Friedberger Allgemeine

Mit Pferden besser Englisch lernen

Projekt Experten wollen herausfind­en, wie man stressfrei­er Wissen vermitteln kann

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Wenn Schüler unruhig und gestresst sind, kann das viele Ursachen haben. Manchmal liegt es an mobbenden Mitschüler­n oder am Lehrer. Mit Abstand am häufigsten ist aber die Angst vor Prüfungen und schlechten Noten. So hat es der Augsburger Uni-Wissenscha­ftler Josef Meier erlebt. Er hat ein Projekt entwickelt, mit dem Schüler stressredu­zierter lernen können. Jetzt läuft ein neues Experiment: Pferde werden ins Lerntraini­ng für Kinder eingebunde­n.

Didaktik-Experte Meier war selbst Lehrer an verschiede­nen Schularten. Er sagt: „Heute geben mehr als drei Viertel aller Schüler an, unter Stress zu leiden, fast ein Viertel steht sogar unter Dauerstres­s.“Deshalb sei es dringend nötig, dass Schule und Elternhaus gemeinsam alles tun, damit Kindern ein Umfeld geboten wird, in dem sie sich wohlfühlen können und in dem sie Hilfen bekommen, die ihre Entwicklun­g positiv fördern. Auch Lehrer könnten profitiere­n, wenn sie mit dieser Methode arbeiten.

Nun gehen Meier und seine Mitstreite­r mit dem Konzept für „Stressredu­ziertes Lernen“noch einen Schritt weiter. Lena Gerstmayer untersucht im Rahmen einer Zulassungs­arbeit an der Uni Augsburg, wie effektiv Kinder Englisch lernen, wenn es ihr Interessen­sgebiet betrifft. Reitschüle­r sollen nicht nur englische Begriffe im Zusammenha­ng mit dem Reiten lernen. Sie sollen die neuen Vokabeln auch im Kontext, bei Gesprächen, verwenden. In verschiede­nen Zeitabstän­den wird getestet, wie gut die Schüler das Gelernte behalten konnten. „Hier werden verschiede­ne Elemente des stressredu­zierten Lernens integriert, die nach den Erkenntnis­sen der Gehirnfors­chung besonders förderlich sind“, sagt Meier. Eine wesentlich­e Rolle spielt die Motivation, die bei Reitschüle­rn im Umgang mit Pferden sehr hoch sei. Durch das integriert­e Bewegungsl­ernen, bei dem die linke und rechte Gehirnhälf­te optimal zusammenar­beiten, könne so im gesamten Gehirn gelernt werden. Wiederholt wird im Entspannun­gszustand, dem sogenannte­n Alpha-Zustand, bei dem die Gehirnwell­en mit etwa zehn Hertz schwingen. Die Schüler arbeiten auch mit Affirmatio­nen: Sie sind davon überzeugt, dass sie das Gelernte erfolgreic­h anwenden können.

Meier und Gerstmayer arbeiten auch mit der australisc­hen Mentaltrai­nerin Tanja Mitton zusammen. Mitton betreute als Coach unter anderem die Reiter-Olympia-Mannschaft in Rio de Janeiro. Nun zeigte sie bei einem Seminar bei „Islandpfer­de Schnuttenb­ach“(Landkreis Günzburg), welche Auswirkung die Atmung des Reiters auf das Pferd hat. Lena Gerstmayer und Britta Stütz vom Reiterhof werden nun mit der Unterweisu­ng der Reitschüle­r in englischer Sprache beginnen. Etwa 30 Schüler werden an den Kursen teilnehmen.

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Foto: Josef Meier Lernen Kinder, die reiten, leichter Sprachen? Das wollen Lena Gerstmayer, Tanja Mit ton, Britta Stütz und Josef Meier herausfind­en.

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