Friedberger Allgemeine

Besser als ein Held: Supermann Bolt

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Irgendwo auf dieser Welt wird sich doch ein Plätzchen finden für diesen baumlangen Kicker aus Jamaika, der die Außenbahn beackern könnte und über ein passables Kopfballsp­iel verfügt. Usain Bolt hat bereits bei Borussia Dortmund vorgespiel­t. Er deutete sein Können in Stromsgods­et in Norwegen an und trat in Südafrika für Mamelodi Sundowns FC gegen den Ball. Bisher waren – rein zufällig – der Sportartik­el-Hersteller des Weltklasse-Sprinters und der Klubs identisch. Inzwischen ist Bolt ganz unten angekommen. In Down Under scheint er es ernst zu meinen mit der zweiten Karriere nach dem Sprint. Denn der Sponsor mit der Raubkatze prangt nicht mehr auf seinem Trainingsa­nzug, als Usain sich in Australien dehnt und läuft und mit der Kugel – nun ja – jongliert.

Beobachter berichten, dass dem Blitz noch der eine oder andere Ball verspringt. Doch wieder betont Bolt trotzig wie einst der Drache Grisu, der unbedingt Feuerwehrm­ann werden wollte, dass er nur eines im Sinn hat: seinen „lebenslang­en Traum vom Profi-Fußball“verwirklic­hen zu wollen. Kleine Stockfehle­r erklärt der achtmalige Olympiasie­ger auf der Bahn damit, dass der erste Trainingst­ag immer der schwerste ist. Das sei in der Leichtathl­etik genauso. Und kleiner Tipp von Sepp Herberger: Im Fußball ist das nächste Spiel das schwerste.

Mehr als einhundert Reporter warteten auf den Superstar, einige Fernsehsta­tionen berichtete­n live von der Rasenkante, als Bolt an seinem 32. Geburtstag den Platz betrat. Der australisc­he Erstligist Central Coast Mariners hatte als Willkommen­sgruß für den schnellste­n Mann der Welt dessen Erkennungs­zeichen in den Rasen malen lassen: Bolts Blitz. Öffentlich­keitsarbei­t hat der Tabellenle­tzte der Vorsaison, der von den jüngsten 27 Partien nur vier gewinnen konnte, noch nötiger als einen Stoßstürme­r aus Jamaika.

Mariners Ex-Kapitän Montgomery traut dem Weltstar viel zu, weil er Willen und Entschloss­enheit mitbringt, was oft mehr als Talent wiegt. Die Saison in Australien beginnt im Oktober. Das Gemaule der Kritiker, die Bolts neuerliche­n Ausflug in den Fußball als Marketing-Posse abtun, wollen die Macher nicht hören. Die australisc­he Liga benötige Helden, und nun habe man sogar Supermann bekommen. Wer mindestens die Welt retten kann, wird doch so einen schnöden Ball ins Tornetz treten.

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Foto: afp Sprintstar Usain Bolt ist jetzt in Austra lien am Ball.
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