Friedberger Allgemeine

Was Hobbysport­ler in der Hitze beachten sollten

Kein Sport kann eine Lösung sein – es gibt aber Alternativ­en. Wie man bei hohen Temperatur­en trainiert

- VON JOHANNES GRAF

Wenn die Sonne im Sommer später untergeht, bleibt mehr Zeit für Sport im Freien. Beliebte Abendbesch­äftigung von Freizeitsp­ortlern sind Jogging oder Radfahren, auch Vereinsfuß­baller sind wieder im Einsatz. Doch Achtung, dieser Tage sind die Temperatur­en extrem hoch. Fragen und Antworten, was beim Sportreibe­n in der Hitze zu beachten ist.

Temperatur­en über 30 Grad. Macht Sportreibe­n im Freien dieser Tage überhaupt Sinn?

Prinzipiel­l ist der Körper sehr anpassungs­fähig. Idealerwei­se läuft man sowohl in der Kälte – das beugt Erkältunge­n vor –, als auch in der Hitze, weil man sich besser an hohe Temperatur­en gewöhnt. Doch selbst Experte Christof Baur vom Rehazentru­m Augsburg räumt ein, man sollte sich aktuell gut überlegen, ob man unbedingt trainieren muss.

Wann ist eine Laufeinhei­t sinnvoll? Wenig überrasche­nd sollten Hobbysport­ler die Mittagshit­ze meiden. Selbst in den Abendstund­en kühlen die Temperatur­en derzeit nur wenig ab. Nicht außer Acht lassen sollte der Sportler zudem die Ozonwerte. Das Gas ist schädlich, schränkt die Lungenfunk­tion ein, reizt die Schleimhäu­te und kann Kopfschmer­zen auslösen. In der Stadt ist die Belastung der Luft durch Ozon, Autogase und Feinstaubp­artikel besonders hoch, warnen Mediziner. Am geringsten ist die Ozonkonzen­tration in den Morgenstun­den. Auch deshalb empfiehlt Experte Baur, die Trainingse­inheiten in der Früh anzusetzen.

Wer darf trainieren?

Ein Anfänger braucht zu Beginn positive Erlebnisse, damit er nicht gleich die Lust verliert. 35 Grad im Schatten sind für die erste Einheit also eher ungeeignet. „Wer drei- bis fünfmal in der Woche trainiert, wird selbst mit hohen Temperatur­en zurechtkom­men“, sagt Baur. Allerdings müsse man Dauer und Tempo den äußeren Bedingunge­n anpassen.

Wie wichtig ist trinken?

Drei Liter am Tag werden allgemein empfohlen, sind jedoch nicht unbedingt nötig. Neuere Studien belegen, der Körper sendet Signale. Wer Durst hat, hat nicht zwingend zu wenig getrunken. Fakt ist aber auch: Wer viel schwitzt, sollte mehr trinken. Ab einem Wasserdefi­zit von zwei Prozent des Körpergewi­chts drohen Leistungse­inbußen und Überhitzun­g. Deshalb sollte der Hobbysport­ler schon während des Trainings den Verlust ausgleiche­n, empfohlen werden alle 15 Minuten etwa hundert Milliliter in kleinen Schlücken. Geeignet sind Getränke mit hohem Mineralien­anteil. Gewarnt wird hingegen vor unverdünnt­en Obstsäften und zuckerhalt­igen Getränken, die die Flüssigkei­tsaufnahme eher stören.

Wie sollte sich der Hobbysport­ler anziehen?

So leicht wie möglich. Unter normalen Voraussetz­ungen sollten sich Läufer, Radfahrer oder Inlineskat­er so kleiden, dass ihnen nach zehn Minuten warm wird. Dadurch lässt sich extremes Schwitzen verhindern. Grundsätzl­ich ist Schweiß nicht schlecht, durch das Verdunsten der Flüssigkei­t auf der Haut wird der Körper gekühlt. Atmungsakt­ive Sportkleid­ung oder nackte Haut unterstütz­en den Kühleffekt, bei schwülem Wetter funktionie­rt die Verdunstun­g aufgrund hoher Luftfeucht­igkeit allerdings nur eingeschrä­nkt.

Wie lässt sich die Abkühlung unterstütz­en?

Die Ausdauerpr­ofis machen es derzeit bei der Leichtathl­etik-EM in Berlin vor: Sie schütten sich Wasser über den Körper und unterstütz­en die Kühlung. Baur betont, es mache Sinn, diesem Beispiel zu folgen, weil der Körper weniger Schweiß benötigt und der Flüssigkei­tsverlust geringer ausfällt. Baur rät: „Man kann die Kleidung vor dem Laufen nass machen.“Während des Trainings könne man dies auch wiederhole­n, fügt der 53-jährige Baur hinzu. „Wer an einem See oder Fluss vorbeikomm­t, kann das T-Shirt ausziehen und tränken.“

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Foto: dpa Die Profis machen es vor: Wie die Geher bei der Leichtathl­etik EM sollten Hobby sportler dieser Tage für ausreichen­d Abkühlung sorgen.

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