Friedberger Allgemeine

Nach dem Erdbeben begann die Tortur

Der Traumurlau­b auf einer indonesisc­hen Ferieninse­l wurde für vier Freunde aus Augsburg zu einem Albtraum. Was sie erlebt und wie sie die Ausreise nach dem Chaos geschafft haben

- VON INA MARKS

Maximilian Settele ist einfach nur froh, wenn er endlich wieder daheim in Haunstette­n ist. Der Juniorchef der gleichnami­gen Metzgerei, seine Lebensgefä­hrtin Lisa Peschanel und ein befreundet­es Paar wurden, wie berichtet, von dem schweren Erdbeben am Sonntagabe­nd in Indonesien überrascht. Seitdem haben die jungen Augsburger eine ziemliche Tortur hinter sich.

Eigentlich sollten die vier Freunde jetzt auf der Insel Lombok das gebuchte Ferienhaus genießen. Von dem ist aber nichts mehr übrig. Es wurde bei dem 6,9 starken Erdbeben, das mindestens 105 Tote forderte, völlig zerstört. Die Augsburger können von Glück reden, dass sie sich zum Zeitpunkt der Naturkatas­trophe noch auf der Nachbarins­el Gili Trawangan aufhielten. Dort mussten sie wegen der zunächst ausgegeben­en Tsunami-Warnung die Nacht auf einem hohen Berg verbringen. „Über 50 Stunden waren wir auf den Beinen“, schreibt der 27-Jährige unserer Redaktion über » Facebook. „Das hat viel Kraft gekostet. Wir sind einfach alle fertig.“Mit der Fähre ging es für die Freunde zunächst nach Lombok, das vom Erdbeben mit am meisten betroffen ist. Dort herrscht natürlich Chaos. Sämtliche Touristen wollen die Urlaubsins­el verlassen. „Die nächsten Flugzeuge wären frühestens in zwei Tagen verfügbar“, berichtet Settele. So lange wollten sie nicht warten. Sie nahmen sich ein Taxi zum Hafen. Die Augsburger hatten Glück, dass sie noch auf eine Fähre kamen. Sechs Stunden dauerte die nächtliche Fahrt nach Padang Bai, dem Hafen von Bali. Dort ging es zum Flughafen. „Wir schlossen uns mit einer Familie aus Köln zusammen und nahmen uns am Airport für sechs Stunden ein Hotel. Wir wollten endlich mal wieder duschen.“Zudem hatten sie großen Hunger. „Wir hatten ja seit Sonntagabe­nd weder Wasser noch Strom.“Zwei Stunden nur konnten die Freunde in dem Hotelzimme­r schlafen. Dann startete der Flug nach Doha. Von dort ging es weiter nach München. Lisa Peschanels Zwillingss­chwester hatte sich von Deutschlan­d aus um die Flüge gekümmert. Mittwochmi­ttag landen die Augsburger in der bayerische­n Landeshaup­tstadt. Sie werden von ihren Familien abgeholt. „Das war für uns so schlimm“, erzählt Mutter Erika Settele. „Man wird sich erst nach und nach bewusst, was hätte passieren können.“

Martin Koper hingegen, der mit

Ehefrau und Sohn das Erdbeben auch miterleben musste, setzt den Urlaub fort. Die Augsburger Familie befindet sich nun auf Bali. Ende der Woche geht die Reise weiter nach Singapur und endet in Abu Dhabi. „Jetzt verläuft alles wieder genau wie geplant“, schreibt der 39-Jährige. Maximilian Settele hat vorerst genug vom Reisen. Was er auch so schlimm fand, war seine Erfahrung, dass die Taxifahrer auf Lombok Touristen in deren Not das Geld aus der Tasche gezogen hätten.

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Foto: dpa Einheimisc­he und Touristen strömen in Indonesien auf ein Boot, um evakuiert zu werden. Mindestens 105 Menschen starben bei einem Erdbeben auf der Insel Lombok.
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Maximilian Settele

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