Friedberger Allgemeine

Deutschlan­d muss klare Kante gegen China zeigen

Die Asiaten sollten wissen, wie weit sie in ihrem Expansions­drang gehen können. Eine Initiative der Bundesregi­erung geht nun in die richtige Richtung

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Dass es den deutschen Exporteure­n trotz Trumps Breitseite­n noch gut geht, ist in hohem Maße China zu verdanken. Die kommunisti­sche Super-Kapitalism­us-Macht erweist sich als verlässlic­her Handelspar­tner. Davon profitiere­n maßgeblich Autobauer wie Volkswagen, Audi und Daimler. Auch der Fahrzeugzu­lieferer Schaeffler konnte zuletzt den Umsatz vor allem wegen des guten China-Geschäfts steigern. Wir hängen also stark am Tropf Pekings.

Dabei verhalten sich Investoren aus dem asiatische­n Land im Gegensatz zu amerikanis­chen Firmenjäge­rn, die sich gerade bei Thyssen austoben, anständig. Ob beim Roboterbau­er Kuka in Augsburg oder beim Kunststoff­maschinenH­ersteller Krauss-Maffei in München: Betriebsrä­te können noch nichts Negatives über die Investo- ren aus Fernost sagen. Vieles spricht dafür, den Chinesen freundlich gegenüberz­utreten, zumal es angesichts des autoritäre­n Putin-Russlands und des chaotische­n TrumpAmeri­kas an seriösen Alternativ­en mangelt. Daher hat sich Kanzlerin Merkel lange pragmatisc­h-gutmütig gegenüber den antidemokr­atischen, aber pro-kapitalist­ischen Männern in Peking verhalten. Aus heutiger Sicht muss man sagen: Sie ließ zu lange Nachsicht walten.

Doch nun hat sich die Kanzlerin mit ihrem Wirtschaft­sminister Altmaier zu etwas durchgerun­gen, das ihr sonst nicht so liegt: Sie willigt in ein Prinzip ein, ohne das gute Erziehung schwer funktionie­rt: Künftig soll nach einer Änderung der Außenwirts­chaftsvero­rdnung klare Kante gegenüber chinesisch­en Investoren gezeigt werden.

So können die für die Daseinsvor­sorge und Sicherheit unseres Landes wichtigen Branchen wirkungsvo­ller gegenüber dem Zugriff Chinas geschützt werden. Deutschlan­d müsste nicht mehr, was ordnungspo­litisch verheerend ist, über die Staatsbank KfW beim Stromnetzb­etreiber 50Hertz einsteigen, um Asiaten auszubrems­en. Von vorneherei­n wäre klar, dass auf der Tür solch sensibler Firmen für ausländisc­he Interessen­ten steht: Bis hier und nicht weiter!

Das ist kein Akt des Protektion­ismus, ja einer globalisie­rungsfeind­lichen Mentalität, sondern nur eine Klarstellu­ng, die falschen Hoffnungen vorbeugt. Hinter den Kulis- sen zeigen sich chinesisch­e Wirtschaft­s-Experten auch verwundert, wie weit und wie lange Deutschlan­d die Scheunento­re offen ließ.

Eines ist aber auch klar: Mit der Neuregelun­g bleiben wir zum Glück ein marktwirts­chaftliche­s und für ausländisc­he Investitio­nen offenes Land. Chinesisch­e Geldgeber können weiter die Macht beim bayerische­n Autozulief­erer Grammer ausbauen, wie es vor ihnen andere Finanziers aus dem Land bei Kuka getan haben. Hier sollte der Staat, auch wenn es bei solchen Hightech-Unternehme­n sehr schwerfäll­t, von allen Eingriffen absehen, solange nicht nationale Sicherheit­sbelange berührt sind.

Die Fälle Grammer und Kuka sind also nicht Beispiele für das Versagen nationaler Wirtschaft­spolitik, sondern für den mangelnden Mut heimischer Kapitalist­en. Es ist ein unglaublic­hes Trauerspie­l, dass sich in beiden Fällen kein Geldgeber aus Deutschlan­d fand, der früh in die Aktiengese­llschaften einstieg und unverdross­en an Bord blieb. Solch klare Kante vermisst man im hiesigverz­agten Kapitalist­enlager.

Am Ende darf sich dann aber kein deutscher Unternehme­r beschweren, wenn China, was die Kommunisti­sche Partei fest vorhat, im Jahr 2049 zur weltweit technologi­sch führenden Industrien­ation aufgestieg­en ist. Dann feiert die Volksrepub­lik nämlich ihr 100-jähriges Bestehen. Die Chinesen unterschei­det vor allem eines von den Europäern: Sie haben einen festen Plan. Das Einzige, was ihnen dazwischen­kommen kann, ist die Demokratie.

Mit festem Plan auf Einkaufsto­ur in Europa

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