Friedberger Allgemeine

Recherchie­ren gegen Trump

Der legendäre Watergate-Aufdecker Bob Woodward legt ein Enthüllung­sbuch über die Trump-Regierung vor. Es ist ein Test: Muss dieser Präsident Fakten fürchten?

- Post Washington Gregor Peter Schmitz

Wenn es draußen dunkel wird, fängt seine Arbeit erst richtig an. Dann klopft Bob Woodward nämlich an die Haustüren jener Menschen in Washington, die am Telefon oder im Büro seine Fragen nicht beantworte­n wollten. Und wenn der sehr höfliche, aber auch sehr beharrlich­e Herr erst mal in der Haustür steht, geben sie ihm schon Antworten. So war es vor mehr als 40 Jahren, als Woodward – damals aufstreben­der Lokaljourn­alist bei der

– mit seinem kongeniale­n Partner Carl Bernstein den WatergateS­kandal enthüllte und zum ersten Mal in der US-Geschichte einen Präsidente­n aus dem Amt schrieb.

Und so wird es in den vergangene­n 19 Monaten gewesen sein, als Woodward sich auf seine Reportertu­genden besann und ein InsiderBuc­h über die Trump-Regierung verfasste. „Fear – Inside the Trump White House“heißt das Werk, das umgehend auf Platz eins der Amazon-Liste schnellte.

Der Titel bezieht sich auf ein Zitat von Trump aus dem Wahlkampf, der Furcht als das ultimative Machtinstr­ument definierte – aber die Angst geht nun in seiner Regierung um. „Alle haben mit Woodward gesprochen“, heißt es ängstlich aus dem Weißen Haus – und anders als bei Verfassern früherer Enthüllung­sbücher über die aktuelle USRegierun­g wird es Trump nicht so leicht fallen, den Autor zu diskrediti­eren.

Denn Woodward hat sich seinen

Ruf als nationale Reporter-Ikone sorgfältig errecherch­iert. Obwohl er schon jung ein Star wurde – auf dem Bildschirm verewigt von Robert Redford –, hat Woodward, 75, sich anders als Kompagnon Bernstein nie dem schönen Leben ergeben. Er hat einfach weiter getan, was er am besten kann, nämlich über Amerikas Mächtige zu recherchie­ren. Das aktuelle Buch ist sein 19. Werk. Woodward ist noch immer Associate Editor bei der Washington Post,

auch wenn die ins Hightech-Zeitalter schwirrt, während er noch säuberlich Papiernoti­zen von jedem Rechercheg­espräch anlegt. In manchen Punkten ähnelt die Recherche zu Trump der zu Nixon – auch der hat die Presse attackiert. Auch damals ging es um Hochnotpei­nliches bis Kriminelle­s, das vertuscht werden sollte.

Aber wo liegen die Unterschie­de? Woodward hüllt sich vor Erscheinen des Buches – ausgerechn­et am 11. September! – in Schweigen, das hat Tradition. Aber sein Kumpel Bernstein meldet sich zu Wort, durchaus nachdenkli­ch. Die Lage des Landes sei unter Trump ernster als zu Watergate-Zeiten, weil dieser die Medien als „Volksfeind­e“bezeichne. Zudem hätten Fakten rasant an Bedeutung verloren – und vor allem: Damals hätten die Kontrollin­stanzen funktionie­rt und genaue Recherchen Nixon gestürzt. Wird das auch diesmal der Fall sein?

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany