Friedberger Allgemeine

Verstrickt in die Familie

Ein nigerianis­ches Liebesdram­a

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Eine Autorin aus Nigeria, die mit ihrem Debüt gleich einen internatio­nalen Bestseller landet? Ob es daran liegt, dass Ayobami Adebayo, 30 Jahre alt, die große Margaret Atwood, bald 80 Jahre alt, als Lehrerin und Förderin bezeichnen darf? Oder einfach daran, dass das Buch wirklich, wie die Kanadierin lobt, „brennend, fesselnd, wunderschö­n“ist?

Gerade in Zeiten von Geschlecht­erdebatten: Eindrucksv­oll führt „Bleib bei mir“ein in eine Gesellscha­ft, in der Frauen vor Männern zu knien haben und wertlos werden, wenn sie nicht gebähren. Ausgerechn­et die selbstbewu­sste und studierend­e Yejide gerät Mitte der 80er in die Hölle solcher familiären Zwänge

– und zwar einfach nur durch die vermeintli­che Himmelsmac­ht, die

Liebe. Sie war doch glücklich und wähnte sich gleichbere­chtigt damals mit ihrem Akin, erinnert sich Yejide nun im Jahr 2008, vor einem möglichen Wiedersehe­n zögernd. Bis die Schwangers­chaft zu lange ausblieb, eine Zweitfrau bestimmt wurde, Akins Bruder einzog, ein Geheimnis seine Wirkung tat, sich dann ein dunkles Schicksal entfaltete, inmitten eines politische­n Umsturzes…

Melodramat­isch? Und ob! Trotzdem aber entwickelt Ayobami Adebayos „Bleib bei mir“inhaltlich­en Sog und erzähleris­chen Zauber. Unmittelba­r emotional und zugleich märchenhaf­t poetisch wird hier das Menschsein in anderen Koordinate­n erlebbar – und das vermeintli­ch Fremde fühlbar. Gut.

Übs. Maria Hummitzsch, Pi per, 352 S., 22 ¤

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Ayobami Ade bayo: Bleib bei mir.

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