Für das Finale wird er extra eingeflogen
Der Friedberger Theo Prendke erlebt bei seinem Schüleraustausch in den USA als Fußballer einige besondere Turniere. Mit seinem Verein schafft es der Teenager sogar bis in die nationale Endrunde
Friedberg Der amerikanische Zungenschlag ist unüberhörbar, wenn Theo Prendke von seinen Erlebnissen erzählt. Kein Wunder, war der 16 Jahre alte Friedberger doch ein gutes Dreivierteljahr als Austauschschüler in den Vereinigten Staaten von Amerika, genauer in Puyallup in der Nähe von Seattle im Bundesstaat Washington. Und das Amerikanische schlägt einfach durch, wenn die Sprache auf die MountTahoma-Highschool, den FranklinPierce-Soccer-Club oder State-Cup und Regionals kommt.
Der Teenager besuchte von September 2017 bis Juli 2018 eben die Mount-Tahoma-Highschool, und er war in den Staaten auch sportlich unterwegs – genauer als Fußballer. Und das auch durchaus erfolgreich, sowohl mit der Schulmannschaft als auch mit seinem Vereinsteam Fury des Franklin-Pierce-Soccer-Clubs. Der Verein, der erstmals die „Nationals“, also nationale Meisterschaften, erreichte, flog ihn Mitte Juli dieses Jahres nämlich extra zur Finalrunde noch einmal in die Staaten ein. „Das war klasse, der Verein zahlte die eine Hälfte des Fluges, die Eltern der Mitspieler die andere – und der Verein übernahm auch die Kosten fürs Hotel“, erzählt der begeisterte Fußballer.
Bis es so weit war, hatte der Teenager allerdings schon ein ereignisreiches Schuljahr in den Staaten hinter sich gebracht. Über eine Organisation – das Munich Academy Program – hatte seine Familie eine Gastfamilie in Amerika gesucht und gefunden. und im September 2017 ging es dann rüber über den großen Teich bis an die Ostküste im Norden Amerikas. „Meine Gastfamilie war wirklich sehr nett. Die hatten ursprünglich zwar nichts mit Fußball – also mit Soccer – am Hut, aber sie zeigten sich dann richtig interessiert und haben mich dann überall hingefahren und begleitet“, erklärt Theo Prendke. Und das waren keine Fahrten, wie man sie hierzulande vielleicht als Eltern sportbegeisterter Kinder kennt – sondern richtige Reisen. „Wir spielten ja auch in Phoenix/Arizona oder in Boise in Idaho“, so der Teenager.
Der musste sich in Amerika natürlich zuerst eingewöhnen, und er staunte auch darüber, wie es in den Schulen in den Staaten abläuft. „Das kannst du mit unserem Unterricht nicht vergleichen. Zum einen hat jeder sein Handy dabei, dann sitzen welche mit Kopfhörern in der Stunde, und keiner regt sich auf – und die Tests sind auch wesentlich leichter als bei uns“, erzählt Theo Prendke. Wer aber Sport treiben will, der hat beste Möglichkeiten, und der Friedberger nutzte die natürlich. Er spielte bald im Schulteam seiner Highschool: Jeden Tag stand Training an, an den Dienstagen und Donnerstagen Spiele gegen andere Schulteams. „Und das war richtig cool. Wir traten in großen Stadien an, die Hymne wurde gespielt, das war schon beeindruckend“, schwärmt Prendke.
Und das Team der Mount-Tahoma-Highschool war erfolgreich wie nie zuvor. In der Region erreichte die Mannschaft die Play-offs, gewann dort 3:2 und zog damit in die nächste Runde auf BundesstaatEbene, das „State-Game“ein. „So weit war die Highschool noch nie gekommen“, erzählt der 16-Jährige, der als Innenverteidiger zum Einsatz kam. Doch gegen ein Team aus Seattle kam dann das Aus – Mount Tahoma war chancenlos. „Die haben uns mit 7:1 so richtig zerstört“, erinnert sich Prendke.
Auch mit dem Verein, bei dem er die fünf- und sechsjährigen Kids coachte, lief es prächtig. „Die Vereine spielen, wenn die Schule Pause macht“, erklärt Prendke. Sein Team, die Fury, schaffte im StateCup – also auf Bundesebene – im Staat Washington Platz zwei. Das Finale gegen die Gunners wurde im Elfmeterschießen verloren. Als Zweiter ging es dann in die „Regionals“, die Meisterschaften der Staaten Orgeon, Washington und Idaho. „Um da mitspielen zu können, bin ich nach dem Schuljahresende schon zwei Wochen länger als geplant geblieben“, erzählt Theo Prendke. Von diesem Turnier in Boise/Idaho schwärmt der Teenager noch heute. „Das war ein super Erlebnis in einem großen Sportpark mit 30, 40 Feldern. Da spielten verschiedene Altersklassen, Jungs und Mädels – und wir haben dieses Turnier auch gewonnen“, so Prendke. Schließlich standen vom 19. bis 24. Juli die „Nationals“an, doch der Teenager hatte schon seine Heimreise nach Friedberg angetreten. Aber sein Team flog den 16-Jährigen schließlich in die Staaten – genauer nach Denver/Colorado – ein, um ihm dieses einmalige Erlebnis zu ermöglichen. „Das war ein Turnier mit zwei Gruppen zu je vier Teams, aber wir haben leider gleich das erste Spiel gegen Apple Valley SC Storm Elite mit 2:3 verloren“, erläutert der 16-Jährige. Da halfen dann auch die beiden Siege gegen AC Connecticut (1:0) und GPS Encu (4:0) nichts mehr, als Gruppenzweiter musste man beim Finale zuschauen.
Der Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Fußball liege vor allem in der „Körperlichkeit“, erzählt Prendke. „Da geht es robuster als bei uns zur Sache. Als ich hier im BezirksoberligaEntscheidungsspiel mit der B-Jugend so zu Werke ging wie drüben, herrschte bei den Gegnern etwas Unverständnis“, sagt Theo Prendke und schmunzelt dabei. Das Niveau, auf dem in der Highschool und seinem Verein gespielt wurde, liege wohl zwischen Jugend-Kreisliga und Bezirksoberliga, meint er.
Das Jahr Schüleraustausch wird dem 16-Jährigen aber nicht nur wegen des Fußballs in bester Erinnerung bleiben. Nach der Eingewöhnungsphase mit ein bisschen Heimweh sei die Zeit „einfach geil“gewesen. „Ich habe viel erlebt und gesehen, war mit der Gastfamilie beim Campen, habe super Englisch gelernt, war in Nationalparks – auch mit meinem Bruder Paul, der mich an Ostern besucht hatte – es war einfach toll“, sprudelt es aus Theo Prendke heraus. „Ich möchte diese Erfahrung nicht missen und kann jedem, der die Chance bekommt, das zu machen, nur raten, es zu tun“, so der Friedberger.
Der spielt nun wieder beim TSV Friedberg in der A-Jugend, geht ab Herbst in die 11. Klasse des RudolfDiesel-Gymnasiums – und wird dann im Unterricht sicher des Öfteren an die tollen Monate in den Staaten denken.