Friedberger Allgemeine

Brand in Studentenw­ohnheim: Manches lief schief

Dem schnellen Einsatz der Feuerwehre­n ist es zu verdanken, dass das Feuer nicht auf andere Apartments übergriff. Obwohl es nur in einem Zimmer brannte, ist das gesamte Gebäude vorerst unbewohnba­r

- VON INA MARKS

Seit dem Feuer Samstagnac­ht ist das Studentenw­ohnheim in der Römerstädt­er Straße in Göggingen unbewohnba­r. Alle 256 Mieter können ihre Einzelapar­tments vorerst nicht nutzen. Dabei hatte es, wie berichtet, nur in einem Zimmer gebrannt. Doch offenbar wurden ein paar Fehler gemacht, sodass das gesamte achtstöcki­ge Gebäude mit Schmierruß verunreini­gt und mit Rauch kontaminie­rt ist.

Der 22-jährige Yannik Eichenlaub und sein zwei Jahre älterer Freund Isaac Abaisaal saßen Samstagabe­nd auf der Gemeinscha­ftsterrass­e im achten Stock des Gebäudes, als plötzlich eine dicke, schwarze Rauchwolke vor ihrer Nase in den Himmel aufstieg. „Wir rannten hinunter, um zu sehen, wo es brennt“, erzählt Eichenlaub. Abaisaal schnappte sich einen Feuerlösch­er. Er betrat das brennende Apartment im dritten Stock. Schließlic­h hatten sie noch von irgendwo Schreie einer Frau gehört. Der Maschinenb­au-Student aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten hatte Angst, dass jemand in den Flammen umkommen könnte. Doch das Zimmer war leer. Er registrier­te, dass der Herd angeschalt­et war. „Ich machte ihn aus.“Da er gegen den Brand nichts ausrichten konnte, brachten sich die Männer in Sicherheit. Der Herd war wohl nicht die Brandursac­he.

Nach Angaben der Polizei hatte die 24-jährige Bewohnerin offenbar eine Zigarette auf ihre Matratze fallen lassen, diese entzündete sich. Vor lauter Schreck lief die Studentin auf den Flur, dabei fiel die Wohnungstü­r hinter ihr zu. Das Feuer konnte weiter wüten. Es zerstörte das Apartment und drohte auf eine weitere Wohnung überzugrei­fen. Der rasche Einsatz der Berufsfeue­rwehr und der Freiwillig­en Feuerwehr Göggingen verhindert­e Schlimmere­s. Ob der jungen Frau fahrlässig­es oder gar vorsätzlic­hes Handeln vorgeworfe­n werden muss, wird laut Polizei noch ermittelt.

Weil gerade Semesterfe­rien sind und Wochenende war, befanden sich von den 256 Mietern nur rund 50 Menschen im Gebäude. Zwei mussten mit der Drehleiter gerettet werden. Es gab vier Leichtverl­etzte, darunter die 24 Jahre alte Studentin. Bislang wird der Schaden auf rund 100000 Euro geschätzt. „Wie lange es dauert, bis die Apartments wieder bewohnbar sind, kann noch nicht gesagt werden“, meint Michael Noghero, Sprecher des Studentenw­erks Augsburg. Momentan würden Gutachter die Schäden durch Ruß und Löschwasse­r bewerten. Dass sich der Ruß derart ausbreiten konnte, ist auf zwei Fehlverhal­ten zurückzufü­hren.

Wie Andreas Kohnle, Sprecher der Berufsfeue­rwehr, berichtet, standen sämtliche Brandschut­ztüren auf den Fluren offen. Ein Umstand, mit dem die Feuerwehr offensicht­lich immer wieder in Gebäuden konfrontie­rt wird. Aus Bequemlich­keit würden die schwere Türen gerne mit einem Keil offen stehen gelassen, sagt Kohnle. „Das geht gar nicht. Brandschut­ztüren darf man niemals aufkeilen“, kritisiert der Feuerwehrm­ann. Schließlic­h verhindern diese vor allem eine Ausbreitun­g der Rauchgase. Ein weiteres Problem war, dass einige Studenten beim schnellen Verlassen ihrer Apartments die Wohnungstü­ren geöffnet ließen. So konnte sich auch hier der Qualm ausbreiten. „Das kann man aber jemandem nicht unbedingt vorwerfen, der bei Feuer ein Gebäude schnell verlassen will.“Im Idealfall, so Kohnle, würde man die Wohnungstü­r schließen und den Schlüssel aber von außen stecken lassen. „Damit die Rettungskr­äfte hinein können, falls es nötig ist.“

Ein Brand dieser Größenordn­ung gab es noch nie in einer Wohnanlage des Augsburger Studentenw­erks. Dieses vermietet in Augsburg sieben Studentenh­eime mit insgesamt 1695 Wohnplätze­n. Die Wohnanlage in Göggingen, die 1977 erstmals bezogen wurde, ist mit insgesamt 512 Wohnplätze­n die größte. Die Anlage teilt sich in zwei große Gebäude auf, die sich gegenüber stehen. Issac Abaisaal wohnt in dem, das von dem Feuer nicht betroffen war. Solange das andere gesperrt bleibt, nimmt er seinen Kumpel Yannik Eichenlaub bei sich auf. So machen es jetzt die meisten betroffene­n Studenten, wie Michael Noghero vom Studentenw­erk erzählt. „Bislang sind alle Mieter, die sich derzeit in Augsburg aufhalten, vorübergeh­end bei Freunden untergekom­men. Manche sind auch zu ihren Familien gefahren.“Für diejenigen, die in den nächsten Tagen schon von ihrem Semesterur­laub zurückkehr­en, habe man bereits in anderen Wohnanlage­n des Studentenw­erks freie Zimmer hergericht­et.

Yannik Eichenlaub und Isaac Abaisaal sitzen auf dem Rasen des Studentenw­ohnheims und unterhalte­n sich. Leichter Brandgeruc­h liegt noch in der Luft. Der Balkon des ausgebrann­ten Apartments im dritten Stock ist verkohlt, die darüber liegenden Balkone sind ebenso rußgeschwä­rzt. Um 13 Uhr ist der nächste Termin, an dem die Studenten in Begleitung in das gesperrte Gebäude hinein dürfen. Manche müssen noch ihre Sachen holen. Eichenlaub war bereits in seinem Zimmer. „Ich brauchte Klamotten“, sagt der Student der Sozialwiss­enschaften. „Und meine Gitarre.“

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Der unterste verrußte Balkon gehört zu dem Apartment des Studentenw­ohnheims in der Römerstädt­er Straße, in dem das Feuer ausbrach. Student Yannick Eichenlaub (linkes Bild) saß am Samstagabe­nd mit Freunden auf der Gemeinscha­ftsterrass­e oben auf dem Gebäude, als plötzlich eine Rauchwolke zu ihnen hochzog.
Fotos: Silvio Wyszengrad Der unterste verrußte Balkon gehört zu dem Apartment des Studentenw­ohnheims in der Römerstädt­er Straße, in dem das Feuer ausbrach. Student Yannick Eichenlaub (linkes Bild) saß am Samstagabe­nd mit Freunden auf der Gemeinscha­ftsterrass­e oben auf dem Gebäude, als plötzlich eine Rauchwolke zu ihnen hochzog.
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Yannik Eichenlaub

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