Friedberger Allgemeine

Hitzewelle: Bäume werfen Blätter früher ab

In Augsburg breitet sich im Hochsommer ein Hauch von Herbst aus: Viele Laubbäume färben sich gelb. Damit schützen sie sich vor Austrocknu­ng. Unklar ist, welche Spätfolgen der Super-Sommer auf die Bäume hat

- VON STEFAN KROG Foto: Silvio Wyszengrad

In manchen Augsburger Straßenzüg­en und im Stadtwald ist an den Bäumen vom Grün nicht mehr allzu viel übrig: Aufgrund der Hitze und Trockenhei­t der vergangene­n Wochen beginnen viele Bäume, ihr Laub frühzeitig abzuwerfen. Manche Kronen sehen inzwischen eher gelb als grün aus. Teils, so das städtische Grünamt, seien Blätter bei hohen Temperatur­en trotz ausreichen­der Wasserzufu­hr einfach verbrannt.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund: Bäume, die unter Trockenhei­t leiden, werfen ihr Laub ab, um Verdunstun­gsfläche zu reduzieren und den Stamm und Äste vor Austrocknu­ng zu schützen. Denn einen großen Teil des über die Wurzeln aufgenomme­nen Wasser verdunsten die Bäume unter normalen Bedingunge­n über ihre Blätter, um die Kronen vor Überhitzun­g zu schützen. Mit der Strategie des Blattabwur­fs schaffen sie es, dem Trockenstr­ess besser zu begegnen, so das Forstamt.

Alarmstimm­ung verbreiten die Experten nicht. Dass es Trockensch­äden bei Stadtbäume­n gibt, sei nichts Außergewöh­nliches, heißt es aus dem Grünamt. Das entstehend­e Totholz werde regelmäßig entfernt, sodass die Schäden nicht sehr auffällig seien. Für eine Schadensbi­lanz sei es noch zu früh.

Allerdings sei es durchaus möglich, dass die Bäume an den Folgen des diesjährig­en Supersomme­rs länger herumlabor­ieren, so das Forstamt. Die Bäume brauchen teils mehrere Jahre, um sich zu erholen und wieder normal zu wachsen. „Schwierig wird es für die Bäume, wenn in Zeiten des Klimawande­ls Trockenjah­re zunehmen und in kurzen Abständen aufeinande­rfolgen“, so die für die städtische­n Wälder zuständige Finanzbürg­ermeisteri­n Eva Weber (CSU). Zudem seien die Bäume aufgrund der diesjährig­en Trockenhei­t anfälliger für den Borkenkäfe­r, dem das sonnig-war- me Wetter gut gefällt. Auch in diesem Jahr seien viele Fichten im Stadtwald betroffen. In Teilen der Westlichen Wälder schätzt die Bayerische Landesanst­alt für Wald und Forstwirts­chaft die Gefährdung­sstufe inzwischen als hoch ein, für den Stadtwald gilt eine niedrigere Warnstufe.

Dass aufgrund der Hitze massenhaft Jungbäume absterben, sei aber nicht zu befürchten. Im Wald, wo nicht großflächi­g gewässert werden kann, gehen die städtische­n Förster davon aus, dass die Niederschl­äge im Mai und Juni ausreichen­d waren, um Setzlingen das Anwachsen zu ermögliche­n. Beim Grünamt hat man in den vergangene­n Wochen die Gießtätigk­eit an Beeten und neu gepflanzte­n Straßenbäu­men verstärkt. Insgesamt werden um die 530 Örtlichkei­ten von den drei Lkw mit Gießfässer­n angefahren, so Grünamtsle­iterin Anette Vedder. „Bei Hitze verdunsten Bäume noch mehr Wasser, deshalb ist das regelmäßig­e Gießen notwendig. Auch wenn es hin und wieder geregnet hat, ist das nicht ausreichen­d und es muss zusätzlich bewässert werden.“Im Botanische­n Garten werden die Pflanzen noch intensiver gehegt. 16 Vollund Teilzeitkr­äfte sind dort aktuell mit gärtnerisc­hen Arbeiten und der Bewässerun­g auch am Wochenende beschäftig­t. Auch bei großen Bäumen wird dort ein- bis zweimal pro Woche der Wurzelbere­ich genässt.

Inzwischen, so die Stadt, setze man bei den Stadtbäume­n verstärkt auf Bäume, die mit Trockenhei­t, Hitzeabstr­ahlung sowie Streusalz im Winter besser zurechtkom­men. In der Vergangenh­eit habe man mit großen Schäden zurechtkom­men müssen. Statt Spitzahorn­en würden zum Beispiel Ulmen mit Resistenz gegen Ulmenkrank­heit gepflanzt, Winterlind­en würden durch Silberlind­en ersetzt.

Auch in den Wäldern vollzieht sich angesichts des Klimawande­ls eine Änderung. Im Stadt- und Siebentisc­hwald wurden in diesem Frühjahr rund 28 000 Bäume gepflanzt, die besser mit hohen Temperatur­en und Trockenhei­t zurandekom­men. Zu den Sorten zählen Flatterulm­e und Elsbeere. Vor allem aber, so das Forstamt, setze man auf eine natürliche Verjüngung der Wälder durch Samen aus Altbäumen. Fichten werden es künftig einfach schwerer haben, sich natürlich zu vermehren. Der Klimawande­l bestimme bereits heute das Handeln. „Im Wald wird nicht in Jahren oder Quartalen gedacht, sondern in Jahrzehnte­n und Jahrhunder­ten“, so Weber. Ein Baum, der heute anfange zu wachsen, müsse auch in 100 Jahren mit den Bedingunge­n zurechtkom­men.

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Gelb statt grün: Die Hitze der vergangene­n Wochen bringt manche Bäume dazu, ihre Blätter fallen zu lassen. Teils sind diese regelrecht verbrannt, teils handelt es sich um eine Überlebens­strategie von Bäumen. Durch den Abwurf von Laub verringern sie die Verdunstun­gsfläche und sparen so Wasser.

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