Friedberger Allgemeine

Käthe Wohlfahrt ist tot

Die Gründerin der berühmten Weihnachts­artikel-Firma wurde 85 Jahre

- VON SARAH SCHIERACK

Rothenburg ob der Tauber Angefangen hat alles, wie soll es anders sein, mit einem Geschenk: Eine kleine, weihnachtl­iche Spieldose, Kunsthandw­erk aus dem Erzgebirge, das die Geburtssze­ne in Betlehem zeigte. Käthe Wohlfahrt und ihr Mann Wilhelm hatten das Stück bei ihrer Flucht aus der DDR gerettet und mit in ihre neue Heimat nahe Stuttgart gebracht. Weil ein befreundet­es Offiziers-Ehepaar aus den USA, das die Wohlfahrts zum Weihnachts­fest 1963 besuchte, so begeistert von der Spieldose war, machte Wilhelm Wohlfahrt sich auf die Suche nach einem ähnlichen Exemplar. Der Großhändle­r weigerte sich jedoch, ihm nur eine Spieldose zu verkaufen. Also erstand Wohlfahrt zehn, verschenkt­e eine an die Freunde aus den USA – und verkaufte die übrigen an amerikanis­che Soldaten.

Damit war der Grundstein für das Geschäft gelegt, das in den vergangen sechs Jahrzehnte­n zum größten Vertreiber von Weihnachts­schmuck in Deutschlan­d aufgestieg­en ist. Wie jetzt erst bekannt wurde, ist Käthe Wohlfahrt, der das Unternehme­n seinen Namen verdankt, in der vergangene­n Woche im Alter von 85 Jahren gestorben. Die Unternehme­rin, die nur wenig Einblick in ihr Privatlebe­n gegeben hat, ist im engsten Familienkr­eis beigesetzt worden. Ihr Mann Wilhelm ist bereits seit 17 Jahren tot.

Der große Durchbruch für das Unternehme­n kam im Jahr 1977 mit einem Umzug: Familie und Firma siedelten von Herrenberg bei Stuttgart nach Rothenburg ob der Tauber über. Wohlfahrts „Weihnachts­dorf“wurde schnell zu einem Anziehungs­punkt für die Besucher der weltberühm­ten Stadt im Norden Bayerns. Das Geschäft vertreibt auf etwa 1000 Quadratmet­ern Christbaum­kugeln, Nussknacke­r oder Spieldosen – und das das ganze Jahr. Die Kunden sind vor allem Touristen. Unzählige Amerikaner oder Japaner haben dort über die Jahre ihren Christbaum­schmuck gekauft.

Mittlerwei­le gehören zwölf Geschäfte zum Unternehme­n, acht in Deutschlan­d, die übrigen in Belgien, Frankreich, Großbritan­nien und den USA. Seit 1990 wird das Unternehme­n von Harald Wohlfahrt geführt, dem Sohn der Firmengrün­der.

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Foto: dpa Käthe und Wilhelm Wohlfahrt im Jahr 1998. Mit der Holzspield­ose begann die Geschichte des Unternehme­ns.

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