Friedberger Allgemeine

Die letzte Hoffnung der Konservati­ven

Jung, provokant, unversöhnl­ich: Spaniens Opposition­sführer Pablo Casado grenzt seine Partei scharf von den Sozialiste­n ab. Sein Mentor ist ein alter Bekannter

- Foto: Getty Images Ralph Schulze

Kein Dialog mit den Separatist­en in Katalonien, keine Aufarbeitu­ng der Franco-Diktatur und die Abschaffun­g von Spaniens liberalem Abtreibung­sgesetz: Die programmat­ischen Ankündigun­gen von Pablo Casado, dem neuen Parteichef der spanischen Konservati­ven, signalisie­ren einen spürbaren Rechtsruck der Volksparte­i. Der 37-Jährige, der die letzten Jahre als scharfzüng­iger Parteispre­cher amtierte, ist als „Kandidat der Erneuerung“angetreten – nachdem der Ruf seiner Partei, die bisher von Spaniens früherem Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy geführt wurde, unter zahlreiche­n Korruption­sskandalen gelitten hat.

Die Affären hatten Anfang Juni dazu geführt, dass das Parlament Rajoy per Misstrauen­santrag stürzte und den Sozialiste­n Pedro Sánchez zum Premier kürte. Doch Casados Amtsantrit­t steht unter keinem guten Stern. Ihm wird vorgeworfe­n, seinen Lebenslauf geschönt zu haben. Ein Gericht in Madrid untersucht derzeit, ob der aus dem nordspanis­chen Palencia stammende Casado bei seinem Jura-Abschluss getrickst hat. Ein Titel, den er – wie er inzwischen zugab – an einem parteinahe­n Institut ohne Uni-Besuche, ohne Examen und ohne Abschlussa­rbeit erworben hat – einem Institut, an dem auch Madrids frühere Regionalpr­äsidentin Cristina Cifuentes sich ihren Master erschliche­n haben soll und deswegen zurücktret­en musste. Doch die konservati­ve Basis störte die Affäre nicht: Casado wurde von den Delegierte­n mit 57 Prozent der Stimmen gewählt, auch sein Vorgänger Rajoy applaudier­te nach dem Wechsel, obwohl Casado als scharfer Kritiker seines Kurses gilt. Dies wird besonders deutlich im Umgang mit Katalonien, wo eine Separatist­enregierun­g nach Unabhängig­keit strebt. Hier hatte zwar auch Rajoy schon den Ruf, durch mangelnde Diplomatie Teil des Problems gewesen zu sein. Doch Casado, der die auf Dialog angelegte Politik der neuen Sozialiste­nregierung strikt ablehnt, will noch härter durchgreif­en: Mit einem Verbot der separatist­ischen Parteien und schärferen Strafen für jene, welche die Einheit der Nation mit illegalen Abspaltung­sbeschlüss­en gefährden. Unversöhnl­iche Töne, die man schon von einem anderen konservati­ven Falken in Spanien kennt: Und zwar vom früheren Premier und heutigen konservati­ven Übervater José María Aznar. In der Tat gilt Casado, verheirate­t und Vater von zwei Kindern, als Vertrauter und politische­r Ziehsohn Aznars. Letzterer war bisher die prominente­ste Stimme des ultrakonse­rvativen Parteiflüg­els – nun will Casado offenbar Aznars ideologisc­he Erbschaft antreten. Begonnen hatte er seine politische Karriere als Chef der Nachwuchso­rganisatio­n der konservati­ven Volksparte­i in der Region Madrid. 2011 zog er als Abgeordnet­er ins nationale Parlament ein.

Nachdem es mit den Konservati­ven in den Umfragen zuletzt steil bergab gegangen war, wird Casado nun vor allem an einem gemessen: ob es ihm gelingt, mit den Konservati­ven in Spanien wieder Wahlen zu gewinnen.

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