Augsburg wächst – und was tut Friedberg?
Die Nachbarkommune weist an der Stadtgrenze große Flächen für Wohnen und Gewerbe aus. Manfred Losinger (CSU) sieht dadurch Belange des Umlands berührt und fordert eigene Konzepte
Friedberg Neue Wohnbaugebiete und Gewerbeflächen, die Gründung der Uniklinik – in der großen Nachbarstadt Augsburg ist derzeit eine rasante Entwicklung zu erleben. Zuletzt wuchs die Einwohnerzahl jährlich um 4000 bis 5000 Personen an, was nicht ohne Folgen für das Umland bleibt. Doch wie reagiert man im Friedberger Rathaus darauf? Auf Initiative von Manfred Losinger (CSU) sollen sich der Stadtrat und der Kreistag nach der Sommerpause mit dem Thema beschäftigen.
Nach den Zahlen des Landesamtes für Statistik wird im Jahr 2022 die Marke von 300 000 Einwohnern in Augsburg überschritten. Die gesamte Region boomt – mit einem Plus von acht Prozent liegt das Wachstum fast doppelt so hoch wie im Rest Bayerns. Ein Grund dafür ist, dass im Großraum überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze entstehen. Allein an der Uniklinik sollen einmal 6500 Menschen beschäftigt sein. Dazu kommen noch nicht näher quantifizierte Jobs in Hightech-Unternehmen, die laut ei- Gutachten im Umfeld des Medizin-Campus entstehen werden. Dabei ist schon jetzt Gewerbegrund Mangelware.
Auf diese Weise entsteht weiterer Druck auf den Immobilienmarkt. Die Stadt Augsburg reagiert darauf mit der Ausweisung großer Neubauflächen, die zum Teil unmittelbar an der Grenze zu Friedberg liegen. So läuft bereits das Bebauungsplanverfahren für ein Wohngebiet im Bereich der St.-Anton-Siedlung. Auf einer Fläche von über 13 Hektar entstehen dort Einfamilien- und Doppelhäuser, Reihenhäuser und Geschosswohnungen.
Noch deutlich größer ist ein neues Gewerbegebiet, das Augsburg zwischen Südtiroler und Derchinger Straße in Lechhausen ausweisen will. Knapp 90 Hektar sollen dort für die Ansiedlung von Firmen erschlossen werden, um den Bedarf für das nächste Jahrzehnt abzudecken. Es ist das flächenmäßig größte Stadtentwicklungsprojekt der Nachbarkommune seit vielen Jahren. Das im Juni beschlossene Bebauungsplanverfahren dürfte mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Losinger fordert angesichts dieser Perspektiven, dass sich auch Stadtrat und Kreistag mit den Plänen Augsburgs beschäftigen, die nach seiner Einschätzung nicht direkte Auswirkungen auf das Umland haben werden. Dabei seien insnem besondere Untersuchungen und Überlegungen zur Führung des Straßenverkehrs und des Öffentlichen Personennahverkehrs notwendig. Belange des Wittelsbacher Landes sieht Losinger auch bei den nötigen Ausgleichsflächen, bei den AusCSU-Politiker wirkungen auf Landwirtschaft und Naherholung, auf Schulen und Kindergärten berührt.
Dass auf den Landkreis AichachFriedberg große Herausforderungen zukommen, macht auch ein Gutachten zur Uniklinik deutlich, das im Mai im Kreistag vorgestellt wurde. Laut der von der Hamburger Firma ETR – Economic Trends Research – erarbeiteten Studie müssen die Kommunen neuen Wohnraum und neue Gewerbeflächen ausweisen, die Kinderbetreuung ausbauen, die Verkehrsanbindungen verbessern.
Nicht bei allen Kommunalpolitikern stieß dies auf Begeisterung, denn bereits jetzt ist der Druck groß. „Wir brauchen nicht noch mehr Leute, die auf den Wohnungsmarkt drängen“, sagte Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann. Landrat Klaus Metzger forderte die Rathauschefs jedoch auf: „Je früher wir beginnen, die Steuerungsinstrumente einzusetzen, umso klüger!“Und auch die Firma ETR mahnt zur aktiven Mitarbeit: „Wenn man darauf verzichtet, die Weichen zu stellen, dann ärgert man sich in 15 Jahren vielleicht.“