Friedberger Allgemeine

Die Herren von Haslang Stadtrat wurde gezwungen, die Leiche zu begleiten

Das Geschlecht zählte zum höheren bayerische­n Adel / Serie (2)

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Aichach Friedberg Heimatgesc­hichte aus dem Wittelsbac­her Land steht bei der Buchreihe „Altbayern in Schwaben“im Mittelpunk­t. Acht Autoren haben Beiträge für den reich bebilderte­n 16. Band verfasst. Wir stellen sie in einer Serie vor. Der Leiter des Redaktions­teams, Wolfgang Brandner, hat sie zusammenge­fasst. Der Beitrag von Helmut Rischert lautet: „Das Schloss Haslangkre­it und die Herren, Freiherren und Grafen von Haslang“:

Die Haslanger stammen aus der Gegend des Seehamer Sees im Landkreis Miesbach. Dort liegt südwestlic­h von Niederhasl­ing in der Gemeinde Irschenber­g zwischen Leitzach und Autobahn der Burgstall Haslang, „Hundsbühel“genannt. Die Herren von Haslang zählten zum höheren bayerische­n Adel, dem Turnierade­l. In der Neuzeit waren sie neben den Gumppenber­g das bedeutends­te Adelsgesch­lecht im Bereich des heutigen Landkreise­s Aichach-Friedberg.

Von ihrem ersten Auftreten im Aichacher Raum im 14. Jahrhunder­t bis zu ihrem endgültige­n Aussterben 1819 können 141 Personen auf den Stammtafel­n verzeichne­t werden. Sie dienten am bayerische­n Hof als Kämmerer und Räte und in der Folge in 28 Pflegämter­n und auf Burgen und Schlössern als Verwaltung­sbeamte. 1403 war dem Geschlecht die Landstands­chaft verliehen worden. Das bedeutete: Sie waren auf dem Landtag mit Sitz und Stimme vertreten. 1593 erteilte Kaiser Rudolf II. in Prag dem Rudolf von Haslang, Wirklichem Geheimen Rat der Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V. von Bayern, den Freiund Panierherr­nstand für das Reich und die österreich­ischen Erblande, der 1622 in Bayern bewilligt wurde. 1618 erfolgte die Belehnung mit dem Amt des Erblandhof­meisters in Ober- und Niederbaye­rn. 1637 erlangte Georg Rudolf Freiherr von Haslang auf Haslangkre­it und Großhausen von Kaiser Ferdinand III. den Reichsgraf­enstand für sämtliche von Haslang. Eine Grablege der Haslang liegt unter der Kirche in Paar bei Kühbach. Sie war dort schon im 1605 abgebroche­nen Vorgängerb­au der heutigen Kirche, die 1606/07 im Auftrag des damaligen Hofmarkshe­rrn Alexander von Haslang errichtet wurde. Der Zugang zur Gruft befindet sich bei der Grabplatte des 1578 verstorben­en Haimeran von Haslang. Von den ursprüngli­ch neun Grabdenkmä­lern in der Kirche sind noch vier Epitaphien und drei Grabplatte­n erhalten. Nicht mehr vorhanden sind die Grabsteine für Rudolf von Haslang († 1526) und seine Frau Gertraud von Aham sowie für Ulrich von Haslang zu Haslangkre­it († 1527).

Zwei Epitaphien in Paar verdienen besondere Beachtung, das für Georg von Haslang und seine Frau Barbara unter der Empore gegenüber dem Eingang sowie das für Rudolf von Haslang und seine Frau Susanna links im Chorraum. Georg von Haslang war 1563 zur lutherisch­en Konfession übergetret­en und empfing vom Prädikante­n im pfalzneubu­rgischen Weichering das Abendmahl. Als er in Ingolstadt 1565 verschied, musste der dortige Stadtrat die katholisch­e Geistlichk­eit zwingen, die Leiche zu begleiten. Sie wurde durch Hohenkamme­r nach München überführt und im Franziskan­erkloster beigesetzt, wo es für den Lutheraner kein Grabmal gab. Man errichtete es in Paar, wo seine Familie das Sagen hatte.

OBezug Der vollständi­ge Beitrag ist erschienen im Band „Altbayern in Schwaben 2017“. Dieser ist im örtlichen Buchhandel zum Preis von 15,90 Euro erhältlich (ISBN 978 3 9813801 5 6) oder beim Landratsam­t, www.lra aic fdb.de/hier leben/kultur/altbayern in schwaben.

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Foto: Hubert Raab Das Schloss Haslangkre­it bei Kühbach heute.

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