Dieser Stadel ist ein Alleskönner
Der Weinstadl der Husters in Schmiechen ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Über die Jahre hat sich aus einer spontanen Idee eine bekannte Adresse entwickelt
Schmiechen Dass der alte Stadel ihres Vaters einmal so viele Gäste anziehen würde, hätte Anna Huster früher nie für möglich gehalten. Nach 14 Jahren hat sie mit tatkräftiger Unterstützung von Familie und Freunden eine Wirtschaft geschaffen, die noch immer familiär, aber weithin bekannt ist.
Eigentlich war der „Weinstadl“so nie geplant. Zur 1200-Jahr-Feier von Schmiechen wollten die Husters zusammen mit einigen Bekannten eine kleine Attraktion auf ihrem Grundstück aufbauen, angedacht war eine Weinlaube. Doch was nach einer einfachen Idee klang, zog ungeahnten bürokratischen Aufwand nach sich und scheiterte schließlich an den Vorgaben des Gesundheitsamts.
Als Alternative verlegte das kleine Planungsteam den Weinausschank von der gescheiterten Laube in den Stadel auf dem Hof. „Das war richtig viel Arbeit, er war nämlich das Lager für alles, was mein Vater nicht wegwerfen wollte. Ersatzteile, Maschinen – wir waren mit dem Ausräumen drei Monate beschäftigt“, erinnert sich Anna Huster.
Als dann der erste Festtag kam, wollte einfach gar nichts klappen: „Die Gäste saßen hier drinnen mit Regenschirmen, weil das Dach nicht dicht war und ein übles Unwetter tobte“, erzählt Leonhard Huster. „Ein Blitzeinschlag ganz in der Nähe bescherte uns dann auch noch einen Stromausfall. Viel mehr hätte nicht schiefgehen können.“
Am nächsten Tag lief aber alles bestens, das Wetter war schön, und Gäste wie Organisatoren blieben von Pannen verschont. Weil die Festtage bis auf den verregneten Start so gut bei den Besuchern ankamen, überzeugte eine Helferin die Husters, weiterzumachen. Seitdem gibt es jeden ersten Sonntag im Monat ein Weißwurstessen, auch Ge- burtstage und Hochzeiten finden oft im Weinstadl statt. Die Leute kommen aus Aichach, Stätzling oder Königsbrunn, aber auch von weiter weg. „Bis Bad Tölz haben wir uns offenbar schon herumgesprochen“, berichtet die Inhaberin stolz.
Inzwischen brauchen die Gäste natürlich keinen Regenschutz mehr. Das Dach ist einwandfrei, es gibt Küche, Bühne und Musikanlage, der Betonboden musste einem Holzboden weichen, alles ist gut beheizt und beleuchtet, und erst kürzlich bekamen die Wände einen frischen Anstrich. „So schick war der Stadel in seiner jahrhundertealten Geschichte wohl noch nie“, vermutet Leonhard Huster.
Dekoriert ist die Gästestube passend mit Weinfässern, Wagenrädern und alten Werkzeugen. Aber das Erste, was dem Gast ins Auge fällt, sind die zahllosen Teekannen, die auf Simsen und Regalen stehen und an den Balken über den Köpfen der Besucher hängen. „Seit 20 Jahren sammle ich schon, viele habe ich von Gästen geschenkt bekommen“, erklärt Anna Huster das ausgefallene Ambiente, für das sie viel Einsatz zeigt: „Vor Kurzem habe ich alle 748 Kannen zusammen mit meinem Mann gespült, wir waren zweieinhalb Tage lang beschäftigt.“
Das regelmäßige Weißwurstessen mit Brotzeit geht am Nachmittag in Kaffee und Kuchen über, ein gutes Dutzend selbst gemachte Torten halten die Husters und ihr Team für die Gäste bereit. „Einige Schmiechener kommen auch extra vorbei, um sich ein paar Stücke mit nach Hause zu nehmen“, sagt das Ehepaar. Auch das Geschirr ist etwas Besonderes, aufgetischt wird teils in historischen Porzellantöpfen.
Neben dem Weißwurstessen gibt es keine festen Öffnungszeiten, sondern nur individuelle Veranstaltungen, meist am Wochenende. Die Gäste können selbst Essen mitbringen oder ein Catering organisieren, andernfalls hat das Team Weinstadl auch einen Essenslieferanten an der Hand. Nur Flammkuchen machen Anna Huster und ihre Kollegen selbst, und die Getränke gibt es vom Haus.
Und um dem Namen „Weinstadl“auch gerecht zu werden, feiern die Husters in unregelmäßigen Abständen ein Pfälzer Weinfest mit Musikkapelle, das nächste ist für den 20. Oktober geplant. Wegen der aktuellen Sommerpause findet das Weißwurstessen erst wieder im September statt.
„Vor Kurzem habe ich alle 748 Kannen zusammen mit meinem Mann gespült, wir waren zweieinhalb Tage lang beschäftigt.“
Anna Huster