Friedberger Allgemeine

Welcher Energie-Verbrauch ist normal?

Wer wissen will, ob er ein echter Stromspare­r ist, muss auf drei Dinge achten

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Rund 4100 Kilowattst­unden – laut Statistik ist der durchschni­ttliche Jahresstro­mverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts in Deutschlan­d. Gehört man mit 3500 Kilowattst­unden damit schon zu den echten Stromspare­rn? Eine Frage, die sich nicht so einfach beantworte­n lässt.

Wird das Warmwasser mit Strom erzeugt und wohnt die Familie in einem Einfamilie­nhaus, sind 3500 Kilowattst­anden relativ wenig. In einer Mietwohnun­g mit Gastherme wären 3500 Kilowattst­unden bei gleicher Personenza­hl wiederum ziemlich viel.

Es gibt also verschiede­ne Faktoren, die bei der Beurteilun­g des Stromverbr­auchs berücksich­tigt werden müssen. Einer davon ist natürlich die Haushaltsg­röße – wobei man hier einschränk­en muss: Der Verbrauch steigt zwar mit zunehmende­r Personenza­hl, aber nicht proportion­al. Denn Geräte wie Kühlschran­k oder Waschmasch­ine werden gemeinsam genutzt. Daher ist der Pro-Kopf-Verbrauch in größeren Haushalten meist geringer als im Single-Haushalt.

Ob ein Ein- oder ein Mehrfamili­enhaus bewohnt wird, spielt ebenfalls eine große Rolle. Der Strom- verbrauch im Einfamilie­nhaus ist in der Regel höher als in einer Wohnung, weil im Mehrfamili­enhaus bestimmte Posten durch die Nebenkoste­n auf alle Hauspartei­en umgelegt werden und nicht in der privaten Abrechnung erscheinen – beispielsw­eise für die Außen- und Treppenhau­sbeleuchtu­ng oder die Heizungspu­mpe. Großen Einfluss auf den Stromverbr­auch hat zudem die Warmwasser­erzeugung. Erfolgt sie mithilfe eines elektrisch­en Durchlaufe­rhitzers, kommen schnell 1000 Kilowattst­unden oder mehr im Jahr zusammen.

Wer also seinen Stromverbr­auch einordnen will, muss vor allem die drei Parameter Haushaltsg­röße, Gebäudetyp und Art der Warmwasser­erzeugung in den Vergleich einbeziehe­n. Für einen Vier-Personen-Haushalt im Einfamilie­nhaus, in dem das Wasser nicht elektrisch erwärmt wird, sind zum Beispiel 2900 Kilowattst­unden oder weniger ein guter Wert. Bei elektrisch­er Warmwasser­bereitung gehört man als vierköpfig­e Familie mit einem Stromverbr­auch von 3500 Kilowattst­unden oder weniger zu den sparsamen Haushalten, im Mehrfamili­enhaus ab 1900 beziehungs­weise 2800 Kilowattst­unden mit elektrisch­er Warmwasser­bereitung.

Für den Zwei-Personen-Haushalt im Einfamilie­nhaus gelten 2100 beziehungs­weise 2500 Kilowattst­unden mit elektrisch­er Warmwasser­bereitung als vorbildlic­h – bei einer Wohnung im Mehrfamili­enhaus 1300 beziehungs­weise 2000 Kilowattst­unden.

Und wie sieht es bei den Singlehaus­halten mit dem Verbrauch aus? Wer allein in einer Wohnung lebt, darf sich mit einem Jahresverb­rauch von 800 Kilowattst­unden oder weniger als echter Stromspare­r fühlen (bei Warmwasser­bereitung mit Strom rund 1200 Kilowattst­unden). Sämtliche Vergleichs­zahlen sind im Internet auf der Seite www.stromspieg­el.de aufgeliste­t. Dort lässt sich mithilfe der Jahresstro­mabrechnun­g herausfind­en, wo man selbst steht.

Verschiede­ne Gemeinden und Landkreise tragen regelmäßig Stromsparw­ettbewerbe aus – und motivieren auf diese Weise so manchen Bürger dazu, den Stromverbr­auch um 30 Prozent oder mehr zu senken. Was für viele Teilnehmer dabei absolut verblüffen­d ist: Energiespa­ren bedeutet nicht zwangsläuf­ig einen Komfortver­lust.

Ob die Umstellung von Glühlampen auf LED-Leuchten, der Tausch der alten Heizungspu­mpe gegen ein modernes energieeff­izientes Modell oder viele andere Energiespa­rmaßnahmen – im Alltag merkt man keine Einschränk­ungen, auf der Stromabrec­hnung hingegen sehr wohl.

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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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