Friedberger Allgemeine

Schaden die Schwimmer den Seen?

Die Sonnencrem­e ist nicht das Problem

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München Bei der anhaltende­n Hitze dieser Tage strömen die Menschen an die Badeseen. Tausende, oft erheblich mit Sonnenschu­tz eingecremt­e Besucher springen ins kühle Nass. Schaden die vielen Badegäste dem Ökosystem der Gewässer?

Sonnencrem­e ist tatsächlic­h nicht unbedingt schädlich, sagt Experte Bernhard Schink vom Lehrstuhl für Mikrobiell­e Ökologie der Universitä­t Konstanz. Zwar wisse man nicht ganz genau, was die Hersteller in ihre Sonnencrem­es mischen. Generell seien die Inhaltssto­ffe aber biologisch abbaubar und belasteten die Gewässer nicht dauerhaft. Die derzeit hohen Temperatur­en seien für den Abbau der Stoffe sogar hilfreich: Denn bei Hitze vermehren sich Bakterien stärker. Weil sie sich unter anderem von Stoffen wie den Rückstände­n der Sonnencrem­es ernähren, bauen bei Hitze mehr Bakterien mehr Sonnenschu­tz ab.

Dennoch können Badende dazu beitragen, dass Seen schneller umkippen. Laut dem Gewässerex­perten Ralf Ludwig von der LudwigMaxi­milians-Universitä­t München wirbeln Badegäste häufig Nährstoffe auf, die sich am Boden abgesetzt haben. Das kann mit dazu führen, dass ein See kippt, weil zu viele Nährstoffe im Wasser sind. Denn wenn es dann noch dazu warm ist, vermehren sich Pflanzen stark. Wenn die Pflanzen absterben, werden sie von Bakterien zersetzt. Da diese dafür Sauerstoff benötigen, sinkt der Gehalt von Sauerstoff im Wasser nach und nach. Deswegen sterben noch mehr Pflanzen, die die Bakterien aber nicht mehr zersetzen können – der See kippt um und riecht übel. Daraufhin sterben Ludwig zufolge erst Kleinstleb­ewesen und schließlic­h Fische.

Fische können in Hitzeperio­den die hohen Temperatur­en im Wasser nicht mehr aushalten, sagt Frank Peeters vom Limnologis­chen Institut der Universitä­t Konstanz. In tiefen Seen schwimmen sie deswegen nach unten. Wenn dort aber zu wenig Sauerstoff ist, sterben sie. Deswegen wälzt etwa im Deininger Weiher bei München eine große Pumpe das Wasser um und sorgt für mehr Sauerstoff.

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