Friedberger Allgemeine

Drama und Andacht

Gesang mit Orgel in der Ulrichsbas­ilika

- VON MANFRED ENGELHARDT

In welchen unterschie­dlichen Varianten Spirituali­tät und Andacht musikalisc­h Gestalt annehmen können, wenn man in romanisch-südliche Gefilde lauscht, wurde in „30 Minuten“vorgeführt. Im Montags-Kurzkonzer­t der Ulrichskir­che brachten Mezzosopra­n Charlotte Schmidt und Andreas Kaiser an der großen Basilika-Orgel eine pointierte Auswahl kirchenmus­ikalischer Perlen zu Gehör, die man nicht oft hört.

Eingeleite­t wurde der Abend indes vom vertrauten Ton des in Deutschlan­d überragend­en Johann Sebastian Bach. Kaiser spielte die Sinfonia „Wir danken dir, Gott“BWV 29 als musikantis­ch vitales Prachtstüc­k. Mit „Et exsultavit“aus den „Magnificat“trat dann die junge Sängerin in Erscheinun­g, ein Mezzo, der mit weitgespan­nten Bögen und energisch voluminöse­m Kern dramatisch­e Nuancen einbrachte. Als das Programm in romanisch-französisc­he Richtung ging, spielte Charlotte Schmidt, die auf der Bühne wie im sakralen Bereich erfolgreic­h ist, in César Francks „Panis angelicus“aus der „Messe solennelle“ihren farbstarke­n Operngestu­s wunderbar aus.

Kaiser ließ die mysteriös schillernd­en Harmonien aus Francks „3 Pièces pour grand orgue“folgen. Camille Saint-Saëns’ zügig-kraftvoll genommenes „Ave Maria“, ein von freudvolle­r Diesseitig­keit geprägtes Stück, war mit Charlotte Schmidts Mezzo ein Klangjuwel. Gioacchino Rossinis „Petite Messe solennelle“wird mittlerwei­le auch bei uns öfter geboten. Was der Bühnenzaub­erer im „Agnus Dei“an teils fast gespenstis­chen Passagen, pochenden Momenten wie in einer Opernszene einbringt, wurde von Sängerin und Orgel ebenso expressiv geformt.

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