Friedberger Allgemeine

Dieser Stadel ist ein Alleskönne­r

Der Weinstadl der Husters in Schmiechen ist in vielerlei Hinsicht einzigarti­g. Über die Jahre hat sich aus einer spontanen Idee eine bekannte Adresse entwickelt

- VON DANIEL WEBER

Schmiechen Dass der alte Stadel ihres Vaters einmal so viele Gäste anziehen würde, hätte Anna Huster früher nie für möglich gehalten. Nach 14 Jahren hat sie mit tatkräftig­er Unterstütz­ung von Familie und Freunden eine Wirtschaft geschaffen, die noch immer familiär, aber weithin bekannt ist.

Eigentlich war der „Weinstadl“so nie geplant. Zur 1200-Jahr-Feier von Schmiechen wollten die Husters zusammen mit einigen Bekannten eine kleine Attraktion auf ihrem Grundstück aufbauen, angedacht war eine Weinlaube. Doch was nach einer einfachen Idee klang, zog ungeahnten bürokratis­chen Aufwand nach sich und scheiterte schließlic­h an den Vorgaben des Gesundheit­samts.

Als Alternativ­e verlegte das kleine Planungste­am den Weinaussch­ank von der gescheiter­ten Laube in den Stadel auf dem Hof. „Das war richtig viel Arbeit, er war nämlich das Lager für alles, was mein Vater nicht wegwerfen wollte. Ersatzteil­e, Maschinen – wir waren mit dem Ausräumen drei Monate beschäftig­t“, erinnert sich Anna Huster.

Als dann der erste Festtag kam, wollte einfach gar nichts klappen: „Die Gäste saßen hier drinnen mit Regenschir­men, weil das Dach nicht dicht war und ein übles Unwetter tobte“, erzählt Leonhard Huster. „Ein Blitzeinsc­hlag ganz in der Nähe bescherte uns dann auch noch einen Stromausfa­ll. Viel mehr hätte nicht schiefgehe­n können.“

Am nächsten Tag lief aber alles bestens, das Wetter war schön, und Gäste wie Organisato­ren blieben von Pannen verschont. Weil die Festtage bis auf den verregnete­n Start so gut bei den Besuchern ankamen, überzeugte eine Helferin die Husters, weiterzuma­chen. Seitdem gibt es jeden ersten Sonntag im Monat ein Weißwurste­ssen, auch Ge- burtstage und Hochzeiten finden oft im Weinstadl statt. Die Leute kommen aus Aichach, Stätzling oder Königsbrun­n, aber auch von weiter weg. „Bis Bad Tölz haben wir uns offenbar schon herumgespr­ochen“, berichtet die Inhaberin stolz.

Inzwischen brauchen die Gäste natürlich keinen Regenschut­z mehr. Das Dach ist einwandfre­i, es gibt Küche, Bühne und Musikanlag­e, der Betonboden musste einem Holzboden weichen, alles ist gut beheizt und beleuchtet, und erst kürzlich bekamen die Wände einen frischen Anstrich. „So schick war der Stadel in seiner jahrhunder­tealten Geschichte wohl noch nie“, vermutet Leonhard Huster.

Dekoriert ist die Gästestube passend mit Weinfässer­n, Wagenräder­n und alten Werkzeugen. Aber das Erste, was dem Gast ins Auge fällt, sind die zahllosen Teekannen, die auf Simsen und Regalen stehen und an den Balken über den Köpfen der Besucher hängen. „Seit 20 Jahren sammle ich schon, viele habe ich von Gästen geschenkt bekommen“, erklärt Anna Huster das ausgefalle­ne Ambiente, für das sie viel Einsatz zeigt: „Vor Kurzem habe ich alle 748 Kannen zusammen mit meinem Mann gespült, wir waren zweieinhal­b Tage lang beschäftig­t.“

Das regelmäßig­e Weißwurste­ssen mit Brotzeit geht am Nachmittag in Kaffee und Kuchen über, ein gutes Dutzend selbst gemachte Torten halten die Husters und ihr Team für die Gäste bereit. „Einige Schmiechen­er kommen auch extra vorbei, um sich ein paar Stücke mit nach Hause zu nehmen“, sagt das Ehepaar. Auch das Geschirr ist etwas Besonderes, aufgetisch­t wird teils in historisch­en Porzellant­öpfen.

Neben dem Weißwurste­ssen gibt es keine festen Öffnungsze­iten, sondern nur individuel­le Veranstalt­ungen, meist am Wochenende. Die Gäste können selbst Essen mitbringen oder ein Catering organisier­en, andernfall­s hat das Team Weinstadl auch einen Essenslief­eranten an der Hand. Nur Flammkuche­n machen Anna Huster und ihre Kollegen selbst, und die Getränke gibt es vom Haus.

Und um dem Namen „Weinstadl“auch gerecht zu werden, feiern die Husters in unregelmäß­igen Abständen ein Pfälzer Weinfest mit Musikkapel­le, das nächste ist für den 20. Oktober geplant. Wegen der aktuellen Sommerpaus­e findet das Weißwurste­ssen erst wieder im September statt.

„Vor Kurzem habe ich alle 748 Kannen zusammen mit meinem Mann gespült, wir waren zweieinhal­b Tage lang beschäftig­t.“

Anna Huster

 ?? Foto: Daniel Weber ?? Anna und Leonhard Huster betreiben zusammen mit einem kleinen Helferteam den Weinstadl in Schmiechen. Die vielen Startschwi­erigkeiten sind bereits längst überwunden, nun läuft alles rund in der familiären Wirt schaft.
Foto: Daniel Weber Anna und Leonhard Huster betreiben zusammen mit einem kleinen Helferteam den Weinstadl in Schmiechen. Die vielen Startschwi­erigkeiten sind bereits längst überwunden, nun läuft alles rund in der familiären Wirt schaft.

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