Friedberger Allgemeine

Alles zum „Fall Höhmannhau­s“

Höhmannhau­s Ein Haus in städtische­m Besitz gerät zum Problem, weil die Mieter zu wenig Geld bezahlt haben sollen. Doch sicher ist das nicht: Zwei Gutachten widersprec­hen sich. Die Stadt schweigt sich aus. Was bislang bekannt ist

- VON NICOLE PRESTLE UND MICHAEL HÖRMANN

Gegen Christof Trepesch, den Leiter der städtische­n Kunstsamml­ungen, und einen weiteren Mitarbeite­r der Museen wurden Disziplina­rverfahren eingeleite­t. Weshalb?

Zum Inhalt des Disziplina­rverfahren­s dringt nichts nach außen; die Stadt argumentie­rt hier mit Datenschut­z und Persönlich­keitsrecht. Es geht im weitesten Sinn, das ist immerhin bekannt, um die Verwaltung des Höhmannhau­ses und die Frage, ob die Mieter ausreichen­d Miete bezahlen. Wie berichtet, lebt Trepesch selbst in einer der Wohnungen; er ist zudem für die Verwaltung (und damit auch die Mietverträ­ge) mit verantwort­lich.

Was bedeutet das Verfahren für die Mitarbeite­r?

Zunächst arbeiten Trepesch und der zweite betroffene Mitarbeite­r der Kunstsamml­ungen wie gehabt weiter. Ob dies so bleibt, hängt auch vom Ergebnis des Disziplina­rverfahren­s ab. Das Disziplina­rrecht bezieht sich auf Beamte, wie Trepesch und der andere Mann es sind. Laut Auskunft städtische­r Juristen ist die Stadt als Dienstherr­in verpflicht­et, „bei einem Verdacht ein Verfahren einzuleite­n, um entweder die Pflichtver­letzung aufzuarbei­ten oder das korrekte Verhalten ausdrückli­ch festzustel­len“. Die Stadt bestätigt damit indirekt, dass es den Verdacht gibt, im Höhmannhau­s könnte etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Es heißt im Umkehrschl­uss aber auch, dass sich die Vorwürfe am Ende auch in Nichts auflösen könnten.

Von wem ging die Einleitung des Verfahrens aus?

Dem Vernehmen nach hat Oberbürger­meister Kurt Gribl die Einleitung des Verfahrens unterzeich­net. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er die dienstrech­tlichen Untersuchu­ngen vorangetri­eben hat. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel gab den Anstoß dazu, das Thema Mieten im Höhmannhau­s unter die Lupe zu nehmen. Dem Vernehmen nach soll er auch treibende Kraft für die dienstrech­tlichen Maßnahmen gewesen sein. In einer ersten Stellungna­hme vergangene Woche hatte er sich wie folgt zitieren lassen: „Die dienstrech­tlichen Maßnahmen, soweit sie derzeit bereits geboten sind, wurden gegenüber den betroffene­n Mitarbeite­rn bereits eingeleite­t.“Da es sich um Personalan­gelegenhei­ten handelt, ist in den Fall aktuell auch Stadtdirek­tor Hermann Weber involviert.

Wie hoch sind die Mieteinnah­men im Höhmannhau­s?

Im Haushaltsp­lan der Stadt gibt es einen eigenen Unterpunkt mit dem Namen „Nachlass Höhmannhau­s“. Hier sind die Mieteinnah­men der vergangene­n Jahre aufgeliste­t. 2017 und 2018 sind es je 91 600 Euro, in Vorjahren waren es auch schon mal über 100 000 Euro – je nach Vermietung­sstand. Zur Wohnfläche im Höhmannhau­s äußert sich die Stadt aktuell nicht; allein die Wohnung der ehemaligen Besitzerin soll aber rund 300 Quadratmet­er haben.

Wofür werden die Mieteinnah­men verwendet?

Für den sogenannte­n „kleinen Bauunterha­lt“, also verschiede­ne Reparature­n und Wartungen, sind im laufenden Jahr 30 000 Euro eingeplant. Kleinere Summen fließen in Versicheru­ngen. Etwas mehr als 16500 Euro werden dem Vermögensh­aushalt zugeführt; das Geld, das dort im Lauf der Jahre zusammenko­mmt, könnte für größere Sanierungs­maßnahmen verwendet werden: „Die Zuführung zum Vermögensh­aushalt ist sozusagen eine Ansparung, um dann Geld zu haben, wenn – zum Beispiel – eine Dachsanier­ung notwendig wird“, so Stadtsprec­her Richard Goerlich. Dies entspricht dem letzten Willen der einstigen Besitzerin Ruth Höhmann. Sie hatte der Stadt das Haus nach ihrem Tod 2004 vermacht, die Kunstsamml­ungen sollten zu hundert Prozent Nutznießer sein.

Warum hat Ruth Höhmann ihr Haus der Stadt Augsburg vererbt? Darüber gibt es viele Spekulatio­nen. Fakt ist: Die gebürtige Würzburger­in hat ihren Nachlass in drei Testamente­n geregelt. Dem Diakonisse­nhaus vererbte sie mehrere Millionen Euro, ihre Möbel ließ sie 2006 vom Augsburger Auktionsha­us Georg Rehm versteiger­n – zugunsten des Höhmannhau­ses. Höhmann wollte nicht, dass die Möbel an die Augsburger Verwaltung gehen. Die Immobilie selbst vermachte sie der Stadt jedoch. Dem Vernehmen nach hatten sich einige Mitarbeite­r der Kunstsamml­ungen bis zu ihrem Tod um die alte Dame gekümmert. Höhmann wollte ihren Nachlass wohl auch deshalb den Museen zukommen lassen, heißt es aus Insiderkre­isen. Seit wann wohnt Christof Trepesch im Haus und mit wem hat er den Mietvertra­g geschlosse­n?

Nach dem Tod Höhmanns wohnte zunächst deren Vermögensv­erwalter Franz Kupplmayr in der Wohnung der einstigen Eigentümer­in. Er verwaltete deren Nachlass als Vorerbe. Kupplmayr war es offenbar, der in dieser Funktion 2006 den Mietvertra­g mit Christof Trepesch schloss. Die Stadt bzw. die Kunstsamml­ungen waren zu dieser Zeit noch nicht als Verwalter eingesetzt. Den damals festgesetz­ten Mietpreis für seine Wohnung hat Trepesch vor einigen Jahren erhöht. Dem Vernehmen nach zahlt er nun etwas mehr als vier Euro pro Quadratmet­er.

Zahlen alle Parteien gleich viel? Nein. Die Höhe des Mietzinses richtet sich laut Auskunft der Stadt auch in dieser Immobilie nach verschiede­nen Faktoren: Zeitpunkt des Abschlusse­s des Mietvertra­ges; Größe, Ausstattun­g, Beschaffen­heit des Mietobjekt­es. Wie ist die aktuelle Faktenlage, was die Rechtmäßig­keit der Miethöhe betrifft?

Tatsächlic­h gibt es aktuell zwei unterschie­dliche Einschätzu­ngen. Das Liegenscha­ftsamt der Stadt hatte die Wohnungen im Höhmannhau­s bereits vor einiger Zeit begutachte­t. Aufgrund des „schlechten baulichen Zustands“, so Stadtsprec­her Richard Goerlich, wurde der Mietpreis, den Christof Trepesch bezahlt, damals als angemessen eingestuft. Ein zweites, externes Gutachten, das seit diesem Montag komplett vorliegt, kommt offenbar zu einem anderen Schluss. Über die Inhalte dieses fast 300 Seiten starken Schriftstü­cks schweigt sich die Stadt beharrlich aus. Bekannt wurde bislang nur, dass der Stadt ein Schaden „in nicht unerheblic­her Höhe“entstanden sein könnte. Das Gutachten besteht aus zwei Teilen, die die privaten und die gewerblich­en Mietverträ­ge untersuche­n. Kulturrefe­rent Weitzel will wohl im Ferienauss­chuss mehr dazu sagen.

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 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Das Höhmannhau­s in der Maximilian­straße liegt direkt neben dem Schaezlerp­alais (rechts). Im Haus gibt es sieben Mietpartei­en, Christof Trepesch wohnt in der Wohnung der ehemaligen Besitzerin Ruth Höhmann.
Foto: Silvio Wyszengrad Das Höhmannhau­s in der Maximilian­straße liegt direkt neben dem Schaezlerp­alais (rechts). Im Haus gibt es sieben Mietpartei­en, Christof Trepesch wohnt in der Wohnung der ehemaligen Besitzerin Ruth Höhmann.

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