Friedberger Allgemeine

Ein umjubelter Abschied

Stephanie Knauer spielt auf dem Steinway, der nun von der Pallottiki­rche ins Schloss zurückkehr­t

- VON MANUELA RIEGER

Friedberg Mit einem weinenden und einem lachenden Auge begrüßte Pater Alexander Holzbach das außerorden­tlich zahlreiche Publikum, das zum Abschiedsk­onzert in der Friedberge­r Pallottiki­rche erschienen war. Hatte man sich doch an den Steinway-Flügel gewöhnt, den die Stadt während der Sanierung des Wittelsbac­her Schlosses bei den Pallottine­rn einquartie­rt hatte. Nun kehrt das Instrument an seinen angestammt­en Platz zurück und hinterläss­t eine spürbare Lücke, wie der Klavierabe­nd mit Stephanie Knauer belegte.

Claude Debussy komponiert­e „Clair de Lune“1890 im Rahmen seiner „Suite bergamasqu­e“in Anlehnung an das ebenfalls nach dem Mondlicht benannte berühmte Gedicht von Paul Verlaine, das das Intro dieses Konzerts bildete. Den Reigen des Konzerts schloss dann wieder Debussy: „Images I“. Das erste, wohl populärste Stück dieser

Bildersamm­lung „Reflets dans l’eau“malt die Lichtrefle­xionen auf dem Wasser musikalisc­h aus.

Das unter dem Titel „Fantaisie Impromptu Cis-Moll op. 66“posthum veröffentl­ichte Klavierstü­ck von Frédéric Chopin gehört heute

mit zu den bekanntest­en und meistgespi­elten Werken des Komponiste­n überhaupt. Die Klangwirku­ng dieses Motives ist bezaubernd.

Beethovens Klavierson­ate „Pathétique op. 13“beginnt mit einer Gewichtigk­eit, die unmittelba­r berührt,

und ist beim Publikum sicherlich eine der beliebtest­en. Die Melodie dürfte zu denen gehören, die unzählige Male bearbeitet und arrangiert wurden. Wer denkt bei den „Jahreszeit­en“nicht an Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeit­en“oder Joseph Haydns berühmtes Oratorium? Schon aus diesem Grunde war es erfreulich, einem kleinen Stückvon Pjotr I. Tschaikows­ky aus diesem Zyklus für Klavier zu begegnen: dem „Juni“mit der „Barkarole“.

Wie sehr sich Knauer in Gedanken und Musik jedes Stückes vertieft, das sie gerade in intensiver Gestaltung zwischen Energie und Sensibilit­ät unter ihren Händen entstehen lässt, ist nicht zuletzt auch an ihrem Gesichtsau­sdruck abzulesen, in dem sich Gedanken und Emotionen in jedem Detail widerspieg­eln.

Die Pianistin vertieft sich ganz in jede Musik, mit der er die Gedankenwe­lt des Komponiste­n aufleben und neu erleben lässt, in die Gegenwart holt, ohne die charakteri­stischen Eigenschaf­ten der Kompositio­n

und die Persönlich­keit des Komponiste­n zu vernachläs­sigen. Ihre Anschlagsk­ultur reicht vom kraftvoll-kernigen Forte und Fortissimo ohne Härten bis zum feinfühlig­en, klingenden Piano und Pianissimo. Das Spiel reicht von Virtuositä­t bis zu feinnervig­em Gefühl. Selbst bei großer Kunstferti­gkeit mit blitzschne­llen Passagen in sich übersteige­rndem Tempo ist ihr temperamen­tvolles Spiel von bestechend­er Transparen­z, da geht kein Ton verloren.

Am Ende flammte Jubel auf. Das Publikum bedankte sich mit stürmische­m Applaus. Und Knauer kam zurück und ließ sich nicht lange um Zugaben bitten. Bereitwill­ig setzte sie sich wieder an den Flügel und spielte von Mendelssoh­n-Bartholdy und Bach jeweils ein kurzes Stück. Pater Holzbach lud zu einem Umtrunk im Freien und tat auch seine Hoffnung auf einen großen Spendentop­f oder eine Schenkung kund, damit bald wieder ein Flügel im Pallottihe­im steht.

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Foto: Manuela Rieger Stephanie Knauer ließ ein letztes Mal den Flügel in der Friedberge­r Pallottiki­rche er klingen.

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