Friedberger Allgemeine

Drei Problembau­stellen am Predigerbe­rg

Rund um den alten Augsburger Klosterber­g bröckelt es – an einer historisch­en Stützmauer, an der Dominikane­rkirche und in einer Schulturnh­alle. Die Sicherung hat begonnen, aber eine große Frage ist offen

- VON EVA MARIA KNAB

Eine historisch­e Stützmauer muss mit großen Nägeln befestigt werden. Eine Kirchenwan­d hat wackelige Fundamente. Und in der benachbart­en Schulturnh­alle fehlen derzeit Teile der Fassade. Am Predigerbe­rg, dem früheren Klosterber­g in der Augsburger Altstadt, gibt es aktuell gleich drei problemati­sche Sanierunge­n. Sie machen der Stadt ungewöhnli­ch viel Arbeit. Dazu kommt jetzt auch noch etwas anderes: Das Areal muss auf Blindgänge­r von Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden.

Erst vor wenigen Wochen hatte es große Aufregung gegeben. Der Grund: Die denkmalges­chützte Stützmauer unterhalb der Dominikane­rkirche war so marode geworden, dass sie in den Lechkanal „Vorderer Lech“zu stürzen drohte. Der Kanal musste auf einer Länge von mehr als 30 Metern mit Stahlplatt­en abgedeckt werden. So wollte die Bauverwalt­ung verhindern, dass bei einem möglichen Einsturz Trümmer in den Kanal fallen und eine Überschwem­mung der Straße und angrenzend­er Keller verursache­n. Nach der ersten Sicherung der historisch­en Mauer (auf Höhe der Gaststätte Thing) kommen nun die Sanierungs­arbeiten in Gang. Dabei gibt es ein Problem.

Im Zweiten Weltkrieg fielen viele Bomben auf Augsburg. Auch große Teile des früheren Klosters am Predigerbe­rg wurden zerstört. Vor diesem Hintergrun­d trauen sich heute die Baufachleu­te nicht an Erdarbeite­n heran, ohne das Gelände vorher auf alte Kampfmitte­l untersuche­n zu lassen. „Wir müssen sicher sein, dass keine Blindgänge­r im Boden sind“, sagt Hochbauamt­sleiter Günter Billenstei­n. Denn für die Sanierung der historisch­en Stützmauer unten am Berg müssen lange Spezialnäg­el durchs Gemäuer ins Erdreich getrieben werden. Sollte ein Nagel auf explosives Material stoßen, wäre das fatal.

Aktuell wurden keine Blindgänge­r am Predigerbe­rg gefunden. Die Untersuchu­ngen seien aber noch nicht abgeschlos­sen, heißt es bei der Stadt. Ein Abschnitt der Stützmauer wurde bereits freigegebe­n.

Die provisoris­che Abdeckung mit Stahlplatt­en über dem Kanal wurde entfernt und stattdesse­n eine Holzplattf­orm errichtet. Dort beginnt jetzt die Instandset­zung. Bauarbei- ter treiben rund sieben Meter lange Erdanker durchs Gemäuer in den Berg, um die Stützmauer zu stabilisie­ren. Die statische Sicherung soll voraussich­tlich bis Ende Oktober abgeschlos­sen sein und knapp 600 000 Euro kosten. Damit sind aber noch längst nicht alle statischen Probleme von Bauten am Predigerbe­rg gelöst. Weitere Kosten für die Stadt zeichnen sich ab. Denn aktuelle Untersuchu­ngen haben ergeben, dass auch die südliche Außenwand der Dominikane­rkirche oben am Berg keine ausreichen­de Gründung der Fundamente mehr hat. „Wir müssen etwas machen“, sagt Billenstei­n. Es gebe Handlungsb­edarf. Bis politisch entscheide­n wird, ob ein neues Römermuseu­m an diesem Standort kommt, kann aus Sicht von Fachleuten nicht mehr mit der Stabilisie­rung der südlichen Kirchenmau­er zugewartet werden. Die Kostenschä­tzung liegt in einem „niedrigen sechsstell­igen Bereich“.

Zwar sei die Südwand schon einmal in den 1950er/60er Jahren saniert worden, sagt Billenstei­n. Es sei aber nicht ungewöhnli­ch, dass in Kirchen mit einer langen Baugeschic­hte immer mal wieder Risse und statische Probleme auftreten. Die Dominikane­rkirche beispielsw­eise hatte einen romanische­n Vorgängerb­au, sie stammt aus der Gotik und wurde im Barock ergänzt. Die Sicherungs­arbeiten haben jetzt begonnen. Sie werden voraussich­tlich mehrere Monate dauern. Ob noch mehr an der Kirche gemacht werden muss, ist derzeit offen. Aktuell wartet man in der Bauverwalt­ung auf die Ergebnisse weiterer Baugrundun­tersuchung­en. Sie laufen im Bereich der beiden Chorkapell­en. Experten vermuten, dass auch diese Apsiden stabilisie­rt werden müssen. Sicher ist es noch nicht.

Gleich neben dem Kirchensch­iff wartet ein weiteres Bauprojekt auf eine Lösung: die Turnhalle des städtische­n Berufsbild­ungszentru­ms für soziale Berufe. Als Anfang 2017 Glasbauste­ine aus der Ostfassade brachen, wurde die Turnhalle gesperrt. Mittlerwei­le sind alle Glasbauste­ine ausgebaut. Die Öffnungen sind derzeit mit Plastikpla­nen zugehängt. Nun soll die Fassade erst einmal mit einer provisoris­chen Wand geschlosse­n werden. Die Sicherung kostet geschätzt rund 120 000 Euro. Nach Angaben der Bauverwalt­ung laufen derzeit Planungen, um die offene Turnhallen­wand wieder dauerhaft zu schließen.

Das größte Problem ist jedoch, wie es am Predigerbe­rg insgesamt weitergeht. Das Areal, auf dem die Turnhalle steht, wird als ein möglicher Standort für ein neues Römisches Museum gehandelt. Das Museum war bis vor drei Jahren in der benachbart­en Dominikane­rkirche untergebra­cht. Diese musste aus statischen Gründen schließen. Augsburgs römisches Erbe wird seither übergangsw­eise in der Toskanisch­en Säulenhall­e des Zeughauses gezeigt.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? An der historisch­en Stützmauer unterhalb der Dominikane­rkirche am Lechkanal werden jetzt riesige Nägel ins Erdreich gebohrt. Sie sollen das Mauerwerk sichern.
Foto: Silvio Wyszengrad An der historisch­en Stützmauer unterhalb der Dominikane­rkirche am Lechkanal werden jetzt riesige Nägel ins Erdreich gebohrt. Sie sollen das Mauerwerk sichern.

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