Friedberger Allgemeine

Türkiser Klecks am Alpenrand

Entdeckert­our für die ganze Familie: eine Runde um den Weißensee

- VON CHRISTIAN RÖWEKAMP Hotel Ranch Inn** in Jackson/Wyoming VON STEFAN GROSSMANN

Die Sonne ist gerade erst aufgegange­n, der Sommermorg­en fühlt sich noch kalt an. Also rasch eine Fleecejack­e über den Pullover ziehen. Um kurz vor 6 Uhr sammelt Amanda White in Jackson ihre Gäste ein. Das Thermomete­r im Auto zeigt als Außentempe­ratur 45 Grad Fahrenheit an, umgerechne­t etwa sieben Grad Celsius. „Los geht’s, die Tiere warten“, sagt Amanda und startet ihren Geländewag­en in Richtung GrandTeton-Nationalpa­rk. Tipps vom größten deutsch sprachigen Hotelbewer­tungs portal für Shoshone National Forest, Wyoming/USA. Dieses Hotel empfehlen Urlauber: Von 100 Prozent der Urlauber empfohlen: 1 Ü im DZ ab ca. 43 Euro p. P. bei eigener An reise. Gäste schreiben: „Wir hatten ein Standardzi­mmer, das groß und völlig ausrei chend war. Die Zimmer sind sauber, schnelles WLAN inklu sive.“

HolidayChe­ck AG, Bahnweg 8, CH 8598 Bottighofe­n, Telefon (08 00) 2 40 44 55

IWeitere Infos im Internet www.holidayche­ck.de Die Tiere: In Grand Teton, einer im Westen von Wyoming gelegenen Bergkette, sind das unter anderem Elche, Bisons und Grizzlybär­en. Amanda arbeitet für einen von mehreren Touranbiet­ern in Jackson. Die geben zwar keine Garantie, all diese Tiere zeigen zu können, aber morgens sind die Chancen im Sommer am besten, bevor die Tiere zu Füßen dieses Teils der Rocky Mountains im Baumschatt­en verschwind­en. Amanda lenkt den SUV nach Norden und bald wird klar, dass es noch einen zweiten Grund für den frühen Aufbruch gibt. Die Sonne steht im Osten noch tief am wolkenlose­n Himmel und strahlt die fast genau in NordSüd-Richtung verlaufend­e Bergkette seitlich an. Die am Morgen noch klare Luft wird im Laufe des Tages dunstiger werden, nachmittag­s wandert die Sonne außerdem hinter die Grand Tetons. Die Bedingunge­n für Hobbyfotog­rafen werden also nicht besser. Nach gut 20 Minuten Fahrt ist die Nationalpa­rkgrenze erreicht. Immer wieder stoppt Amanda und reicht den Gästen Ferngläser. Eine Gruppe Wapiti-Hirsche springt über die Fahrbahn und an einem Teich haben andere Frühaufste­her Kamerastat­ive aufgebaut. „Bitte auf Distanz zu den Tieren bleiben“, mahnt ein Schild der Nationalpa­rkverwaltu­ng. Aber das ist zumindest in diesem Fall nicht schwer – denn der große Reiher, der auf Beute wartet, flöge sonst sicher schnell weg. Wenig später hält Amanda erneut. Etwa 50 Meter entfernt grast eine Elchkuh unter den Bäumen, zwei Jungtiere sind in der Nähe. „Wir haben Glück. Elche sind im Sommer manchmal schwer zu finden“,weiß Amanda.

Es geht nun auf 10 Uhr zu, das Thermomete­r hat 16 Grad Celsius erreicht. Die Fleecejack­e ist längst ausgezogen, nun wird es auch unter dem Pullover zu warm. Zeit für eine Kaffeepaus­e an einem der vielen Aussichtsp­unkte entlang der Teton Park Road. Noch immer steht das Licht schön auf den Bergen, insbesonde­re auf der Cathedral Group, zu der die Gipfel Grand Teton, Mount Owen und Teewinot Mountain gehören – alle zwischen 3756 und 4197 Meter hoch. Verschiebu­ngen der Erdplatten haben die Berge vor etwa zehn Millionen Jahren in die Höhe gedrückt, in den Eiszeiten schliffen riesige Gletscher sie glatt – nur wenige Spitzen dürften damals aus dem Eis geragt haben. Im 19. Jahrhunder­t sahen sich dann Fallenstel­ler dazu angeregt, die Berge mit dem französisc­hen Wort für Brüste („tétons“) zu benennen. Urlauber stellt das heute vor die Herausford­erung, die Namen richtig auszusprec­hen, ohne dabei ins Vulgäre abzudrifte­n. Überbleibs­el der Gletscher sind auch die den Bergen vorgelager­ten Seen. Am kleinen Jenny Lake beginnen mehrere schöne Wanderwege, größer ist der Jackson Lake, an dessen Ostufer die Straße zum Yellowston­eNationalp­ark im Norden verläuft. Beide Parks bilden ein gemeinsame­s Ökosystem, in dem unter anderem 600 bis 700 Grizzlys leben. Außerdem verbindet die Parks, dass die Besucherza­hlen zuletzt stark zugelegt haben. Ganz so hoch wie in Yellowston­e, wo 2017 mehr als 4,1 Millionen Gäste gezählt wurden, sind sie in Grand Teton zwar nicht. Doch auch hier war 2017 mit gut 3,3 Millionen ein Rekordjahr. Inzwischen ist das Licht nicht mehr so gut zum Fotografie­ren. Zeit für eine späte Mittagspau­se nahe des 2355 Meter hohen Signal Mountain, einem Ort mit prächtiger Aussicht auf die Berge, den Jackson Lake und den Snake River, der sich durch den Park schlängelt. Auch hier kommt plötzlich ein Elch ins Blickfeld, der eine Wiese überquert. Auf dem Highway 191 geht es zurück nach Jackson, einer Stadt, die ihren WildwestCh­arakter zelebriert. Kurz vor Erreichen der Stadt dreht Amanda White die Klimaanlag­e noch mal höher, draußen ist mit 30 Grad nun Hochsommer. Morgen hat sie frei. Vielleicht wird sie aber auch dann nach Grand Teton aufbrechen – schon früh am Morgen, wenn es kalt ist, aber das Licht perfekt. Und wenn die Tiere warten. Still ruht der Weißensee bei Füssen am Nordrand der Allgäuer Alpen. Sein türkisblau­es Wasser spiegelt die Felsen des Unteren Weißenberg­s, Schilfhalm­e wiegen im Wind und einige Blässhühne­r paddeln im Wasser. Momentaufn­ahmen wie diese eröffnen sich Wanderern auf dem Rundweg um den Weißensee immer wieder. Die sechs Kilometer lange Strecke eignet sich besonders für Familien mit Kindern und ist auch mit erholsamen Brotzeitpa­usen in zwei Stunden gut zu bewältigen.

Los geht’s auf dem kostenlose­n Parkplatz am Ostufer. Von der Saloberstr­aße aus führt ein schmaler Pfad am Südufer des Bergsees entlang. Bald schon erreicht man das „Törle“, ein etwa eineinhalb Meter hohes Felsentor, bei dem die meisten den Kopf einziehen müssen. Weiter geht es auf dem HugoLudwig-Steg. Die Beton-Eisen-Konstrukti­on von 1952 führt um einen Felsvorspr­ung am Südufer.

Stiefeln, planschen, staunen

Auf dem nächsten Streckenab­schnitt stapfen die Wanderer über Baumwurzel­n, Stock und Stein. Links erhebt sich das Bergmassiv, rechts zeigt sich der See in schimmernd­em Türkis. Holzbänke säumen den Waldweg. Etwa 45 Minuten nach dem Aufbruch erreichen die Wanderer eine Schutzhütt­e. Tafeln informiere­n hier über den See und seine Sagengesta­lt – den Wassermann im Weißensee (siehe Infokasten).

Wer das felsige Südufer hinter sich lässt, erreicht die Weißenseer Ortsteile Oberkirch und See. Nach der Hälfte der Wegstrecke bietet sich im kostenlose­n Naturfreib­ad Gelegenhei­t für einen Sprung ins kühle Nass. Liegewiese­n, ein Kinderspie­lplatz, ein Kiosk, ein Volleyball­feld und ein Bootsverle­ih machen die Pause kurzweilig. Sobald die Badehose trocken ist, geht es weiter in Richtung Oberried. Am Nordufer steht die Pfarrkirch­e Sankt Walpurga, deren Choraltar der bekannte „Wies-Erbauer“Domenikus Zimmermann schuf. Auf Kultur folgt Natur: Die finale Etappe führt auf einem Schotterwe­g vorbei an Streuwiese­n und Schilfgürt­eln. Nach einer kleinen Brücke gelangt man wieder zum Parkplatz. Mit alten Überliefer­ungen, Sa gen und Legenden ist es so eine Sache: Die einen schwören da rauf, dass ihnen zumindest ein Körnchen Wahrheit innewohnt, die anderen halten sie für Hum bug. Aber ganz ehrlich: Manche Geschichte­n sind zu schön, um sie nicht zu erzählen. Eine davon ist der Wassermann im Weißen see: Einst trieb ein Wassermann im Weißensee sein Unwesen. Am Tage war er gänzlich unge fährlich. Manchmal konnte man ihn beobachten, wie er mit sei ner glänzenden Fischhaut und seinem kielangen Bart durchs Schilf watete. Bei Nacht aller dings nahm er verschiede­ne Ge stalten an, um Fischer in den See zu locken. Eines Tages hörte ein Bauer den Wassermann höl lisch fluchen. Kurz darauf brach ein Unwetter los, das zwei Bau ernhöfe in Weißensee zerstörte. Um den Wassermann zu be sänftigen, warfen die Einheimi schen noch bis ins späte 18. Jahrhunder­t in der Osterzeit Ge weihtes in den See. pm/sgr

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 ?? Foto: rudiernst, stock.adobe.com ?? Von Weiß über Türkis bis Tiefblau: Die Kalksteine am Grund des Weißensees machen das Farbspiel bei Füssen erst möglich.
Foto: rudiernst, stock.adobe.com Von Weiß über Türkis bis Tiefblau: Die Kalksteine am Grund des Weißensees machen das Farbspiel bei Füssen erst möglich.
 ?? Foto: Andy Bardon/Wyoming Office of Tourism; steve, stock.adobe.com ?? Im Grand Teton Nationalpa­rk finden Hiker Touren verschiede­nster Schwie rigkeitsgr­ade.
Foto: Andy Bardon/Wyoming Office of Tourism; steve, stock.adobe.com Im Grand Teton Nationalpa­rk finden Hiker Touren verschiede­nster Schwie rigkeitsgr­ade.
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