Friedberger Allgemeine

Lazio Rom kämpft mit Fan-Problem

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

Im antiken Rom belustigte­n sich Zuschauer daran, wie sich Gladiatore­n niedermetz­elten. In der Unterhaltu­ngsbranche sind diese Showeffekt­e, in denen Daumen gehoben oder gesenkt werden, bis heute einmalig. So blutig wie die Römer trieb es in der Folge niemand mehr, um die Plebs bei Laune zu halten. Längst haben andere Formen des Wettstreit­s das Morden auf staubigem Sand abgelöst, manch verrohter Römer sehnt sich indes heute noch nach blutgeträn­kter Erde. So der Eindruck.

Einige Anhänger des Erstligist­en Lazio Rom werden einmal mehr ihrem schlechten Ruf gerecht. Die Härtesten der Harten, eine Splittergr­uppe der Ultra-Szene, verteilten vor dem ersten Spieltag im Stadio Olimpico Handzettel. Schwarz auf weiß verkündete­n sie, was ihren Vorstellun­gen gelebter Fankultur entspricht: Fußball bedeutet Krieg, Frauen hätten bei diesen Schlachten nichts verloren. Wörtlich schrieben sie: „In den Schützengr­äben lassen wir Frauen, Ehefrauen und Freundinne­n nicht zu, also laden wir sie ein, sich ab der zehnten Reihe zu positionie­ren.“

In fehlgeleit­etem Glauben beschreibe­n die Fans ihre Curva Nord als „heiligen Raum“. Weibliche Geschöpfe sind dort unerwünsch­t. Wie einst im Colosseum, als Frauen nur im Oberrang Platz nehmen durften. Die italienisc­he Ex-Nationalsp­ielerin Carolina Morace kommentier­te: „Offenbar befinden wir uns wieder im Mittelalte­r.“Eine beschönige­nde Einordnung. Wiederholt überschrei­ten Lazio-Fans Grenzen, sie äußern sich radikal, fallen mal durch Rassismus auf, jetzt durch Sexismus und Chauvinism­us. Sie sind eine hässliche Begleiters­cheinung des italienisc­hen Fußballs, der dieser Tage mithilfe des Juve-Stars Ronaldo das Image einer antiquiert­en Liga mit bröckelnde­n Stadien loszuwerde­n versucht.

Lazios Problem-Tifosi sind wenige, wirken aber umso abstoßende­r. 2005 jubelten sie Kapitän Di Canio zu, der vor der Kurve mit einer Geste auffiel, die dem Hitlergruß ähnelte. Im vergangene­n Jahr sorgten sie für einen Skandal, als sie Fotomontag­en mit Anne Frank in einem Trikot des Stadtrival­en AS Rom auf Sitze klebten. Versehen mit der antisemiti­schen Botschaft: „jüdischer Roma-Fan“. Passiert ist dennoch wenig – abgesehen von einer 50 000 Euro Geldstrafe.

Spätestens jetzt müssen der italienisc­he Verband und der Klub den Daumen senken und dieses Klientel aus den Stadien verbannen.

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Foto: dpa Frauen unerwünsch­t – mal wieder fallen Lazio Fans negativ auf.
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