„Das Glück kommt von innen“
Uwe Bublies kennt sich aus mit Spiritualität. Doch auch die Politik darf nicht zu kurz kommen. Der Lebensweg des 52-jährigen Kissingers ist keinesfalls langweilig
Kissing Er bietet spirituelle Kräuterwanderungen an, Klangmassagen, Meditation und Yoga. Uwe Bublies sucht nicht nach Action, sondern nach Stille. Der Lebensweg des 52-Jährigen ist aber keinesfalls langweilig.
Der gebürtige Kissinger wohnt heute wieder in seinem Elternhaus, doch den größten Teil seines Lebens hat er in anderen Teilen der Welt zugebracht. „Meine ersten spirituellen Erfahrungen machte ich, als ich in meiner Jugend von Frankfurt aus nach Santiago de Compostela wanderte. Zusammen mit einer Pilgergruppe lief ich von Deutschland über die Schweiz nach Frankreich. Dort verließ ich die Gruppe für eine Weile und stieß an der spanischen Grenze wieder dazu. Immer wieder kamen und gingen Leute, wir waren eine offene Reisegesellschaft.“In dieser Zeit lernte der junge Bublies fremde Länder und außergewöhnliche Lebensentwürfe kennen. Schon damals waren ihm Umweltfragen wichtig: Er engagierte sich gegen die nukleare Bedrohung durch Atomwaffen und -kraftwerke.
Heute, 35 Jahre später, ist sein Interesse für das Spirituelle und die Natur sein Broterwerb. Bublies bietet im Rahmen der Bayern Naturtour des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz spirituelle Kräuterwanderungen an. „In meiner Funktion als Naturlehrer zeige ich den Teilnehmern wilde Heilpflanzen und ihre Anwendung. Einige können auch in der Küche eingesetzt wer- »
den. Am Ende unseres Spaziergangs machen wir immer eine Meditation, die ich mit meiner Flöte begleite.“Diese Flöte nennt sich Sakuhachi, ist ein japanisches Traditionsinstrument und beim Spielen mit ihr ist laut Bublies die Stille besonders wichtig.
Stille und Meditation sind überhaupt wichtige Ankerpunkte in sei-
nem Leben. Beides gehöre zusammen und sei nötig für die Selbsterkenntnis, erklärt Bublies, und um ein Bewusstsein für die Welt zu entwickeln. „Alles ist auf einer stillen Ebene miteinander verbunden. Wir sind nicht von unserer Umwelt getrennt, sondern ein Teil von ihr“, ist er überzeugt.
Bublies bietet auf Anfrage auch
Yoga, Klangmassagen, Visionstanz und Seelenreisen an. Mit solchen Methoden will er die Selbstheilungskräfte der Menschen aktivieren und ihnen helfen, in Harmonie mit sich selbst zu kommen.
In den Jahren nach seiner Ankunft in Santiago de Compostela machte Bublies weitere Reisen zu Fuß in Nordirland und Frankreich.
„In Irland kam ich mit den Rainbow Gatherings in Kontakt, die ich immer wieder besuchte. Später war ich auch in Amerika unterwegs und lernte dort die Earth-First-Bewegung kennen. In Amerika ist alles viel extremer, auch der Umweltschutz.“
Bublies war eine Weile als Landschaftsgärtner tätig, doch eine Borreliose und orthopädische Probleme setzten dieser Karriere vor neun Jahren ein Ende. „Seit damals bin ich viel in Gemeinschaften gewesen. Wir haben eine im Westerwald gegründet, sie ist aber nach einer Weile zerbrochen. Besser funktionierte es in der sächsischen Schweiz, dort war ich Teil einer ökologischen Gemeinschaft. Vor etwa vier Jahren musste ich aber auch diese Leute verlassen, um meine Mutter zu pflegen. Seit sie verstorben ist, will ich im Haus in Kissing eine Gemeinschaft einrichten. Undogmatisch und spirituell soll es bei uns zugehen, wir suchen derzeit aber noch Geldgeber.“Auch wenn ihm innere Einkehr und stille Momente sehr wichtig sind, hält Bublies wenig davon, sich völlig von der Außenwelt abzuschotten. „Ich bin auch ein politischer Mensch und setze mich als Mitglied bei Greenpeace, dem Bund Naturschutz und Attac für die Umwelt ein“, sagt er.
Sein größter Traum wäre es, wenn sich die Gesellschaft am Bruttoglücksprodukt statt am Bruttosozialprodukt messen würde. „Glück kann nämlich unendlich wachsen, ohne dem Planeten zu schaden. Und eigentlich streben wir ja alle nicht nach Reichtum, sondern nach Glück. Materieller Wohlstand ist dafür zwar nicht unwichtig, aber Glück kommt zuallererst aus dem Inneren.“