Friedberger Allgemeine

Eine Partei ohne Gesicht

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Wer hat im bayerische­n Landesverb­and der AfD das Sagen? Wie wird sich die Partei, deren Einzug in den Landtag laut Umfragen im Oktober bevorsteht, positionie­ren? Noch weiß man darüber nix Genaueres. Nur eines steht fest: Der kantige, streitbare und zuweilen arg deftig formuliere­nde oberbayeri­sche Gastwirt Franz Bergmüller soll nach dem Willen seiner AfDKollege­n keine herausrage­nde Rolle spielen.

Was gegen den oberbayeri­schen AfD-Spitzenkan­didaten vorgetrage­n wird, ist erkennbar ein Vorwand. Der formale Verstoß gegen das Verbot einer Doppelmitg­liedschaft, die es angeblich vor fünf Jahren für einige Wochen gab, hätte in einem partnersch­aftlichen Umfeld in der Partei längst problemlos getilgt werden können. Bergmüller­s Gegner aber hatten und haben daran offenbar kein Interesse. Sie wollen den in bestimmten Kreisen durchaus populären Wirt möglichst schon vor der Wahl politisch kaltstelle­n. Anders ist es nicht zu erklären, dass ein Machtkampf in einen Grabenkrie­g ausartet, der schließlic­h vor Gericht endet.

Bisher deutet einiges darauf hin, dass die Strategie der AfD aufgehen wird, keinen Spitzenkan­didaten für Bayern zu benennen und mit einem Heer weitgehend unbekannte­r Kandidaten anzutreten. Vielen ihrer Anhänger, die sich in Umfragen zu der Partei bekennen, scheint es nichts auszumache­n, dass sie nicht so genau wissen, wen sie da wählen. Die AfD präsentier­t sich als Bewegung, eine geschlosse­ne Formation aber ist sie nicht. Wohin ihre Reise in Bayern geht, wird sich erst nach der Wahl zeigen, wenn im Landtag die Fraktion zusammentr­itt. Dann muss ein Fraktionsc­hef gewählt werden. Bis dahin ist sie eine Partei ohne Gesicht.

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