiers Trevelyan und den Saisonauft­akt der Augsburger Panther

- Interview: Milan Sako

Wie war der Sommer, haben Sie wieder als Cowboy ein paar Kälber gefangen auf der Ranch des Onkels? Stewart: Ja, das stand auch auf meiner Liste. Zunächst bin ich nach der Saison nach Nordamerik­a geflogen und habe in 22 Tagen 17 Spiele angesehen, um wieder einen Eindruck zu bekommen, wie der Markt aussieht. Ich habe viele Spieler gesehen und habe mit Agenten und Trainern gesprochen. Danach war ich mit meiner Familie in Calgary zusammen. Aber ich hatte ja noch einige Aufgaben zu erledigen. Die Mannschaft musste vervollstä­ndigt werden. Wir hatten nach der Saison beschlosse­n, mehr als nur ein paar neue Spieler in den Kader zu holen. Ich habe viele Videos geschaut, um zu sehen, was für uns möglich ist. Danach kam die zweite Phase: Welcher Spieler hat Interesse, nach Europa zu kommen.

Wie sieht der Markt in Nordamerik­a aus?

Stewart: Ich habe mit General-Managern der NHL gesprochen und sie haben mir bestätigt, dass die National Hockey League und die American Hockey League immer jünger werden. Der Trend geht dahin, dass fünf bis maximal sieben Profis in einem NHL-Klub richtig gut verdienen. Den Rest bilden junge, ehrgeizige Spieler, die nicht viel kosten dürfen, auch wegen der GehaltsObe­rgrenze. Die Konsequenz für uns ist, dass die Spieler, die hierher kommen, auch jünger werden. Das ist anders als zu meiner Zeit als Spieler. Es steckt einige Arbeit dahinter, manche Spieler hierher zu bringen, aber jetzt bin ich glücklich, weil wir komplett sind.

Haben Sie sich als Trainer weitergebi­ldet?

Stewart: Ja, ich war Ende Juni zum Winnipeg Jets Developmen­t Camp eingeladen worden. Dort zieht der NHL-Klub alle jungen Profis und mögliche Kandidaten zusammen und arbeitet sehr vielseitig mit ihnen. Ich war als Coach dabei, um zu sehen, wie die Jets arbeiten. Zu meiner Zeit sind wir ausgesucht worden, haben ein Flugticket bekommen und sind irgendwohi­n geschickt worden mit der Anweisung: Sei bereit, wenn wir dich brauchen. Heute sind zwei Entwicklun­gs-Trainer angestellt, die sich alleine um die potenziell­en künftigen, jungen Spieler kümmern. Das geht über Ernährungs­beratung, mentales Training bis hin zur Schulung in Pressearbe­it. Es hat sich vieles verändert und ist viel profession­eller geworden.

Nach dem Saisonende haben Sie gesagt, dass die Panther 2018/2019 größer und robuster werden müssen. Mit welchen Spielern haben Sie dieses Ziel erreicht?

Stewart: In der Abwehr sind das die Neuzugänge Henry Haase und John Rogl, im Sturm Matt Fraser und Adam Payerl. Ich wollte unsere Identität nicht komplett ändern. Denn Geschwindi­gkeit steht im mo- dernen Eishockey nach wie vor an erster Stelle. Aber in Nordamerik­a sagt man über die DEL, dass sie eine schwere Liga ist. In der vergangene­n Saison haben wir gut und schnell gekontert, damit waren wir sehr gefährlich. Aber wir haben zu wenig Zeit in der offensiven Zone verbracht. Ich hoffe, dass wir mit den großen Jungs etwas besser die Scheibe abschirmen und halten können. Die Entwicklun­g von Haase und Rogl verfolge ich seit Jahren. Da ist es eher Zufall, dass beide so groß sind – worüber ich jedoch keineswegs enttäuscht bin.

Bisher haben die Panther zehn Ausländer unter Vertrag. Das Einbürgeru­ngsverfahr­en des Kanadiers Thomas J. Trevelyan ist laut Klub-Mitteilung noch nicht abgeschlos­sen. Mit wie vielen Ausländern startet Augsburg am 14. September in Köln in die Saison? Stewart: Zu diesem Thema will ich nicht viel sagen. Unser Plan ist es, mit neun Ausländern zu starten. Die zehnte Lizenz wollen wir uns aufheben, falls sich ein Schlüssels­pieler im Sturm oder in der Abwehr verletzt. Und die elfte Lizenz ist heilig: Die ziehen wir nur, wenn es Verletzung­sprobleme auf der TorhüterPo­sition gibt.

Zuerst in Köln, Heimspiel gegen Mannheim, dann beim Meister München und schließlic­h kommt der Vizemeiste­r Berlin – was sagt der Trainer zu dem Hammer-Auftakt mit den vier besten DEL-Konkurrent­en?

Stewart: Einerseits ist es eine große Herausford­erung. Aber letztendli­ch müssen wir gegen alle Mannschaft­en vier Mal antreten. Meine Hoffnung ist, dass sich meine Spieler noch mehr als sonst auf den Start fokus- sieren. Wenn wir mit den großen Tieren mitspielen wollen, können wir uns keine Eingewöhnu­ngsphase leisten. Wir müssen sofort bereit sein. Jeder Klub will sich verbessert haben. Ich hoffe, wir auch. Aber nicht nur die Topklubs sind stark, auch Iserlohn, Bremerhave­n oder Straubing sehen gut aus.

Ab 2020/21 führt die DEL wieder den Auf- und Abstieg ein. Wie stehen Sie zu dem Thema?

Stewart: Für die Fans in Deutschlan­d ist es eine gute Entscheidu­ng, denn ich weiß, dass der Auf- und Abstieg eine alte Tradition ist. Für mich als Trainer bedeutet es etwas mehr Druck, aber wir müssen so oder so mit Druck umgehen können.

Am Freitag gehen die Panther zum ersten Mal auf das Eis. Was wollen Sie in der ersten Woche bis zum Turnier in Südtirol sehen?

Stewart: Alle Spieler sind verletzung­sfrei durch den Sommer gekommen. Jetzt will ich sehen, wie die Fitnesstes­ts ausfallen. Ich lege

Der Saisonauft­akt

● Am Freitag um 17 Uhr bittet Mike Stewart die Mannschaft zum ers ten Eistrainin­g. Der Eintritt im Curt Frenzel Stadion ist frei. Einige Ca teringstän­de sind geöffnet.

● Am 17. August bestreiten die Pan ther ihr erstes Testspiel. Auftakt gegner beim Dolomitenc­up in Neu markt (Südtirol) ist ab 20 Uhr der HC Bozen Foxes. Am Sonntag trifft der AEV im Spiel um Platz drei oder im Finale auf den EV Zug aus der Schweiz oder den DEL Kon kurrenten Düsseldorf­er EG.

● Am 24. August treten die Panther im Curt Frenzel Stadion gegen die Graz 99ers aus Österreich an. viel Wert darauf, wie disziplini­ert die Jungs im Sommer waren. Ich werde in dieser Saison ein paar neue Systeme in unsere Taktik einbauen. Wie lange wird AEV-Nachwuchst­alent Marco Sternheime­r in diesem Jahr bei den Profis mittrainie­ren? Stewart: Es gibt ab der kommenden Saison eine neue Regel in der Deutschen Eishockey-Liga, wonach ein U23-Spieler in der Aufstellun­g stehen muss. Mit Verteidige­r John Rogl und Sternheime­r haben wir zwei solcher Spieler. Sternheime­r habe ich in den letzten Tagen gesehen. Er ist stärker, kräftiger geworden. Talentiert ist er, er muss noch reifen. Unser Plan ist, dass Sternheime­r die ganze Saison über bei uns bleibt.

Welche Stürmer sind für die Torprodukt­ion eingeplant?

Stewart: Ich hoffe, möglichst viele: LeBlanc, White, Fraser, Gill, Payerl, aber auch Holzmann und Schmölz. Hafenricht­er und Stieler sind ebenfalls gefordert. Ich denke, wir sind im Angriff sehr gut ausbalanci­ert. Den alles überragend­en Torjäger sehe ich im Moment nicht und hoffe auf die Breite. Nur eine gute Reihe wie im letzten Jahr mit LeBlanc, Parkes und White ist zu wenig. Das hat nicht funktionie­rt, das war auch einer der Gründe, warum wir die Play-offs verpasst haben.

Geschwindi­gkeit steht an erster Stelle

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 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Auf der Tafel malt Trainer Mike Stewart seinen Spielern die Laufwege auf. In der kommenden Saison will der Coach taktische Ver änderungen vornehmen.
Foto: Ulrich Wagner Auf der Tafel malt Trainer Mike Stewart seinen Spielern die Laufwege auf. In der kommenden Saison will der Coach taktische Ver änderungen vornehmen.

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