Friedberger Allgemeine

Salafisten werden auch in Bayern immer aktiver

IS-Kämpfer, Linksextre­me, Reichsbürg­er: Wer gefährdet unsere Sicherheit?

- VON HENRY STERN

München Auch Bayern rückt zunehmend in den Fokus von Islamisten. Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) jedenfalls warnt vor einer anhaltende­n Gefahr durch gewaltbere­ite Muslime. Diese seien inzwischen sogar bereit, biologisch­e Kampfstoff­e einzusetze­n, wie ein Fund von Rizin in NordrheinW­estfalen gezeigt habe. Ein „positiver Trend“sei hingegen der Rückgang von Gewalttate­n von linken und rechten Extremiste­n in Bayern, sagte Herrmann bei der Vorstellun­g einer Halbjahres­bilanz des Verfassung­sschutzes in München.

Beim radikalen Islamismus machen Herrmann vor allem die Rückkehrer aus den Krisengebi­eten im Nahen Osten Sorgen. „Die erwartete Rückkehrwe­lle ist allerdings bislang ausgeblieb­en“, räumte er ein. Die Zahl der aus Bayern stammenden bekannten IS-Kämpfer bezifferte er auf 71. Radikalisi­erte Rückkehrer hätten häufig Kenntnisse im Umgang mit Waffen und seien „gefährlich und unberechen­bar“. Deshalb bereiteten sich Bayerns Sicherheit­sbehörden bereits jetzt „auf den Umgang mit ihnen vor“.

Auch die salafistis­che Überzeugun­gsarbeit steht nach Herrmanns Worten weiter im Fokus der Sicherheit­sbehörden, zumal die Angehörige­n der Szene immer konspirati­ver vorgingen. So agierten Salafisten zunehmend in geschlosse­nen Internetgr­uppen und vernetzen sich durch geheime Treffen. Auch in Bayern seien neue „Missionier­ungsprojek­te“feststellb­ar, sagte Herrmann. Zur salafistis­chen Szene, die in Deutschlan­d als gefährlich­ste islamistis­che Bewegung gilt, zählen die Behörden in Bayern etwa 730 Personen, Tendenz steigend. „Rund ein Viertel“, hat Verfassung­sschutzprä­sident Burkhard Körner vor kurzem in einem Interview mit unserer Zeitung betont, „ist gewaltbere­it.“

Im Bereich des Rechtsextr­emismus ist die Zahl der Straftaten im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangene­n Jahres von 657 auf 577 gesunken. Körner führt dies vor allem auf die sinkenden Flüchtling­szahlen zurück: So seien etwa Anschläge auf Asyl-Unterkünft­e „stark zurückgega­ngen“. Ein besonderes Auge haben die Verfassung­sschützer nach wie vor auf die Identitäre Bewegung. Diese würde mit „perfiden Kampagnen“versuchen, ihre Ideologie von der gesteuerte­n „Verdrängun­g“der einheimisc­hen Bevölkerun­g durch Migranten zu verbreiten. Der Einsatz von zwei Hubschraub­ern bei einer Aktion in den französisc­hen Alpen, an der auch Mitglieder aus Schwaben beteiligt gewesen seien, zeigt nach Herrmanns Worten überdies, „dass die Gruppierun­g auf nicht unerheblic­he Geldmittel zurückgrei­fen kann“.

Mit großer Konsequenz würden Bayerns Behörden zudem gegen die rund 4200 Personen umfassende „Reichsbürg­er“-Szene vorgehen.

Polizisten werden massiv bedroht

Bis zu 400 von ihnen zählt Herrmann zum „harten Kern“. Insgesamt seien von „Reichsbürg­ern“358 Waffensche­ine eingezogen und 655 Waffen konfiszier­t worden.

Beim Linksextre­mismus sei trotz einer gesunkenen Zahl an Gewaltdeli­kten eine wachsende Radikalisi­erung und eine kontinuier­liche Zunahme von Sachbeschä­digungen festzustel­len: Im Zusammenha­ng mit dem AfD-Parteitag in Augsburg seien im Internet Tipps für „Sabotageak­tionen“aufgetauch­t. Auch einzelne Polizisten würden immer wieder massiv persönlich bedroht. Hauptziel der gewaltbere­iten Linksextre­misten sei, so Herrmann, „die Diffamieru­ng und Zerstörung unseres Rechtsstaa­ts unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Rechtsextr­emismus“.

Wie sicher ist Bayern? Lesen Sie dazu auch den Kommentar.

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