Hitzewelle: Bäume werfen Blätter früher ab
In Augsburg breitet sich im Hochsommer ein Hauch von Herbst aus: Viele Laubbäume färben sich gelb. Damit schützen sie sich vor Austrocknung. Unklar ist, welche Spätfolgen der Super-Sommer auf die Bäume hat
In manchen Augsburger Straßenzügen und im Stadtwald ist an den Bäumen vom Grün nicht mehr allzu viel übrig: Aufgrund der Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen beginnen viele Bäume, ihr Laub frühzeitig abzuwerfen. Manche Kronen sehen inzwischen eher gelb als grün aus. Teils, so das städtische Grünamt, seien Blätter bei hohen Temperaturen trotz ausreichender Wasserzufuhr einfach verbrannt.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund: Bäume, die unter Trockenheit leiden, werfen ihr Laub ab, um Verdunstungsfläche zu reduzieren und den Stamm und Äste vor Austrocknung zu schützen. Denn einen großen Teil des über die Wurzeln aufgenommenen Wasser verdunsten die Bäume unter normalen Bedingungen über ihre Blätter, um die Kronen vor Überhitzung zu schützen. Mit der Strategie des Blattabwurfs schaffen sie es, dem Trockenstress besser zu begegnen, so das Forstamt.
Alarmstimmung verbreiten die Experten nicht. Dass es Trockenschäden bei Stadtbäumen gibt, sei nichts Außergewöhnliches, heißt es aus dem Grünamt. Das entstehende Totholz werde regelmäßig entfernt, sodass die Schäden nicht sehr auffällig seien. Für eine Schadensbilanz sei es noch zu früh.
Allerdings sei es durchaus möglich, dass die Bäume an den Folgen des diesjährigen Supersommers länger herumlaborieren, so das Forstamt. Die Bäume brauchen teils mehrere Jahre, um sich zu erholen und wieder normal zu wachsen. „Schwierig wird es für die Bäume, wenn in Zeiten des Klimawandels Trockenjahre zunehmen und in kurzen Abständen aufeinanderfolgen“, so die für die städtischen Wälder zuständige Finanzbürgermeisterin Eva Weber (CSU). Zudem seien die Bäume aufgrund der diesjährigen Trockenheit anfälliger für den Borkenkäfer, dem das sonnig-war- me Wetter gut gefällt. Auch in diesem Jahr seien viele Fichten im Stadtwald betroffen. In Teilen der Westlichen Wälder schätzt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft die Gefährdungsstufe inzwischen als hoch ein, für den Stadtwald gilt eine niedrigere Warnstufe.
Dass aufgrund der Hitze massenhaft Jungbäume absterben, sei aber nicht zu befürchten. Im Wald, wo nicht großflächig gewässert werden kann, gehen die städtischen Förster davon aus, dass die Niederschläge im Mai und Juni ausreichend waren, um Setzlingen das Anwachsen zu ermöglichen. Beim Grünamt hat man in den vergangenen Wochen die Gießtätigkeit an Beeten und neu gepflanzten Straßenbäumen verstärkt. Insgesamt werden um die 530 Örtlichkeiten von den drei Lkw mit Gießfässern angefahren, so Grünamtsleiterin Anette Vedder. „Bei Hitze verdunsten Bäume noch mehr Wasser, deshalb ist das regelmäßige Gießen notwendig. Auch wenn es hin und wieder geregnet hat, ist das nicht ausreichend und es muss zusätzlich bewässert werden.“Im Botanischen Garten werden die Pflanzen noch intensiver gehegt. 16 Vollund Teilzeitkräfte sind dort aktuell mit gärtnerischen Arbeiten und der Bewässerung auch am Wochenende beschäftigt. Auch bei großen Bäumen wird dort ein- bis zweimal pro Woche der Wurzelbereich genässt.
Inzwischen, so die Stadt, setze man bei den Stadtbäumen verstärkt auf Bäume, die mit Trockenheit, Hitzeabstrahlung sowie Streusalz im Winter besser zurechtkommen. In der Vergangenheit habe man mit großen Schäden zurechtkommen müssen. Statt Spitzahornen würden zum Beispiel Ulmen mit Resistenz gegen Ulmenkrankheit gepflanzt, Winterlinden würden durch Silberlinden ersetzt.
Auch in den Wäldern vollzieht sich angesichts des Klimawandels eine Änderung. Im Stadt- und Siebentischwald wurden in diesem Frühjahr rund 28 000 Bäume gepflanzt, die besser mit hohen Temperaturen und Trockenheit zurandekommen. Zu den Sorten zählen Flatterulme und Elsbeere. Vor allem aber, so das Forstamt, setze man auf eine natürliche Verjüngung der Wälder durch Samen aus Altbäumen. Fichten werden es künftig einfach schwerer haben, sich natürlich zu vermehren. Der Klimawandel bestimme bereits heute das Handeln. „Im Wald wird nicht in Jahren oder Quartalen gedacht, sondern in Jahrzehnten und Jahrhunderten“, so Weber. Ein Baum, der heute anfange zu wachsen, müsse auch in 100 Jahren mit den Bedingungen zurechtkommen.