Friedberger Allgemeine

Wirtshaus mit Grenze

Durch die wilde Geisterkla­mm

- Heinz Münzenried­er

Recht vernünftig wurden hier EUMittel eingesetzt: Für die touristisc­he Erschließu­ng der Leutascher Geisterkla­mm 2006. Mit 1650 Metern ist sie die längste erschlosse­ne Klamm der Ostalpen. In einem deutsch-österreich­ischen Gemeinscha­ftswerk sind kühne Stahlsteig­e und Brücken auf eine Länge von fast 1000 Metern der bis zu 75 Meter tiefen wilden und engen Schlucht der Leutascher Ache abgerungen worden. Erlebbare Naturarchi­tektur. Und dies mit viel Informatio­n zu Mythen, Geologie, Fauna und Flora. Ein wenig gruselig lassen es die Initiatore­n dabei schon angehen. Geister, Kobolde und Zwerge seien es, die in ihrem geheimnisv­ollen Klammreich Dienst verrichten: In tosenden Strudeln und rauschende­n Kaskaden.

Der Start zu einer „Klammexped­ition“beginnt beim Nachbarn Österreich: am gebührenpf­lichtigen Parkplatz, an der Bergstraße von Mittenwald ins Tirol’sche Leutasch gelegen. Ansonsten wird für die Durchwande­rung der Schlucht kein Obolus erhoben. Am unteren Klammzugan­g, der sich auf bayerische­m Gebiet befindet, sollte jedenfalls noch der separat zugänglich­e Steg zum aus 23 Metern Höhe herabstürz­enden Wasserfall begangen werden. Dieses Naturschau­spiel ist schon alleine eine Reise wert. Hierfür ist eine Gebühr zu entrichten.

Dieser Klammteil zeichnet sich durch besonders bizarre Felsformat­ionen aus. Den Weg zurück können wir über das Berggastha­us „Gletschers­chliff“antreten. Insgesamt beträgt die Wanderzeit ca. zwei Stunden. Kein Problem sind die zu bewältigen­den 107 Höhenmeter.

Bei der Rückfahrt vom Parkplatz ist noch eine „staatspoli­tische“Besonderhe­it auszumache­n: Der Gasthof „Ederkanzel“wird durch die Landesgren­ze gezweiteil­t. Doch die findigen Finanzbeam­ten hüben und drüben fanden eine Lösung: Unabhängig von der Lage der Gästetisch­e wird einheitlic­h der deutsche Mehrwertst­euersatz erhoben, was bisher noch zu keinem Bierkrieg führte. . .

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Foto: Heinz Münzenried­er Der Weg zum Geisterkla­mm Wasserfall: Eng wird es schon.

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