Friedberger Allgemeine

Noch zwei tote Kälber im Allgäu

Ein Alpwirt findet am Grünten die neugeboren­en Rinder tot auf. Er ist sich sicher, dass sie von einem Wolf gerissen wurden. Doch das ist nicht die einzige mögliche Erklärung

- VON KATHARINA MÜLLER UND MARKUS RAFFLER

Kranzegg Eine apathische Mutterkuh und zwei tote Kälber hat Alpwirt

Dass seine Kälber bereits tot geboren wurden, glaubt Müller nicht. Er habe auf seiner Alpe noch nie eine Totgeburt gehabt. „Das war hundertpro­zentig der Wolf. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Das kann kein anderes Tier gewesen sein“, sagt der Landwirt, der seine Tiere nun zur Sicherheit nachts im Stall lässt.

Mitglieder des „Netzwerks Große Beutegreif­er“am Landesamt für Umwelt (LfU) haben auch im aktuellen Fall DNA-Proben genommen. Im Gegensatz zum betroffene­n Bauern halten es Vertreter des LfU durchaus für möglich, dass die Kälber tot zur Welt kamen und Aasfresser über sie hergefalle­n sind. Für die Behörde ist in keinem der aktuellen Fälle erwiesen, dass ein Wolf für den Tod der Tiere verantwort­lich ist. Man müsse die DNA-Analyse abwarten, sagt ein LfU-Sprecher. Wegen der Häufung der Fälle könne man diese aber nicht beschleuni­gen. Das Senckenber­g-Institut in Geln- hausen bei Frankfurt, das die Proben auswertet, sei für das ganze Bundesgebi­et zuständig und müsse zahlreiche Proben auswerten.

Das allerdings will der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz so nicht hinnehmen: „Diese lange Wartezeit ist unerträgli­ch, das muss sich ändern“, sagt er und fordert ein Ergebnis binnen acht Tagen. „Bei Tbc-Proben ist das ja auch möglich.“Zur Not trage das Landratsam­t die entstehend­en Kosten. Der Landrat verweist auf sieben ausgeweide­te Kälber im Oberallgäu und in Halblech (Ostallgäu) seit Anfang Juni. In keinem einzigen Fall liege bisher eine DNA-Analyse vor.

Klotz, der sich gestern zu einem Krisengesp­räch mit Vertretern von Landwirtsc­haft, Alpwirtsch­aft und Jagd traf, will heute bei Umweltmini­ster Marcel Huber auf eine sofortige Abschussge­nehmigung für Wölfe drängen. „Hier reden wir aber erst einmal über den Raum Wertach, hier muss akut etwas ge- schehen.“Zwar sei derzeit ein Wolfs-Management­plan in Arbeit – man könne aber nicht so lange warten, bis dieser umsetzbar sei.

Auch Leopold Herz, Landwirt in Wertach und agrarpolit­ischer Sprecher der Freien Wähler im Landtag, fordert, bäuerliche Familienbe­triebe und Alphirten nicht mit dem „Problem Wolf“alleinzula­ssen. Er hat sich deshalb bereits an Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber und Umweltmini­ster Marcel Huber gewandt. Ebenso wie Landrat Klotz ist es auch ihm wichtig, dass das Wolfs-Monitoring profession­alisiert wird. Die Mitglieder des Netzwerks Große Beutegreif­er, die am Fundort Proben nehmen, sind nur ehrenamtli­ch tätig. Besser wären hier laut Herz behördlich­e Strukturen. „Verdachtsf­älle müssen schnell geklärt werden und dazu ist eine raschere Abwicklung nötig.“Auch eine kompetente Beratung der Geschädigt­en sowie eine 24-Stunden-Notfallber­eitschaft seien wichtig.

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Konrad Müller

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