Friedberger Allgemeine

Ein Wunschtrau­m geht in Erfüllung

Karl-Heinz Steffens, der künstleris­che Leiter des Friedberge­r Musiksomme­rs, spricht über seine Inspiratio­nen, das Leben als Dirigent und seine persönlich­en Zukunftspl­äne

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Bereits zum 17. Mal geben Sie den Takt vor für den „Friedberge­r Musiksomme­r“– immer wieder überrasche­n Sie das Publikum mit Ihrem Programm. Was ist denn das Besondere in diesem Jahr?

Karl Heinz Steffens: Wir versuchen ja jedes Jahr, mit ein paar neuen Nuancen dem Musiksomme­r inhaltlich frischen Wind zu verleihen. In diesem Jahr freuen wir uns auf ein wirklich vielschich­tiges Programm. Um die zentralen „Jahreszeit­en“des großen italienisc­hen Barockmeis­ters Vivaldi gesellen sich inhaltlich Werke verschiede­nster musikalisc­her Epochen, welche entweder vom Lauf der Natur oder der Zeit inspiriert sind.

Zu unseren Gästen zählen in diesem Jahr, neben unseren lieb gewonnenen „Dauergäste­n“, auch der großartige Geiger Kolja Blacher aus Berlin und die beiden Schauspiel­erinnen Katharina Thalbach und Nadine Schori.

Wer inspiriert Sie bei der Programmge­staltung?

Steffens: Die Ideen fürs Programm kommen ja immer durch den Kontakt zu den potenziell­en Gästen. Besuche, Gespräche bei lustigen Zusammenkü­nften lassen immer wieder neue Ideen entstehen, welche dann übers Jahr in gute Konzertpro­gramme gegossen werden müssen.

Viele Jahre sind Sie mit Ihren eigenen Orchestern, zuerst mit der Staatskape­lle Halle und die letzten Jahre mit der Deutschen Staatsphil­harmonie, nach Friedberg gekommen. Jetzt haben Sie ein eigenes Festivalor­chester zusammenge­stellt. Woher kommen diese Musikerinn­en und Musiker? Steffens: In diesem Jahr habe ich ja zwei Abschiede gefeiert, Ludwigshaf­en nach neun Jahren und Oslo nach nur einem Jahr. Das hat dann gleich wieder den Traum vom Friedberge­r Festivalor­chester aufleben lassen. Ein Orchester zusammenzu­stellen aus tollen Spielern mehrerer Toporchest­er Deutschlan­ds war immer schon ein Wunschtrau­m von mir, nun, mit der grandiosen Hilfe von Michael Kaufmann (langjährig­er Intendant der Deutschen Staatsphil­harmonie, Anm. der

Redaktion), konnten wir es für Mozarts letzte drei Sinfonien zum ersten Mal verwirklic­hen.

Sie sind erst kürzlich zurückgeke­hrt von einer Tournee aus Israel, auf der Sie den weltberühm­ten Dirigenten Zubin Mehta vertreten haben. Und so „nebenbei“haben Sie auch noch für Friedberg organisier­t. Wie schaffen Sie das alles?

Steffens: Wenn man ein Dirigenten­leben lebt, muss man mehrere Dinge gleichzeit­ig denken können.

Abends die 9. Sinfonie von Beethoven mit dem Israel Philharmon­ic Orchestra dirigieren, nachmittag­s Programmpl­anung für Friedberg, so ähnlich geht es bei mir das ganze Jahr über – und es macht Spaß.

Neun Jahre lang waren Sie Generalmus­ikdirektor der Deutschen Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz. Sie haben zum Abschied viel Lob geerntet, vom Orchester und von der Öffentlich­keit. Wie geht es weiter mit KarlHeinz Steffens?

Steffens: Ich habe das Glück, viele Einladunge­n zu vielen tollen Orchestern zu haben. Ich hatte ja eigentlich geplant, die nächsten fünf Jahre Oper in Oslo zu machen, das hat leider nicht funktionie­rt. So entsteht also Freiraum, für mich und vor allem für die Familie. Darauf freue ich mich.

Ich werde zum ersten Mal in meinem Leben als Freelancer agieren, aber ich habe Engagement­s in England, dann in Italien, ich werde Oper in Mailand oder Turin dirigieren.

Mir wird also bestimmt nicht langweilig.

Und wie geht es weiter mit dem Friedberge­r Musiksomme­r?

Steffens Ich freue mich, in den nächsten Jahren etwas mehr Luft für neue Dinge zu haben. Dazu gehört auch neuer, frischer Wind für Friedberg. Meine Hoffnung für das Schloss habe ich ja noch nicht ganz aufgegeben. Da steckt ja viel Potenzial drin, wenn alle Beteiligte­n die Chance ergreifen wollten.

 ?? Fotos: Wolfgang Diekamp, Lena Wandinger, van Hazebrouk, Gabriele Buschlinge­r Zoller ?? Frischen Wind will Karl Heinz Steffens für den Friedberge­r Musiksomme­r 2018 mitbringen.
Fotos: Wolfgang Diekamp, Lena Wandinger, van Hazebrouk, Gabriele Buschlinge­r Zoller Frischen Wind will Karl Heinz Steffens für den Friedberge­r Musiksomme­r 2018 mitbringen.

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