Treffpunkt Ladentheke
Geschäfte sind ein Segen für kleine Orte. Dort können nicht nur die Anwohner bequem einkaufen, sondern sie erfüllen auch eine soziale Aufgabe. Die Umsetzung ist von Fall zu Fall verschieden
Lebensmittelmärkte dienen nicht nur dem Einkauf, sondern haben auch eine soziale Funktion. Bürger und Kommunen nehmen es darum selbst in die Hand.
Friedberg In der Stadt Friedberg ist das Einkaufen von Lebensmitteln ein Kinderspiel. Die Kunden haben die Wahl zwischen vielen Läden, können sich für den kürzesten Weg entscheiden oder für ihre Lieblingsartikel etwas weiter fahren. Ein Luxus, der nicht selbstverständlich ist: Wer in einem kleineren Ort ohne eigenen Lebensmittelmarkt wohnt, muss für den Einkauf teilweise weite Strecken zurücklegen – auch im Wittelsbacher Land. Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, kann das zum Problem werden.
Die Gemeinde Ried war ein solcher Fall. Wer dort wohnte, musste sich in Friedberg oder Mering mit Lebensmitteln versorgen, vor Ort gab es nur einen Metzger und einen Bäcker. Seit dem 8. August hat sich das geändert: Ried hat nun einen eigenen Edeka. Das bedeutet kurze Wege für die Rieder und zieht auch Kunden aus den Nachbarorten an (wir berichteten).
Der Laden erspart den Käufern
nicht nur Autofahrten nach Mering oder Friedberg. Dort treffen sie auch Leute aus dem Ort. „Dadurch dauert der Einkauf zwar etwas länger, macht aber auch mehr Spaß“, scherzt Bürgermeister Erwin Gerstlacher. „Der Edeka hat zusammen mit dem neuen Dorfplatz sehr dabei geholfen, in Ried eine Ortsmitte zu schaffen, wo die Leute zusammenkommen.“Der Supermarkt hatte keine Startschwierigkeiten – die Nachfrage sei von Anfang an groß gewesen, sagt Gerstlacher.
Helga Hecher, die in Ried wohnt und von dem neuen Supermarkt begeistert ist, bestätigt das: „Immer wenn ich da bin, herrscht reger Betrieb.“Sie freut sich, dass sie nun nicht mehr mit dem Auto zum Einkaufen fahren muss. Im Edeka finde sie alles für den täglichen Gebrauch. „Vor allem das frische Obst und Gemüse ist dort sehr gut, ich kaufe gerne hier ein und muss nicht mehr zu anderen Läden fahren.“
Gerstlacher freut besonders, dass das Gebäude nach wie vor im Besitz der Gemeinde ist, Edeka hat einen Mietvertrag für 16 Jahre unter-
So bleibe die Ortsmitte in öffentlicher Hand. Den neuen Supermarkt in Ried halten Politiker und Bürger gleichermaßen für einen Gewinn. Ähnliches ist auch in Merching geplant, nur soll hier keine Kette ihre Türen öffnen, sondern ein Dorfladen alles bieten, was die Merchinger brauchen. „Gegen Ende September werden wir auf einer Informationsveranstaltung den Bürgern den aktuellen Stand der Dinge erklären und sie nach Meinungen und Ideen fragen“, berichtet Bürgermeister Martin Walch.
In Merching gebe es zwar einen Getränkemarkt, Bäckerei, Metzgerei und im Ortsteil Steinach zwei Hofläden. Das Sortiment sei aber insgesamt überschaubar, für viele Dinge müssten die Merchinger nach Mering ausweichen. Außerdem baut Walch darauf, dass ein zentral gelegener Laden ein Begegnungszentrum für die Einwohner wird. Ein Problem muss dafür allerdings noch gelöst werden: „Wir suchen noch die passenden Räumlichkeiten. Hier sollen die Bürger auf jeden Fall mitentscheiden“, betont Walch.
Dass Standorte in kleineren Orten auch für die Läden selbst attraktiv sein können, zeigt sich am Beispiel Stätzling. Wo vor etwa 15 Jahren ein Tengelmann als erster Supermarkt in der Umgebung eröffnete, kaufen seitdem auch Kunden aus den umliegenden Friedberger Ortsteilen Haberskirch, Derching und Wulfertshausen ein, die selbst kein solches Angebot vor der Haustüre haben.
Der Tengelmann wurde 2017 von Edeka übernommen, das neue Unternehmen sieht in Stätzling offenbar einen Standort mit Perspektive. „Edeka will flächenmäßig ausbauen“, verrät der Stätzlinger Stadtrat Peter Gürtler. Momentan seien dafür verschiedene Möglichkeiten im Gespräch: Entweder der Textilhändler Jennissen, der damals Tengelmann einen Teil seines Geländes überlassen hatte, gibt auch die restliche Fläche frei, oder Edeka zieht um an einen der Ortseingänge von Stätzling.
In Rinnenthal herrscht eine andere Einkaufskultur: Hier gibt es eine Vielzahl an Direktvermarktern, eischrieben.
nen Hofladen und eine Metzgerei. Matthias Stegmeir, Ortsvorsitzender der CSU Rinnenthal und einer der Motoren der Dorfentwicklung, zählt eine ganze Reihe von kleinen Häuschen auf, an denen rund um die Uhr frische Waren wie Eier, Kartoffeln und Wurst bezogen werden können. „In den nächsten Tagen kommt außerdem eine Frischmilchstation dazu, wir warten nur noch auf den Bescheid vom Gesundheitsamt.“Wegen des bereits sehr vielfältigen Angebots sei in Rinnenthal ein größerer Markt nicht nötig, alles sei schon jetzt zu Fuß oder mit dem Fahrrad leicht erreichbar.
In Paar und Harthausen engagierten sich die Stadträte bis vor Kurzem für einen Dorfladen. Die Einwohner zeigten sich aber skeptisch. Sie bezweifelten, dass ein solcher Laden sich tragen würde, und fürchteten Konkurrenz für bereits bestehende Angebote. Auch der Standort war noch unklar. „Wegen des geringen Interesses haben wir das Projekt erst einmal auf Eis gelegt“, berichtet Stadtrat Hubert Nießner (ÖDP).